Die Kommissarin und der Tote im Fjord
Konzerns in Westsahara sowie die Besatzung des Landes durch Marokko zu informieren. Er bestand darauf, dass ich ein Treffen mit Adeler arrangieren sollte, und rief mich deswegen mehrmals an. Schließlich gab ich nach. Anfang Dezember habe ich mich dann an Sveinung Adeler gewandt.
Sveinung befand, dass ein Treffen mit Asim als gewöhnliches Researchgespräch betrachtet werden könne, und sagte zu.
Asim landete am Montag, dem 7. Dezember, am Osloer Flughafen. Sara holte ihn ab, und er wohnte bei mir und meiner Familie von Montag bis Donnerstag, den 10. Dezember. Den Dienstag und den größten Teil des Mittwochs verbrachte er mit Sara.
Asim und ich trafen Sveinung Adeler am Mittwoch, dem 9. Dezember, um 20.30 Uhr im Flamingo Restaurant. So bekam Sveinung vor Weihnachten ein Lutefisk-Essen und half mir gleichzeitig bei einem Problem. Asim bekam Gelegenheit, ihm Informationen über sein Heimatland zu geben. Es war eine Win-win-Situation für alle. Sveinung Adeler war gut vorbereitet. Die Gespräche während des Essens ließen erkennen, dass Sveinung die Informationen, die Asim ihm geben konnte, alle schon hatte. Er konnte Asim auch berichten, dass er seinem Arbeitgeber, dem Ethikrat, eine ausführliche Darstellung präsentieren würde, der dann ganz unabhängig seine Empfehlung aussprechen würde.
Asim und ich verließen Sveinung Adeler um 23.00 Uhr. Wir nahmen ein Taxi und fuhren nach Hause. Sveinung wollte noch woanders hin und lehnte das Angebot ab, mit uns zu fahren.
Als wir uns trennten, stand er vor dem Eingang des Restaurants und versicherte uns, dass er in das nächste Taxi einsteigen würde.«
Aud Helens Stimme versagte. Ihre Augen wurden feucht, und sie musste sich mehrmals räuspern, um weitersprechen zu können.
»Unglücklicherweise hatte Sveinung im Laufe der Nacht einen Unfall und ertrank. Ich war sehr traurig, als ich diese Nachricht erhielt. Gleichzeitig ist es eine Tatsache, dass dieser Unfall viele Stunde nach unserem Treffen passierte. Asim flog am Donnerstagmorgen zurück nach Stockholm, bevor wir von Sveinungs Tod erfuhren.
Mein Mann, Frikk Råholt, rief mich am Donnerstagvormittag an und erzählte mir die Neuigkeit. Da war der Name des Toten schon in einigen Internetzeitungen veröffentlicht worden. Mein Mann und ich haben uns über die Situation beraten. Wir beschlossen, dass wir weder Asim, meine Tochter Sara noch mich selbst in diesem Zusammenhang unnötig der Aufmerksamkeit der Medien aussetzen wollten. Wir fanden, dass es keinen Sinn hätte, meinen oder Asims Namen in diepolizeilichen Ermittlungen einzubringen. Wir dachten, dass daraus nichts weiter entstehen würde als Klatsch und Tratsch und unsinnige politische Spekulationen. Später hat sich herausgestellt, dass das eine Fehleinschätzung war, die ich selbst an erster Stelle mehr als bedaure. Die Tatsache, dass ich Polizei und Presse gegenüber zurückhaltend war, führte stattdessen zu Spekulationen, und diese führten wiederum dazu, dass die Polizei unnötigerweise wertvolle Ressourcen für Ermittlungen einsetzen musste, die zu nichts führten. Ich bin die Erste, die auch dies ausdrücklich bedauert.
Nachdem dies gesagt ist, bleibt es dennoch eine unbestreitbare Tatsache, dass weder Asim noch ich Sveinung Adeler am Mittwoch, dem 9. Dezember, nach 23.00 Uhr gesehen haben. Asim und ich fuhren mit dem Taxi nach Hause. Er übernachtete bei meiner Familie, und mein Mann, Frikk, fuhr ihn am nächsten Morgen zum Osloer Flughafen.«
Vestgård ließ das Blatt sinken.
Lena und Rindal wechselten einen Blick.
Rindal faltete die Hände und legte sie auf sein Knie. »Wie viel einfacher wäre es doch für alle gewesen, wenn Sie das gleich erzählt hätten, als die Polizei zum ersten Mal bei Ihnen war«, sagte er.
Rechtsanwalt Irgens räusperte sich.
Rindal griff nach dem Papier, das Vestgård ihm reichte. »Trotzdem danke«, murmelte er.
Vestgård saß zurückgelehnt auf ihrem Sessel. Das Schulmädchen hatte sich in eine Königin verwandelt, die eine Audienz gewährte.
Doch Lena war noch nicht zufrieden. Sie nutzte die Stille: »Worüber wollte Asim Shamoun Adeler denn konkret informieren?«
Vestgård holte tief Luft und dachte nach. »Das war so viel. Asim ist ein sehr engagierter Patriot. Wenn Sie mich fragen,dann glaube ich, dass das Wichtigste für ihn einfach war, Sveinung Adeler persönlich zu treffen, um sicherzugehen, dass die Informationen auch ankamen.« Sie hob beide Hände. »Das ist eine kulturelle Geschichte. Mündliche
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