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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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und schriftliche Übermittlung hat in unserer Kultur eine andere Bedeutung als in seiner.«
    Lena sah kurz die beiden anderen an. Dass sich Vestgård herabließ, mit ihr zu sprechen, war auf jeden Fall ein positives Zeichen. »Sie wurden ja von einer unbekannten Person fotografiert. Haben Sie jemanden mit einer Kamera im oder draußen vor dem Restaurant gesehen?«
    »Nein. Aber ich gehe davon aus, dass mehrere Gäste ein Handy mit Kamera dabeihatten. Es wurden sicher viele Fotos gemacht, aber bitten Sie mich nicht, jemanden zu beschreiben. Ich habe keine Kamera bemerkt.«
    »Welche unsinnigen politischen Spekulationen haben Sie befürchtet?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie sagten, dass Adeler dieses Treffen als gewöhnlichen Research betrachtet hat. Und dann sagten Sie, dass Sie bei Ihrer Aussage gelogen haben, weil Sie und Ihr Mann politische Spekulationen befürchteten. Was für Spekulationen denn?«
    Vestgård schwieg. Sie atmete tief ein und wandte sich Irgens zu.
    »Der heutige Zeitungsartikel ist wohl Antwort genug«, sagte der Mann mit dem Eulenblick.
    »Der heutige Zeitungsartikel ist der heutige Zeitungsartikel«, sagte Lena. »Aud Helen Vestgård sitzt hier, will aber offensichtlich nicht antworten?«
    Stille breitete sich aus. Irgens betrachtete Lena mit hartem Blick. Vestgårds Lippen zitterten vor Wut.
    Lena beschloss, die Schlinge noch fester zu ziehen: »Adelers Tod war kein Unfall«, sagte sie.
    Niemand sagte etwas. Wenn sich eine Strähne aus Lenas roten Locken gelöst hätte, hätte man es gehört, da war sie sich sicher. Sie sah zu Rindal auf, der kühl zurückblickte. Er hielt sie nicht auf.
    »Die Polizei hat technische Beweise dafür, dass Adeler ermordet wurde. Mit Rücksicht auf die Ermittlungen wurden diese Informationen der Öffentlichkeit bisher vorenthalten. Aber Sie verstehen sicher, dass Sie uns alles berichten müssen, was Sie über seine Bewegungen wissen …«
    »Ich habe alles gesagt, was ich weiß«, unterbrach Vestgård sie aufgebracht. »Das sollte doch in Gottes Namen reichen.«
    Aus irgendeinem merkwürdigen Grund kämpfe ich hier gerade allein gegen den Rest der Welt, dachte Lena und fragte: »Sagt Ihnen der Name Stian Rømer etwas?«
    Aud Helen Vestgård runzelte die Stirn, als würde sie nachdenken, und schüttelte dann den Kopf.
    Rechtsanwalt Irgens griff ein, indem er sich an Rindal wandte: »Wie gesagt haben Sie jetzt die Aussage. Noch weitere Fragen?«
    Lena beobachtete Aud Helen Vestgård, die ihrem Blick auswich.
    Wie sollte Lena diese Geste deuten? Sagte der Name Stian Rømer dieser Frau nun etwas oder nicht?
    Das war unmöglich zu erkennen.
    Lena sagte: »Sie haben die Polizei schon zweimal belogen. Warum sollten wir Ihnen diesmal glauben?«
    Vestgård antwortete nicht. Sie sah Lena lange in die Augen, bevor sie ihren Kopf langsam Rechtsanwalt Irgens zuwandte.
    Der Rechtsanwalt ergriff Rindals Hand und drückte sie. »Dann sind Sie also zufrieden?«
    Lena fühlte sich provoziert. »Ich habe gerade eine Frage gestellt.«
    Irgens ignorierte sie. »Aud Helen Vestgårds Aussage ist selbstverständlich vertraulich zu behandeln«, sagte er zu Rindal. »Die Aussage ist ausschließlich für die Ermittlungsleitung gedacht, um unglückliche Umstände zu erklären. Es sind Dinge verschwiegen worden, ja. Aber Sie sind intelligente Menschen. Die Regenbogenpresse hat den Kindsvater schon als Terroristen bezeichnet. Sie werden verstehen, was für eine Belastung allein dies schon für die Tochter darstellt. Sie verstehen sicher auch, was für unglückliche Spekulationen ausgelöst werden können, wenn Informationen bezüglich der Vaterschaft oder der Beziehung zwischen Shamoun und Aud Helen Vestgård in irgendeiner Form an die Öffentlichkeit kommen. Wir vertrauen auf Ihre Diskretion.«
    Irgens ging zur Tür, öffnete sie und stellte sich daneben. Die Audienz war beendet.
10
    Rindal blieb die ganze Rückfahrt über stumm. Als er auf den Mosseveien einbog, um ins Zentrum zurückzufahren, hielt Lena es nicht mehr aus und fragte in die Stille hinein: »Wer ist eigentlich dieser Mann?«
    »Irgens hat eine lange Geschichte«, sagte Rindal. »Er ist eine Institution.« Wieder saßen sie lange schweigend nebeneinander.
    Lena beschloss, den Rechtsanwalt zu vergessen. Es gab andere Dinge, die sie gerne bei Rindal ansprechen wollte. »Ich kann es mir einfach nicht erklären«, sagte sie schließlich. »Warum sollte Vestgård mich zweimal belügen, nur weil sie in den Achtzigern jung und

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