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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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klingeln.
    Unwillkürlich öffnete sie die Tür der Duschkabine einen Spalt. Es musste Steffens Handy gewesen sein. Sie konnte ihn reden hören. Hörte, wie er im Wohnzimmer auf und ab ging. Sie hoffte, dass er immer noch nackt war, dann hätten die beiden neugierigen Nachbarn von gegenüber etwas zu reden.
    Sie machte sich fertig. Holte saubere Unterwäsche aus dem Schrank neben der Tür.
    Es war still geworden im Wohnzimmer.
    Dann hörte sie, wie er im Flur mit seinen Schuhen hantierte.
    Sie streckte den Kopf aus der Tür.
    Steffen stand im Flur, fertig angezogen.
    »Hat deine Frau angerufen?«, fragte sie überrascht.
    Steffen stieg auf den Gag nicht ein. Sein Gesicht war sehr ernst. »Hab einen Anruf bekommen. Ein Informant. Ich muss gehen. So ist mein Job, immer bereit. Wir telefonieren.«
    Bevor Lena reagieren konnte, streiften seine Lippen ihre. In der nächsten Sekunde war er aus der Tür.
11
    Der Schnee fiel jetzt dichter. Straßenlaternen und Fenster leuchteten gelb wie auf Weihnachtspostkarten. Ein Taxi schleppte sich mit durchdrehenden Vorderrädern langsam und schlingernd den Åkebergveien hinauf. Gunnarstranda hielt Abstand, für den Fall, dass das Taxi stehen blieb und rückwärtsrutschte. Die Ampel sprang auf Rot und Gunnarstranda stellte sich auf Warten ein. Er hatte überhaupt keine Lust, auszusteigen und den Wagen vor ihm anzuschieben. Die Schneeflocken fielen daunenleicht auf die Windschutzscheibe und schmolzen dort. Blind griff er nach einer CD und schob sie in den Recorder. Coltranes Saxophon tönte aus den Lautsprechern. Aber wer begleitete ihn am Klavier? Bill Evans? Möglich. Nein. Es war zu langsam und zu blue. Es musste das Quartett mit McCoy Tyner am Waschbrett sein.
    Es wurde grün, und das Taxi mit den unzureichenden Winterreifen schaffte es merkwürdigerweise beim ersten Versuch über die Kreuzung. Es verschwand in Richtung Galgenberg. Gunnarstranda fuhr links in die Kjølberggata.
    Sein Handy klingelte.
    Er hob es ans Ohr.
    »Hier ist Stig. Stig Eriksen.«
    Gunnarstranda fuhr an die nächste Bushaltestelle und hielt. Er drehte die Musik leiser.
    »Wir haben gerade miteinander geredet.«
    »Ja.«
    »Mir ist was eingefallen.«
    »Sprechen Sie einfach, Stig.«
    »Nicht am Telefon.«
    »Sie wollen also doch mit mir sprechen? Worüber denn?« Gunnarstranda hörte selbst, dass sein Ton unnötig abweisend klang, aber es war spät, und er hatte sich darauf gefreut, nach Hause zu kommen, den Kamin anzumachen, die Füße hochzulegen und mit Miles Davis und einem Glas Whiskey oder Calvados in der Hand abzuschalten.
    Stig räusperte sich zögernd. »Ich hab geblufft.«
    »Aha«, sagte Gunnarstranda.
    »Es stimmt, dass Nina ermordet wurde. Ich weiß, was passiert ist, warum Nina ermordet wurde, deshalb muss ich mit dir reden.«
    »Aha«, wiederholte Gunnarstranda, machte die Musik ganz aus und sagte: »Ich habe Ihnen zweihundert Mäuse gegeben, und Sie haben Ihren Becher genommen und sind gegangen. Und nun soll ich Sie plötzlich suchen, bei diesem Scheißwetter. Sie dürfen nicht noch mehr von meiner Zeit vergeuden, Stig. Sie müssen mir was geben, hier und jetzt, am Telefon, irgendwas, damit ich glauben kann, dass es sich lohnt, mich zu Ihnen auf den Weg zu machen.«
    Er sah in den Spiegel. Ein Bus kam heran. Er fuhr ein paar Meter weiter vor, um ihm Platz zu machen.
    Stig schwieg immer noch.
    »Also?«
    »Okay, ich geb dir was«, flüsterte Stig. »Nina hat gesehen, was mit dem Typen passiert ist, den sie gestern am Rathauskai tot aus dem Wasser gefischt haben. Nina hat mir erzählt, wie er ermordet wurde. Sie hat gesehen, wie sie den Mann ins Wasser geschmissen haben.«
    Sie, dachte Gunnarstranda, sagte aber nichts. Mehrzahl oder Einzahl, die Situation war in jedem Fall brisant. Jetzt galt es, Stig Eriksen zu finden, bevor er wieder verschwinden konnte.
    »Deshalb ist Nina danach ermordet worden!«, sagte Stig.
    »Wo sind Sie?«, fragte Gunnarstranda.
    Stig gluckste leise. »Na, da kommste in Fahrt, was?«, sagte er lachend.
    »Verarschen Sie mich?«
    »Nein«, sagte Stig schnell.
    »Wer hat den Mann vom Kai geworfen?«
    Der Bus blinkte, und der Fahrer hupte ärgerlich, als er sein Gefährt an ihm vorbeischob.
    »Nicht am Telefon«, sagte Stig.
    Gunnarstranda sah auf die Uhr und verschob den Drink und Miles um zwei Stunden. »Wo finde ich Sie?«, fragte er.
12
    Vor der gesamten Steinmauer hinter der Statoil-Tankstelle standen jetzt Autos, die hier unerlaubt kostenlos parken wollten.

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