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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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ermordet«, sagte Gunnarstranda.
    Stig sah ihn lange an. »Das glaubst du?«, sagte er endlich.
    »Wir wissen, dass ihr jemand in den Tunnel gefolgt ist. Ich glaube, dieser Typ hat sie schlimm verletzt und sie danach vor den fahrenden T-Bahnzug gestoßen. Ich will, dass der bestraft wird, der das getan hat.«
    Stig betrachtete ihn nachdenklich, ohne etwas zu sagen.
    Gunnarstranda hatte keine Ahnung, wie er den Blick des Mannes deuten sollte, hatte aber das Gefühl, dass er ihn erreicht hatte. »Sie können mir dabei helfen, dass der Täterbestraft wird«, sagte er und steckte seine Visitenkarte in die Brusttasche von Stigs Jacke. »Hier ist meine Nummer«, sagte Gunnarstranda. »Rufen Sie mich an, wenn Sie Ihre Meinung ändern.«
    Stig kehrte ihm den Rücken zu und hinkte davon.
10
    So hatte sie sich diesen Abend nicht vorgestellt.
    Lena lag auf der Seite und stützte den Kopf auf die Hand. Steffen lag auf dem Bauch. Sie strich mit den Fingern über sein langes, volles Haar. Sie führte die Bewegung fort den Rücken hinunter, über den Hintern und den Oberschenkel entlang. Er blieb ganz still liegen, war eingeschlafen. Die Notizen und Stichworte auf seinem Handrücken waren ein Sammelsurium von Buchstaben und Zahlen, geschrieben mit blauer Tinte. Sie flocht ihre Finger in seine und dachte: Es war nicht der siebte Himmel, auch nicht der sechste oder der fünfte. Sagen wir, es war der vierte Himmel. Ich war noch nie im vierten Himmel, wenn ich das erste Mal mit einem Mann zusammen war. Was wird beim nächsten Mal sein, wenn wir uns besser kennen?
    Sie legte seine Hand zurück, griff nach der Fernbedienung auf dem Boden und schaltete die Anlage ein. Sades Samtstimme erfüllte den Raum. By your side .
    Dieser Moment darf ruhig lange dauern, dachte Lena und sah zu Steffen, der sich bewegte.
    »Hei«, lächelte er schläfrig.
    »Ich dachte, du wärst eingeschlafen«, flüsterte sie und schmiegte sich an ihn.
    Lange lagen sie so da, ineinander verflochten und stumm, während Sades Musik sie streichelte.
    Als sie die Augen öffnete, lag er auf der Seite und sah sie an.
    »Was ist?«
    Seine Augen zwinkerten. »Wie alt bist du?«
    »Ich bin schon dreißig, wenn es das ist, was du wissen willst.«
    Jetzt war er an der Reihe, seinen Kopf auf die Hände zu stützen. Ein großer, schlanker Männerkörper in ihrem Bett. Sie nahm dieses Bild ganz in sich auf, es gefiel ihr.
    »Ich bin eher dreißig als vierzig«, sagte sie. »Und du?«
    »Eher vierzig als an vierundvierzig.«
    Sie schloss die Augen und spürte, wie seine Lippen ihre streiften.
    »Wenn ich einer Frau erliege, dann ist es, als würde ein Baum zu Boden stürzen«, flüsterte er. »Die Äste brechen, und Erde und Steine spritzen hoch, und nach dem Krach folgt eine lange, lange Stille.«
    Sie öffnete die Augen. »Ein großer Baum, mit anderen Worten?«
    Er betrachtete sie schweigend. Sie wollte sich die Zunge abbeißen, als sie spürte, wie sich die Stimmung verändert hatte. Sie schluckte. War er sauer?
    Sie räusperte sich. »Sorry.«
    Er hob den Blick und ließ die Finger über den Stapel von Büchern auf ihrem Nachttisch gleiten. »Welche davon liest du?«
    »Alle«, sagte sie, erleichtert darüber, von etwas anderem sprechen zu können.
    »Alle auf einmal?«
    »Ich lese eines zur Zeit. Aber in der Regel fange ich ein neues Buch an, bevor ich es schaffe, das alte auszulesen. Das hab ich schon immer so gemacht.«
    »Aber hast du denn dann überhaupt etwas von den Büchern?«, fragte er mit einem ungläubigen Lächeln.
    »Das ist meine Art, Bücher zu lesen«, sagte sie und setzte sichauf. Sie griff nach ihrer Armbanduhr, die sie wenige Stunden vorher abgenommen hatte, und erhob sich vom Bett.
    »Wenn die Frau sich die Uhr umbindet, wird das Laken kühl«, sagte er. »Japanisches Haiku«, fügte er mit einem schelmischen Lächeln hinzu.
    Als sie im Badezimmer stand, schloss sie die Augen und spürte, dass ihr Körper schwer und faul war und dass es ihr gut ging. Sie stand etwas unsicher, öffnete die Augen wieder und fand sich im Spiegel. Schließlich betrachtete sie ihre linke Brust.
    Nein.
    Sie drehte das Wasser in der Dusche auf und ließ es laufen, während sie danebenstand und wartete. Als der Strahl heiß genug war, stieg sie in die Kabine und genoss die Massage auf Schultern, Rücken und Bauch. Sie legte den Kopf in den Nacken und ließ die heißen Strahlen lange über ihr Gesicht fließen. Seifte ihr Haar ein. Den Körper.
    Weit entfernt hörte sie ein Handy

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