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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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auf«, sagte Frank und beugte sich über den Motor.
    Lena öffnete die Packung mit den Überbrückungskabeln. »Ich muss das selbst hinkriegen«, sagte sie und schob ihn zur Seite, griff nach einem Kabel und befestigte die Klammer am Pol mit dem Pluszeichen an der Batterie. Dann griff sie nach der anderen Klemme und sah in den Motorraum von Frølichs Wagen.
    »Da«, sagte er und zeigte mit dem Finger.
    »Ich seh’s schon«, sagte sie, während sie nach dem Pluszeichen suchte. Frank war ungeduldig. »Da«, sagte er.
    »Ich sag doch, ich seh’s schon«, sagte Lena und wollte die Klemme befestigen.
    »Nicht da«, sagte er ärgerlich. »Da!« Er wollte ihr die Klemme aus der Hand nehmen.
    »Ich mach das!«
    Sie befestigte die Klemme am Pol, ohne dass er protestierte. Das lief ja wie am Schnürchen. Sie betrachtete das andere Kabel forschend.
    Frølich betrachtete sie mit milder Herablassung.
    »Ja?«
    »Das ist die Erde.«
    »Das weiß ich auch!« Sie befestigte das Kabel am entgegengesetzten Pol seiner Batterie. Das Kabel war zu kurz, also befestigte sie das andere Ende am Rand der Kühlerhaube. »Jetzt geht’s in die Erde.«
    »Schlau«, sagte er. »Wir versuchen es.«
    Lena hatte keine Ahnung, was daran schlau gewesen war, aber sie setzte sich ans Steuer ihres Wagens und drehte den Zündschlüssel herum. Der Starter sprang an, als wäre die Batterie frisch aufgeladen. Der Motor ebenfalls. Sie gab Gas. Der Wagen lief wie geschmiert. Frank Frølich machte die Kabel wieder ab und ließ die Kühlerhaube fallen.
    »Jetzt kommst du zurecht?«, rief er durch den Motorenlärm.
    Sie nickte. »Danke dir!«
    »Fahr noch eine halbe Stunde herum, bevor du den Motor wieder ausmachst«, sagte Frølich, »dann kann die Batterie sich aufladen.«
    Sie nickte, winkte ihm zu, gab Gas und drehte die Heizung voll auf.
2
    In der Wohnung war es warm wie in einer Sauna. Lena hatte sich den Pullover ausgezogen, aber auch das kurzärmelige T-Shirt klebte ihr am Rücken.
    »Sie brauchen mir nichts anzubieten«, rief sie.
    »Was haben Sie gesagt?«, tönte die Stimme aus der Küche.
    Die Frau war tatsächlich schwerhörig. Lena gab es auf, sich verständlich zu machen. Sie lehnte sich im Sofa zurück. Eine Ameise! Sie riss die Augen auf. Es war Ende Dezember, Winter, eiskalt draußen und der Boden gefroren. Wie konnte eine Ameise einfach so hier drinnen herumwandern? Sie folgte ihr mit den Blicken. Die Ameise lief unverzagt weiter. Lena streckte den Arm aus und legte einen Finger direkt vor die Ameise, dieüber den Finger kletterte und auf der anderen Seite wieder herunter. Huch! Die Ameise fiel von der Fensterbank und verschwand in einer Rille über dem Heizkörper.
    Lena sprang auf, zog das Sofa einen halben Meter vor, kniete sich hin, um die Ameise zu suchen. Keine Ameise auf dem Boden. Wahrscheinlich war sie tot. Im Heizkörper verbrannt. Nun hatte sie entgegen aller Wahrscheinlichkeit einen halben Winter überlebt und wurde dann wegen Lenas neugierigem Zeigfinger massakriert. Das war eine Katastrophe. Sie versuchte in den Spalt zwischen Wand und dem Heizkörper zu spähen.
    »Was machen Sie denn da?«
    Bodil Rømer stand in der Küchentür. In den Händen hielt sie ein Porzellantablett mit zwei Porzellantassen, Sahnekännchen und Zuckerschale.
    Lena errötete und setzte sich auf.
    »Ich fand, dass es ein wenig zieht«, sagte sie, »und wollte nachsehen, woher.«
    »Mein Mann hat ständig an dieser Ecke herumgebastelt«, sagte sie und kam näher. Sie setzte das Porzellantablett auf dem kleinen runden Tisch ab. Stellte jedem eine Tasse hin.
    »Sie brauchen mir nichts anzubieten«, sagte Lena. »Ich möchte Ihnen keine Umstände machen.«
    »Eine Tasse Kaffee nehmen Sie doch sicher, und ein paar Pfefferkuchen. Hinter dem Sofa steht ein Ofen. Diese Pfefferkuchen sind von Kiwi, viel besser als die von Rema. Es stimmt, es zieht ein bisschen. Und ich kann mich so schwer bücken, drehen Sie die Heizung ruhig ein bisschen höher.«
    Lena, die immer noch vor Hitze fast einging, stand auf und kniete sich neben das Sofa. Keine Ameise. Doch, da war sie, und sie war nicht allein. Eine kleine Kolonie arbeitete im Staub hinter dem Heizkörper. Ein Ameisenhaufen im Wohnzimmer! Wie mochte es unter dem Bett der Frau in ihrem Schlafzimmer aussehen?
    »So«, sagte Lena und stand wieder auf. »Jetzt wird es sicher schön warm hier drinnen!«
    Sie drehte sich um und blickte direkt in das Gesicht von Bodil Rømer, die ihren Kopf vorstreckte, um besser zu hören.

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