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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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wo ich mein Auto abstellen kann, wenn ich im Sommer schwimmen gehen will«, sagte Lena.
    Rindal blieb so stumm, wie er es schon die ganze Fahrt über gewesen war.
    Auf dem Schild aus angerautem Messing an der Tür stand IRGENS .
    Sie wurden erwartet. Die Tür wurde geöffnet, bevor Rindal klingeln konnte. Der Mann, der ihnen öffnete, war in den Siebzigern. Er trug einen dunkelbraunen karierten Tweedanzug mit Weste und Uhrenkette über dem Bauch. Das verlieh ihm ein irgendwie britisches, adeliges Aussehen, das von seinem kühlen Blick unter den buschigen Augenbrauen und seinem dicken grauen Schopf noch unterstrichen wurde.
    Irgens gab Rindal die Hand und nickte Lena kurz zu. Die tief hängenden, halbmondförmigen Tränensäcke unter den wässrig grauen Augen verstärkte noch die Arroganz im Blick des Mannes.
    Er betrachtete sie stumm, als sie ihre Mäntel aufhängten.
    Dann hielt er ihnen die Tür zu einem sechseckigen Büro auf, dessen Wände mit Bücherregalen bedeckt waren.
    In einem dunklen Ledersessel saß Aud Helen Vestgård, die zu diesem Anlass ein dunkles enges Kleid und hohe schwarze Stiefel trug. Sie beugte sich vor und reichte Rindal die Hand, wobei sie ihm ein strahlendes Lächeln schenkte, bevor sie sich wieder zurücklehnte und Lena reserviert zunickte.
    »Bitte, setzen Sie sich«, sagte Irgens und wies auf die Sitzgruppe, in der Vestgård schon Platz genommen hatte.
    Sie setzten sich. Der Lederbezug der Sessel knarrte bei jeder Bewegung.
    Schließlich machte Rindal sich die Mühe, Lena die Rolle des Mannes mit dem Eulenblick zu erklären: »Rechtsanwalt Irgens ist Anwalt und Vermögensverwalter des Ehepaares Vestgård und Råholt.«
    »Aud Helen hat eine Aussage zu machen«, gab der Anwalt kurz zurück.
    Die Parlamentsabgeordnete war zu einem Schulmädchen degradiert, und jetzt nickte sie wie ein streberisches Mädchen vor dem Katheder. »Soll ich das jetzt tun?«, fragte sie und blickte den Anwalt mit großen blauen Augen an.
    Irgens erklärte, dass er Aud Helen für alle Fälle gebeten hatte, ihre Aussage niederzuschreiben, dass Rindal später eine Kopie davon bekäme und dass Aud Helen ihre Aussage jetzt vorlesen werde.
    Lena war beeindruckt, sowohl von der Autorität des Anwalts als auch von seiner Fähigkeit, sie vollkommen zu übersehen.
    Aud Helen Vestgård streckte den Arm aus und zog zwei Papiere aus dem Bücherregal, die dort über ein paar Buchrücken gelegen hatten. Sie räusperte sich und begann dann mit klarer Stimme zu lesen:
    »Die Unterzeichnete, Aud Helen Vestgård, traf am Mittwoch, dem 9. Dezember, um 20.30 Uhr Sveinung Adeler und Asim Shamoun zu einem inoffiziellen Meeting.
    Asim Shamoun ist der Vater meiner ältesten Tochter, Sara.«
    Sie sah von dem Papier auf und betrachtete einen nach dem anderen, als wolle sie die Reaktionen ihrer Zuhörer überprüfen, bevor sie sich erneut räusperte und weiterlas:
    »Asim Shamoun ist Ständiger Vertreter der Organisation POLISARIO in Skandinavien. Er wohnt in Stockholm. Wir sind uns zum ersten Mal 1988 in Paris begegnet, als wir beide an der Sorbonne studierten. Unsere gemeinsame Tochter Sara wurde 1989 geboren. Asim Shamoun brennt für die Rechte seines Landes und seines Volkes. Der Grund für unser Treffen am 9. Dezember diesen Jahres ergab sich daraus, dass Asim im Herbst über den Sachbearbeiter Sveinung Adeler eine Anfrage vom Ethikrat des Staatlichen Rentenfonds bekommen hatte,in der es um einen Industriekonzern ging, der in den besetzten Gebieten seines Heimatlandes Westsahara operiert.
    Asim und Sveinung Adeler hatten bezüglich dieser Angelegenheit korrespondiert. Später waren mehrere Informationen aufgetaucht, von denen Asim meinte, es sei nützlich, Adeler davon sowie über die Entwicklung der Verhältnisse in seinem Heimatland in Kenntnis zu setzen.
    Sveinung Adeler hatte allerdings auf seine vielen Anfragen nicht reagiert. Ende November rief Asim mich an und bat mich, mit Sveinung Adeler zu sprechen und ihn zu einem Treffen mit POLISARIO zu überreden. Ich versuchte, Asim zu erklären, dass Adeler wahrscheinlich deshalb nicht auf seine Briefe antwortete, weil er alle Informationen hatte, die er brauchte. Ich erklärte ihm das Prozedere und dass es keinen Sinn hätte, Adeler zu treffen, da er nur ein Sachbearbeiter des Ethikrates wäre und völlig ohne politischen Einfluss.
    Doch Asim meinte, es sei sein Recht, stellvertretend für Polisario den Ethikrat des Ölfonds über alle relevanten Details der Aktionen des betreffenden

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