Die Kommissarin und der Tote im Fjord
Adeler von diesem Zeitpunkt bis zu seinem Tod getan hat, und bittet dafür um jede mögliche Unterstützung aus der Bevölkerung. Unsere Hotline ist 24 Stunden besetzt. Bitte schön, Dagsavisen.«
»Was sagt die Polizei dazu, dass Adeler für den Staatlichen Rentenfonds gearbeitet hat?«
»Dazu gibt es keinen Kommentar.«
»Bedeutet das, dass die Polizei den Artikel in Dagens Næringsliv für unwahr hält?«
»Wir wissen, dass Adeler bis 23 Uhr bei einem Abendessen war. Zwischen fünf und sechs Uhr ist er ertrunken. Deshalb sind wir daran interessiert, Adelers Bewegungen im Zeitraum zwischen 23 Uhr und sechs Uhr morgens nachzuvollziehen. Wie gesagt brauchen wir dafür die Unterstützung der Bevölkerung.«
Mehrere Anwesende riefen durcheinander.
Lena nickte einem Journalisten mit dem Logo von Verdens Gang auf der Brust zu.
»Hat die Polizei Aud Helen Vestgård in dieser Sache verhört?«
Lena sagte: »Die Polizei verhört alle aktuellen Zeugen in diesem Fall.«
Sie ließ ihren Blick wieder über die Versammlung wandern.
Steffen war noch immer nicht zu sehen.
Rindal sah sie fragend an. Sie schüttelte leicht den Kopf. Sie begannen, ihre Papiere zusammenzupacken.
»Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte sie ins Mikrophon.
»Entschuldigung«, sagte der Journalist von Verdens Gang. »Wir haben noch mehr Fragen.«
Sie folgte Rindal, der sich einen Weg nach draußen bahnte.
Zwanzig Minuten später fuhr sie mit Rindal in seinem silbergrauen Mercedes aus dem Zentrum hinaus.
Lena hatte sich auf die Rückbank gesetzt, immer noch in Uniform. Es war Rushhour, und der Wagen kam nur im Schneckentempo voran.
Sollte sie oder sollte sie nicht? Wenn sie ein Lebenszeichen von sich gäbe, könnte er es missverstehen. Andererseits musste sie es wissen. Lena beschloss, in den sauren Apfel zu beißen.
Sie schrieb eine unpersönliche SMS und schickte sie an Steffen.
Dagens Næringsliv war bei der Pressekonferenz der Polizei nicht vertreten – ???
Sie legte sich das Handy auf den Schoß. Es vergingen sieben lange Minuten, bevor es Laut gab. Nachricht von Steffen:
Kriminalfälle sind nicht unser Ressort. Aber ich vermisse dich! Gib mir eine Chance. Lass uns unter vier Augen reden – bei mir zuhause heute Abend um 21 Uhr. Aufräumen, erklären, du bestimmst die Tagesordnung, I promise, was sagst du?
Lena sah aus dem Autofenster, nach Westen. Feine Wolken zogen hoch oben einen Schleier über den Himmel, der von der untergehenden Sonne magentarot gefärbt wurde.
Eigentlich hatte sie sich vorgenommen, direkt nach der Arbeit nach Hause zu gehen. Sie musste sich schließlich Literatur über Krebs, Strahlentherapie und Chemotherapie raussuchen. Sie musste sich mit dem beschäftigen, was auf sie zukam. Sie musste Mama erzählen, dass sie die gleiche Krankheit hatte, an der Papa gestorben war. Aber sie konnte sich nicht überwinden.
Sie schloss die Augen und wusste, dass es so nicht weitergehen konnte. Sie musste ihrer Mutter von ihrer Krankheit erzählen. Sie musste es Gunnarstranda und den anderen Kollegen erzählen. Und wenn sie Steffen die Chance geben wollte, umdie er gebeten hatte, dann musste sie auch ihm davon erzählen.
Wonach sie sich eigentlich sehnte, war ein Zustand, in dem sie an nichts denken musste. Und in den letzten Tagen war Steffen der Einzige gewesen, der sie in diesen Zustand versetzt hatte.
Dumme Gans! Vergiss nicht, was er dir angetan hat!
Ja, ja, schon gut!
Ist es denn wirklich so?, fragte sie sich. Habe ich diesen Mann als eine Art Droge benutzt?
Nein. Sie öffnete die Augen, um an etwas anderes zu denken. Die Sonne hing tief und blendete sie. Bald war Sonnenwende, und die Tage würden wieder heller werden, aber normales Tageslicht würde es erst gegen Ende Februar wieder geben. Wo würde sie dann sein? Hinter einem Paravent, auf einem Krankenhauskorridor? Oder würde sie sich hinter geschlossenen Gardinen in ihrer Wohnung verstecken und Perücken ausprobieren?
Sie näherten sich der Abfahrt nach Ulvøya.
Wenn ich ihn heute Abend treffe, kann ich ihn zwingen, mir seinen Informanten zu nennen, und herausfinden, wer die Fotos gemacht hat, dachte sie und wog ihr Handy in der Hand. Schließlich schickte sie ihm eine Nachricht:
Ok .
9
Zwei dicke Autos standen in der Auffahrt vor der großen Villa mit Aussicht auf den Oslofjord. Ein schwarzer Audi A6 und ein silberner Lexus. Daneben zwei freie Stellplätze. Kein schlechter Fuhrpark, dachte Lena während Rindal einparkte.,
»Jetzt weiß ich,
Weitere Kostenlose Bücher