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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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gewartet, war ihm gefolgt und hatte bei den Kais zugeschlagen. Genauso, wie jemand auf mich gewartet hatte, dachte Lena düster.
    Es vibrierte in ihrer Tasche. Das Handy. Sie zog es heraus. Das Display zeigte die Nummer von Gunnarstranda.
    »Ich möchte dir vor allem mein Beileid aussprechen«, sagteGunnarstranda. »Ich weiß, dass Rindal einen Fehler gemacht hat, du brauchst mir also nicht zu erzählen, dass er ein Arschloch ist. Aber ich werde deine Arbeit übernehmen, während du rumsitzt und Däumchen drehst, und dafür brauche ich ein Briefing.«
4
    Sie fand Gunnarstranda im Café Justisen mit einer Tasse schwarzen Kaffees vor sich.
    Lena setzte sich.
    Sie sahen sich an.
    Er sagte kein Wort. Umständlich pulte er das Papier von einem Stück Würfelzucker.
    Ab und zu konnte das Schweigen dieses Mannes einem auf die Nerven gehen. »Du wolltest ein Briefing?«, sagte sie, während er eingehend den Würfelzucker studierte. Lena winkte ärgerlich der Kellnerin.
    Diese verschwand hinter dem Tresen. Das machte Lena noch ärgerlicher. Wo hatte die Frau ihre Augen? Im Hinterkopf?
    »Ich glaube, die Zeit ist reif, dass du Otta hinter dir lässt«, sagte Gunnarstranda geistesabwesend.
    »Hm?«
    Plötzlich stand die Kellnerin am Tisch. Sie hielt eine dampfende Tasse Tee in den Händen und stellte sie vor Lena.
    »Tee«, sagte Gunnarstranda. »Ich habe für dich bestellt. Grüner Tee mit Apfelgeschmack. Den trinkst du doch immer, oder? Ich weiß, dass du außerhalb der Mahlzeiten nichts isst. Deshalb habe ich nichts zu essen bestellt. Sieh dich um.«
    Lena sah sich um. Ein paar müde Bierbäuche saßen mit braunen Gläsern vor sich an der Fensterfront. Am Nachbartischhockten drei Jugendliche, die über irgendetwas diskutierten. Hinter ihnen saß ein adrett gekleideter Herr und aß eine so genannte Portion , Brot mit Schinken und Ei.
    Gunnarstranda ließ den Würfelzucker langsam die Kaffeeoberfläche durchbrechen. Als der Würfel sich mit Kaffee vollgesogen hatte, steckte er ihn in den Mund und nippte an der Tasse. Setzte sie wieder ab. »Edel, meine Frau, die vor ein paar Jahren gestorben ist«, sagte er, »Edel und ich, wir haben immer eine Hütte im Gudbrandsdal gemietet. Jedes Mal, wenn wir etwas brauchten, mussten wir nach Otta hinunter fahren, um einzukaufen. Tja, Otta ist ein kleiner Ort, und das Gudbrandsdal ist eine populäre Touristenfalle. An den Wochenenden und zu Ostern gab es sicher genauso viele Autos in den engen Straßen wie in halb Oslo. Die Leute waren stinksauer. Sie fuhren in der Schlange, standen Schlange, kauften in der Schlange ein, aßen in der Schlange. Eine solche Einkaufstour konnte bei manchen so viel Adrenalin und Stress mobilisieren, dass es Schlägereien gab, wenn sich jemand in der Schlange an der Kasse oder bei der Post vordrängelte. Edel hat solche Dinge immer klarer erkannt als ich. Irgendwann sagte sie, sie hätte keine Lust mehr dazu. – Okay, sagte ich – wo wollen wir uns stattdessen eine Hütte mieten, oder willst du vielleicht, dass wir eine kaufen? – Nein, sagte sie. – Aber wir kaufen lieber woanders ein. Sie hatte natürlich Recht.«
    Gunnarstranda lächelte sanft und rührte in seiner Tasse. »Wir ließen Otta hinter uns und fuhren nie wieder hin.«
    Dann hob er seine Tasse und sah Lena in die Augen.
    »Was willst du mir damit sagen?«, fragte Lena und begegnete seinem Blick ohne zu blinzeln.
    Gunnarstranda stellte seine Tasse ab, ohne daran zu nippen, und suchte nach Worten. »Edel konnte keine Kinder bekommen. Das war der größte Schmerz ihres Lebens, ein Schmerz, den sie mitnahm, als sie krank wurde. Es wurde auch meinSchmerz, eine lange Zeit. Aber jetzt ist das mit den Kindern nicht mehr so wichtig. Edel ist schon lange tot, und ich bin über das Kinderthema hinweggekommen.«
    Lena arbeitete schon einige Jahre mit diesem Mann zusammen, aber sie hatte noch nie erlebt, dass er sich öffnete. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass er verheiratet war. Allerdings war sie sich gar nicht sicher, ob sie solche Dinge überhaupt wissen wollte. »Vielleicht solltest du nicht so persönlich werden«, sagte sie langsam. »Wir, deine Kollegen, sind daran nicht gewöhnt.«
    »Wenn du mal innehältst und dich umsiehst«, sagte Gunnarstranda, »und dich dann selbst betrachtest, was erscheint dir dann wichtig?«
    »In meinem Leben? Es zu schaffen. Wenn du meine Arbeit meinst, dann ist die Antwort dieselbe – sie zu schaffen.«
    Endlich nippte Gunnarstranda an seinem Kaffee. »Aber

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