Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
Vom Netzwerk:
Armbanduhr umgebunden hast und der Fußboden dir entgegenkam.
    Sie lehnte sich zurück und betrachtete den Stuhl, auf dem der Junge saß. Über dem Stuhlrücken hing eine Umhängetasche.
    Lenas Mutter mochte Taschen mit vielen Fächern. Ich kaufe ihr eine Tasche, dachte Lena, schloss die Augen und atmete auf, erleichtert, dass sie endlich eine Geschenkidee für ihre Mutter hatte.
    Da ertönte laut und schrill eine Klingel über ihren Köpfen.
    Lena und der Junge mit dem Frank-Sinatra-Hut sahen sich an.
    »Ein Klient?«, fragte Lena.
    Der Junge sah zu der Klingel hinauf, die hoch oben an der Wand hing. »Etwas früh dafür«, sagte er.
    Es klingelte erneut.
    »Glaube nicht, dass das ein Klient ist. Klingt etwas zu energisch.«
    Der Junge stand auf und ging in den Flur. Lena trank ihren Plastikbecher mit dem lauwarmen Gløgg aus und schnitt eine Grimasse.
    Kurz darauf kam der Junge wieder zurück. Er lächelte über das ganze Gesicht.
    »Was war los?«, fragte Lena.
    »Der Typ hat nach Dag Enoksen gefragt.«
    Lena stand auf, ging zum Fenster und zog die Gardine ein wenig zur Seite. Sie schaute hinaus. »Und Sie haben gesagt, was wir abgesprochen hatten?«
    »Ja.«
    »Danke«, sagte Lena und holte ihr Handy aus der Tasche. In der Tür zögerte sie, drehte sich noch einmal um.
    »Also dann, frohe Weihnachten«, sagte sie.
    »Ihnen auch frohe Weihnachten«, sagte der Junge.
    Lena verließ hastig das Haus.
    In der Waldemar Thranes Gate war niemand zu sehen, nur die roten Rücklichter eines Wagens, der zum St. Hanshaugen hinauffuhr.
    Ein paar Sekunden lang schaute sie dem Wagen nach, danndrehte sie sich um und lief den Bürgersteig entlang. Jetzt ging es los. Sie hatten den Köder ausgeworfen, und der Fisch hatte angebissen. Sie rief Gunnarstranda an.
2
    Gunnarstranda fuhr mit hohem Tempo aus der Stadt hinaus, die E6 in Richtung Norden entlang. Er dankte Lena und wünschte ihr viel Glück.
    »Wo bist du?«, fragte Lena, deutlich überrascht.
    »Im Auto«, sagte Gunnarstranda. »Ich rufe dich später wieder an.«
    Er fuhr an Skedsmovollen vorbei und nahm die nächste Ausfahrt in Richtung Zentrum. Nach ein paar Kilometern verließ er die Hauptstraße und fuhr auf einer schmalen, aber gut ausgebauten Straße, die in ein kleines Dorf mit flachen Fertighäusern führte. Dann wurde die Straße noch schmaler und der Abstand zwischen den Häusern größer. Kurz darauf kam er an einem älteren Holzhaus vorbei, vor dessen verfallener Garage ein kleiner roter Traktor mit vorgebautem Schneepflug stand. Gunnarstranda war schon oft dort gewesen und kannte den Weg. Sein Ziel war das nächste Haus auf der linken Straßenseite. Das Haus leuchtete, wie jedes Jahr zu Weihnachten, wie eine amerikanische Cola-Reklame. Massen von roten, grünen und gelben Lichterketten schmückten den Dachfirst und den Hauseingang.
    Gunnarstranda bog auf den Hof ein.
    Dort wendete er und stellte den Wagen an der Seite ab. Er schaltete den Motor aus. Die Scheinwerfer erloschen. Durch die breiten Fenster konnte er ins Haus hineinsehen. Drinnen liefen die Vorbereitungen für eine Feier. Ein Teenager ging mit einer Streichholzschachtel herum und zündete Kerzen an. DasHölzchen war bis gefährlich nah an seine Fingerspitzen heruntergebrannt. Die nächste Kerze war eine zu viel. Der Junge verbrannte sich, ließ das Streichholz los und pustete hektisch auf seine Fingerspitzen, bevor er das nächste anzündete.
    Gunnarstranda nahm das Handy, das auf dem Beifahrersitz neben ihm lag. Er rief eine eingespeicherte Nummer auf. Ingrid Kobros private Handynummer.
    Bevor er die Nummer wählte, warf er einen weiteren Blick auf das Haus. Durch die Fenster konnte er jetzt Ingrid Kobro sehen, die aus der Küche kam und etwas zu einem anderen Teenager sagte.
    Er wandte sich vom Fenster ab.
    Gleich darauf hörte er ihre Stimme an seinem Ohr.
    »Ich stehe draußen«, sagte Gunnarstranda. »Ich kann sehen, dass du nicht allein bist. Deshalb ist es viel einfacher, wenn du rauskommst, als wenn ich reinkomme.«
    »Dann siehst du sicher auch, dass ich ziemlich beschäftigt bin?«, fragte Ingrid Kobro zögernd.
    »Wir sind gefährlich nah an einer Verhaftung«, sagte Gunnarstranda.
    »Gib mir nur ein paar Minuten«, sagte Ingrid Kobro.
3
    Die Weihnachtsbeleuchtung tauchte die Straße in ein gelbes, fast orangefarbenes Licht. Ein Weihnachtsmann mit einem Sack auf dem Rücken kam Lena entgegen. Sie ging an ihm vorbei, blieb stehen und spähte um sich.
    Er war verschwunden. In welche Richtung

Weitere Kostenlose Bücher