Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
Vom Netzwerk:
mal eines«, sagte er kauend. »Hast du noch alle Tassen im Schrank?«
    Lena antwortete nicht.
    »Du hast schon einmal eine Abmahnung bekommen, aber du begreifst es nicht. Du hast offenbar überhaupt nichts kapiert. Oder warum läufst du direkt danach wieder los und mischst die Öffentlichkeit auf, indem du eine Abgeordnete verhörst, und zwar direkt im Parlamentsgebäude?«
    Rindal holte tief Luft.
    Lena nutzte die kurze Pause. »Du warst nicht im Hause, als die neuen Informationen aufgetaucht sind.«
    »Du hattest das ganze Wochenende Zeit, mich anzurufen!«
    Lena antwortete nicht.
    »Warum hast du dich nicht gemeldet?«
    »Ich hatte frei am Wochenende. Ich habe mich erst am Montag mit Gunnarstranda beraten. Wir hielten es beide für zwingend notwendig, eine neue Aussage von Vestgård einzuholen.«
    Rindal schwang sich auf seinem Schreibtischstuhl herum und nahm den Telefonhörer ab.
    »Gunnarstranda! In mein Büro, sofort!«
    Rindal knallte den Hörer auf und betrachtete sie dann wütend, aber wortlos. Plötzlich sprang er so heftig vom Stuhl auf, dass dieser nach hinten rollte und mit einem Knall an die Wand stieß. Er trat ans Fenster. Dort stand er mit dem Rücken zu Lena und schwieg weiter.
    Lena betrachtete den breiten Rücken und fragte sich, ob es jetzt nicht an der Zeit wäre, ihm von dem Geständnis zu berichten, das Aud Helen Vestgård schließlich doch noch abgegeben hatte. Doch sie wollte es lieber nicht riskieren. Es war besser zu warten, bis Gunnarstranda da war, dachte sie. Drei Personen, drei Stimmen. Das würde es leichter machen, sich durch das Gespräch zu manövrieren.
    Endlich ging die Tür auf.
    Gunnarstranda kam herein.
    Rindal drehte sich um. »Ich will es jetzt sofort wissen: Ist Sveinung Adeler ermordet worden, oder war es ein Unfall? Es gibt Leute in der Regierung, die sich fragen, wofür wir unsere Ressourcen einsetzen. Das Staatsbudget soll bald überarbeitet werden, und die Polizei braucht Geld. Hört ihr das? Wir brauchen Kohle. Wir müssen Ausrüstung kaufen, wir müssen Überstunden bezahlen. Wir brauchen mehr Leute. Und wisst ihr, was das bedeutet?«
    »Entschuldige mal«, warf Gunnarstranda ein.
    »Halt die Schnauze«, brüllte Rindal. »So steht es in der Bibel. Es ist eine Kinderweisheit. Man beißt nicht die Hand, die einen füttert.«
    »Steht das in der Bibel?«, fragte Gunnarstranda verwundert.
    »Ich hab gesagt, du sollst die Klappe halten!«
    Lena nahm all ihren Mut zusammen. Schlimmer als jetzt konnte es nicht werden. »Sveinung Adeler wurde von einem unbekannten Täter ermordet. Er hatte Verletzungen im Nacken und Risse im Hemd, die ihm erst zugefügt wurden, nachdem er ins Wasser gefallen war. Die Fasern vom Hemd sind identisch mit den Fasern, die an einem Brett gefunden wurden, dasauf dem Kai lag. Jemand hat ihn ins Wasser gestoßen und ihn unter Wasser gedrückt, als er um sein Leben kämpfte – und es ist nicht auszuschließen, dass Aud Helen Vestgård unter den Verdächtigen ist.«
    Rindals Gesichtsfarbe veränderte sich von rosa zu hummerrot.
    Doch ehe er etwas dazu sagen konnte, ergriff Gunnarstranda das Wort. »Die Drogenabhängige Nina Stenshagen wurde von derselben Person ermordet wie Adeler. Nina Stenshagen war eine Augenzeugin. Sie hat gesehen, wie der Täter Adeler vorsätzlich ermordete. Sie hat Adeler im Wasser zappeln, rufen und ertrinken sehen. Wir wissen, dass Nina Stenshagen vor dem Täter geflohen ist. Eine halbe Stunde später wurde ihr Körper in einem Tunnel vor die T-Bahn geworfen.«
    Rindals Gesichtsfarbe normalisierte sich ein wenig. »Diese Theorie baut offensichtlich auf der Aussage des mittlerweile verstorbenen Stig Eriksen auf, oder?«
    »Die Theorie stützt sich auf Beweise und auf das, was Eriksen in einem Telefonat mit mir aussagen konnte, bevor er erschossen wurde.«
    Rindal sah Gunnarstranda schweigend an. Schließlich holte er tief Luft und sagte: »Erschossen. Und warum bist du nicht schon über alle Berge und suchst diesen Täter?«
    »Weil du mich gebeten hast, herzukommen. Der Fall Eriksen hängt mit dem Fall Adeler zusammen. Es ist ein und derselbe Fall.«
    »Ich bin hoffnungslos altmodisch, Gunnarstranda«, sagte Rindal in gefährlich sanftem Tonfall. »Vielleicht kannst du mich ein bisschen auf den neusten Stand bringen. Seit wann ist ein Junkie vom Bahnhofsvorplatz glaubwürdiger als eine Parlamentsabgeordnete?«
    Gunnarstranda wollte antworten, aber Rindal winkte ab. »Erstens«, sagte Rindal, »wenn ein Junkie erschossen

Weitere Kostenlose Bücher