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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Stenshagen aus dem Weg räumte, indem er ebenfalls einen Unfall vortäuschte, warum zum Teufel sollte er Stig dann mit einer Pistole erschießen?«
    Gunnarstranda antwortete nicht. Lena war klar, dass er darauf keine Antwort wusste. Es war tatsächlich möglich, dass seine Theorie falsch war.
    Gunnarstranda räusperte sich. »Ich habe Schwenke gebeten, Nina Stenshagens Leiche zu obduzieren.«
    »Du hast was ? Weißt du, was sowas kostet? Die Frau ist doch vollkommen zerfetzt worden!«
    »Du weißt, dass wir Spuren von Ninas Blut an ganz anderen Orten als auf den Schienen im Tunnel gefunden haben. Sie war also schwer verletzt, bevor die T-Bahn sie überfuhr. Es war deshalb angemessen, eine Obduktion anzufordern.«
    Rindal schaute ihn ärgerlich an, protestierte aber nicht.
    Gunnarstranda fuhr fort. »Nina Stenshagen wurde erschossen. Schwenke hat mich vor einer Stunde angerufen. Das passt zu dem Blut im Bombenschutzraum. Nina Stenshagen hat vor vielen Jahren bei der T-Bahn gearbeitet. Sie kannte das Tunnelnetz gut. Es kam ab und zu vor, dass sie sich dort hineinschlich,um in kalten Winternächten ein bisschen Wärme und Schutz zu stehlen. Der Sicherheitsdienst der T-Bahn hat sie mehrmals wieder rausgeschickt, zum Beispiel von der Wendeschleife unter dem Storting. Donnerstagmorgen lief sie in den Tunnel, um dem Täter zu entkommen. Sie war auf dem Weg zum Notausgang, als der Täter ihr in den Rücken schoss. Er versteckte die Leiche und sich selbst, bis der Verkehr wieder in Gang kam. Dann täuschte er den Unfall vor. Die Tatsache, dass Nina Stenshagen erschossen wurde, erklärt alles. Sie war schon tot, als sie vor den Zug geworfen wurde. Ich werde das Projektil, das sie getötet hat, persönlich im Ballistiklabor der Kripo abliefern.«
    Als Gunnarstranda schwieg, dröhnte die Stille im Raum wie nach einem Gewitter.
    Nur das Geräusch von Rindals Stuhl, der hin und her schwang, war zu hören.
    Rindal räusperte sich. »Zwei Erschossene aus Oslos härtester Drogenszene sagen mir, dass wir nach einem Täter aus diesem Milieu suchen. Aber habt ihr dahingehend was unternommen? Nein! Keiner von Nina Stenshagens Angehörigen wurde verhört, keiner aus dem Umkreis von Stig Eriksen. Kein einziger unserer Informanten wurde gefragt, ob in der Szene ein Mann mit Pistole beobachtet wurde. Stattdessen trampelt ihr im Parlament herum?«
    Rindal regte sich immer mehr auf, während er sprach. »Die Verbindungslinien zwischen den beiden Erschossenen und Sveinung Adeler sind dünn – viel zu dünn. Ich will innerhalb der nächsten 24 Stunden geklärt haben, was es für Verbindungen gibt. Ich will konkrete Beweise. Die Zeugenaussagen von Toten reichen nicht. Wenn ihr mir nicht binnen 24 Stunden handfeste Beweise liefert, die auch vor Gericht standhalten, dann wird der Fall Adeler zurückgestellt, damit wir uns um Sachen kümmern können, die vorrangiger sind.«
    »Zwei Tage«, sagte Gunnarstranda.
    »Wie bitte?«
    »Du bist doch erfahren, du weißt ebenso gut wie ich, dass 24 Stunden kaum ausrechen, um den Bericht zu schreiben. Wir brauchen zwei Tage – 48 Stunden.«
    »Raus!«, brüllte Rindal.
    Lena und Gunartsranda bewegten sich schon auf die Tür zu, als er ihnen hinterherbrüllte: »Wartet! Ich bin noch nicht fertig!«
    Rindal zeigte mit zitterndem Zeigefinger auf Lena. »Okay, zwei Tage. Unter einer Bedingung: Ab jetzt gibt es keine Belästigungen von Parlamentsabgeordneten oder anderen Respektspersonen mehr, capisci?«
    *
    Vor der Tür zu Rindals Büro hatte Gunnarstranda eine Einkaufstasche abgestellt. Er griff danach, als sie zu ihrem Büro zurückgingen.
    »Warst du einkaufen?«, fragte Lena, erleichtert, dass sie über etwas anderes sprechen konnten.
    »Ich bin heute dran mit Kochen«, sagte Gunnarstranda. »Und was kocht man an so einem kalten Tag? Fischsuppe natürlich. Ich koche eine Fischsuppe, wie meine Mutter sie immer gemacht hat.«
    Er hob die Einkaufstasche hoch und senkte die Stimme, als wolle er ihr etwas höchst Geheimes mitteilen. »Ich habe einen Heilbuttkopf gekauft. Jeder weiß, dass Fischköpfe den besten Fond ergeben. Aber der Kopf des Heilbutts ist der allerbeste. Heilbutt ist der teuerste Fisch, ja, aber die meisten Leute haben keine Ahnung, dass der Kopf der wertvollste Teil ist. Deshalb bekomme ich den Kopf immer günstig.«
    Er gluckste verschwörerisch und zugleich triumphierend. »Ein Kilo Heilbutt kostet dreihundert Kronen, aber der Kopfkostet nur einen Zehner, der Kerl hinter der Fischtheke ist

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