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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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konnte er gegangen sein?
    Egal, es bestand kein Zweifel, wohin er unterwegs war.
    Sie ging schnell zum Kiellands Plass. Wusste, dass sie Verstärkung brauchte. Sie hatte ein schlechtes Gefühl.
    An einer Kreuzung wartete eine Handvoll Menschen auf Grün. Eine Familie. Die Mutter in schwarzer Burka. Der Vater bugsierte einen Kinderwagen auf den schneebedeckten Gehweg. Ein kleines Mädchen hielt die Mutter an der Hand und sah zu Lena auf, die nach wie vor nach dem Mann in der Lotsenjacke Ausschau hielt. Der Verkehr wurde dichter, Busse und Taxis fuhren vorbei.
    Sie rief Emil Yttergjerde an.
    »Hier passiert nichts«, sagte Emil. »Ich frier mir nur den Arsch ab.«
    »Er trägt eine marineblaue Lotsenjacke«, sagte Lena. »Er ist unterwegs, garantiert, aber ich hab ihn aus den Augen verloren.«
    Grün. Lena überquerte die Straße.
    »Wo bist du?«
    Lena rief laut in den Hörer, um den Verkehrslärm zu übertönen. »Kiellands Plass, bin gerade am Ila-Hochhaus vorbei.«
    »Dann müsste er bald auftauchen«, sagte Emil.
    »Sag Frank Bescheid«, rief Lena und zögerte.
    »Hab ich schon gemacht.«
    »Sag, dass …«
    »Was soll ich sagen?«
    »Sag, es ist völlig okay, wenn er aussteigen will.«
    Yttergjerdes Lachen ertrank fast im Dröhnen eines Busses. »Ist das dein Ernst?«
    »Ja, das ist mein Ernst. Gefällt mir nicht, dass der Kerl verschwunden ist. Das ist ein schlechtes Zeichen.«
    Sie wollte nicht mit Emil diskutieren, unterbrach die Verbindung und ging mit schnellen Schritten weiter den Maridalsveien hinunter.
    Der Gedanke, dass Frølich jetzt ganz allein dort saß, ließsie noch schneller gehen. Es hatte alles so einfach ausgesehen. Nichts konnte schiefgehen. Aber ehe man sich’s versah, lief plötzlich alles anders.
    Sie joggte weiter. Das war schwierig im Neuschnee. Die Räummannschaften sparten natürlich die Gehwege aus. Lena warf einen Blick über ihre Schulter. Die Autos hinter ihr hielten vor der roten Ampel. Sie sprang über den Schneewall und lief über die Fahrbahn. Während sie lief, kreisten ihre Gedanken um das, was wenige Minuten zuvor geschehen war:
    Durch das Fenster hatte sie den Rücken des Mannes gesehen. Keine Minute später stand sie auf der Straße, und es war niemand mehr zu sehen. Warum?
    Ein Auto! Natürlich!
    Sie lief noch schneller. Eine Hupe ertönte. Sie sprang wieder auf den Gehweg. Es war ein Taxi. Sie winkte. Das Taxi hielt. Sie warf sich auf den Rücksitz. »Oslo S«, sagte sie atemlos. »Zum Parkhaus.«
4
    »Ja«, sagte Frølich tonlos. »Ich werde gut aufpassen, wenn ich ein Auto sehe.« Er unterbrach die Verbindung und sah sich um. Autos überall.
    Er fingerte an seinem Handy herum. Aus reiner Langeweile begann er ein altes Spiel zu spielen. Mittlerweile saß er schon einige Stunden auf einem Sprossenstuhl in diesem Parkhaus. Die Luft war schlecht, und das einzige Geräusch, das durch das Rauschen des Ventilators drang, war das Rasseln rollender Reifen auf Beton, wenn ein Auto die Rampe am anderen Ende der Halle hinunterrollte. Jedes Mal falscher Alarm.
    Er hoffte, dass das Spiel auf dem Handy ihm die Zeit vertreiben würde. Eine komische Figur lief hin und her, während Bomben auf sie herabfielen. Frank Frølich hielt das Handy mit beiden Händen und drückte mit den Daumen auf die Pfeiltasten. Er war ganz offensichtlich aus der Übung und hatte das Spiel kaum angefangen, da zermalmte schon eine hinterlistige Bombe das arme Geschöpf, und er musste wieder von vorn beginnen. Es war nicht besonders kalt, aber er fror trotzdem an den Fingern und sein Hintern fühlte sich langsam an, als sei er aus Holz. Wenn man längere Zeit ganz still dasaß, schlich sich der Frost irgendwann unter die Haut. Frank Frølich setzte sich auf seinem Küchenstuhl bequemer zurecht und spähte durch das riesige, fast leere Parkhaus. Es standen fast keine Wagen mehr in der Halle.
    Er begann das Spiel von neuem und schaffte es fast eine ganze Minute lang. Langsam bekam er es wieder in den Griff. Unglaublich, wie schnell man süchtig wird, dachte er, hob den Kopf und lauschte. War da ein Geräusch?
    Nein. Es war eine Bombe, die den armen Kerl auf dem Display umbrachte.
    Er schauderte und wollte das Spiel erneut starten, als das Geräusch eines Wagens, der in der Etage über ihm Gas gab, die Stille durchbrach. Kunde im Anmarsch. Sicher der fünfzigste in der letzten halben Stunde.
    Frølich steckte das Handy in die Tasche. Kurz darauf leuchtete es gelb von der Rampe, und das Geräusch knisternder

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