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Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Titel: Die Kometenjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Deckert
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kam aus der Richtung, in die die Menschen strömten. Wir folgten ihnen einfach und gerieten auf einen Markt für Kunsthandwerk.
    An den Ständen wurde Töpferware angeboten, Decken, Mundgeblasenes, T-Shirts mit Aufdruck. Und immer wieder Gemälde in Öl: Indianermädchen, die mit weisen Augen in die Ferne blickten. Delfine, die im Mondlicht über glitzernde Wellenkämme sprangen. Touristen mit großen Hüten schlenderten zwischen den Ständen hindurch und begutachteten all die Albernheiten oder machten Halt in den Galerien am Straßenrand, aus denen Glockenspiel-Musik bimmelte.
    In den Schaufenstern der Esoterik-Shops herrschte planetare Harmonie. Über allem wachten die verschatteten, uralten roten Felsen. Es war das Ewige und das ewig Lächerliche in einem Bild, und ich brachte es nicht zusammen: Diese Landschaft war wie ein Wunder – und die Menschen darin interessierten sich für Delfin-T-Shirts.
    Ich war froh, als Sedona nur noch in unserem Rückspiegel zu sehen war. Aber sobald wir fuhren, kreisten meine Gedanken wieder um Deutschland und Los Angeles und störten mich beim Betrachten der Natur.
    Vielleicht war diese Gleichzeitigkeit ja unvermeidlich. Jedes Mal, wenn wir dem Ewigen gegenübertraten, mussten wir uns rasch eine Alltagssorge suchen, um es irgendwie zu beflecken und besser ertragen zu können. Es war das Gleiche, wie mit einem blöden Hut durch diese göttliche Landschaft zu laufen.
    Achtundzwanzig Meilen bis Flagstaff, stand auf einem Schild. Der 89er verlief entlang eines steinigen Flussbettes, zu unserer Linken hatte das Wasser eine gewaltige Schlucht in den roten Fels geschlagen. Oak Creek Canyon. Die Größe der Natur, die riesigen Felswände schienen irgendeinen mythischen Aufbruch zu verkünden. Ein Land der Pioniere. Und mitten darin Tom und ich, wie zwei Laiendarsteller vor zu großer Kulisse. Dieses Land hatte keine Reisenden wie uns verdient.
    Noch zwanzig Meilen bis Flagstaff. Nur noch ein letzter Berg, der zu überqueren war.
    Ich hoffte, dass Tom dort auf der anderen Seite wenigstens zu einer Entscheidung gezwungen würde.
    Das kleine Backsteinhotel lag an der Landstraße, ein paar Meilen vor Flagstaff, und sah aus wie ein ehemaliges Post- oder Telegrafenamt. Im Erdgeschoss war eine Bar.
    »Schau mal«, sagte ich zu Tom. »Da könnten wir was trinken und nach einem Zimmer fragen.«
    »Willst du nicht erst in die Stadt fahren?«
    »Das können wir morgen früh machen. Heute richten wir eh nichts mehr aus.«
    »Stimmt«, sagte er.
    »Da ist ein Billiardtisch. Spielen wir eine Runde.«
    Der Wirt hatte leider kein Zimmer mehr für uns, aber die Billardpartie entschied ich klar für mich. Tom war außer Gefecht. Jedes Mal, wenn ich am Stoß war, stützte er sich an der Bar ab und machte ein Gesicht, als wollte ich ihn unnötig quälen.
    Nach der Partie bestellte ich zwei Bier. Tom konnte keine Gegenwehr mehr leisten. Er saß auf einer Holzbank unter den Spiegeln mit Biermarkenlogos und lehnte den Kopf an die Wand. Noch bevor er zweimal an seinem Bier genippt hatte, war er eingeschlafen.
    Die Müdigkeit hüllte mich selbst wie in Watte. Aber in einer leeren Bar neben einem Schlafenden zu sitzen, kam mir plötzlich sinnlos vor.
    An der Wand neben dem Tresen hing ein Münzfernsprecher. Auf meiner Karte mussten noch zwei Dollar übrig sein. Ich überlegte, wen in Deutschland ich anrufen könnte. Schließlich wählte ich Veras Nummer. Das Telefon klingelte lang. Wahrscheinlich genoss sie den Abend und hörte das Handy in ihrer Handtasche nicht. Nein, es war ja früher Morgen bei ihr! Schnell schmiss ich den Hörer wieder auf die Gabel und starrte in mein Bier.
    Irgendetwas stimmte nicht, behauptete mein Bier. Vera schaltete das Telefon immer aus, bevor sie zu Bett ging. Sie musste also noch wach sein. Samstagnacht. Ich wählte die Nummer noch einmal. Jetzt sprang sofort die Mailbox an. Es kam mir vor wie ein endgültiges Zeichen, ein finaler Gruß, der mich erreichte, in Arizona in einer leeren Bar.
    Ich blieb mit meinem Bier am Tresen stehen und wartete. Es ging auf acht Uhr zu, und der einzige andere Besucher war ein schwerer, bärtiger Mann mit einer Baseballkappe, der nach Stammgast aussah. Er saß zwei Hocker von mir entfernt. Vermutlich sah ich einsam genug aus, um angesprochen zu werden. Er fragte, was für eine Sprache wir sprächen.
    Deutsch, sagte ich und konnte mich gar nicht erinnern gesprochen zu haben. Er wollte wissen, ob wir Touristen seien. Es kämen oft Touristen hier durch,

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