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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Unsterblichen? Ganz ehrlich, das sah mir zu offensichtlich aus. Das ist wohl der Trick dabei, was? Zieh die Aufmerksamkeit auf dich, streue Zweifel, versteck dich für alle sichtbar. Sehr schlau.«
    Rucka flatterte zurück zu seinem Thron. »Sag mir, Ned, wie viel weißt du von dieser ganzen Geschichte?« Ned grunzte. »Genug.«
    »Dann weißt du auch, dass ich vorhabe, diese Macht, die du verbirgst, für mich selbst zu übernehmen.« Ned nickte.
    »Und du weißt, dass du nichts tun kannst, um es zu verhindern.«
    Ned nickte wieder.
    Rucka beugte sich vor. »Aber weißt du, wie ich geplant habe, sie zu übernehmen? Weißt du, wo all diese Macht ruht?«
    Ned zuckte die Achseln. »In mir. Irgendwo.«
    »Nein. Nicht irgendwo. Deine Macht, diese Macht, liegt an dem Ort, wo alle großen Dämonen ihre Macht bergen.« Ruckas zahllose Augen brannten. »Weißt du, wo das ist?«
    »Nein«, antwortete Ned abwesend, nur mit halbem Ohr zuhörend.
    »Denk darüber nach.« Der Raum verdunkelte sich und jedes einzelne von Ruckas Augen leuchtete.
    »Ihre Hörner?«, wagte sich Ned vor.
    »Sei nicht albern. Zu offensichtlich. Du darfst noch mal raten.«
    Der Imperator öffnete seine Kiefer und sog alles Licht aus dem Thronsaal. Alles, was in der pechschwarzen Dunkelheit leuchtete, waren seine hundert heimtückischen, schimmernden Augen.
    »Bauch?«, sagte Ned.
    Rucka rülpste das Licht zurück in die Luft. Er setzte sich auf seinen Thron, die kurzen Arme vor der winzigen Brust verschränkt. Sein kindliches Gesicht verzog sich schmollend und sein langer Schwanz peitschte. »Ach, komm schon! Du versuchst es ja nicht einmal!«
    »Ja. Äh, Entschuldigung, aber mir wäre es lieber, wenn du es einfach hinter dich bringen und mich umbringen würdest.«
    »Oh, ich werde dich doch nicht töten, Ned. Erstens bist du eigentlich nichts als eine Illusion, deshalb kannst du nicht wirklich sterben. Zweitens, wenn ich es tue… diese Illusion töten, so wird das nur die Irre Leere wecken, und ich habe nicht das Verlangen danach, diese ganze Macht zu entfesseln, bevor ich sie fest im Griff habe.«
    Rucka schoss durch den Thronsaal und schnappte Ned mit winzigen, schmerzhaft starken Händen an den Haaren. »Nein, Ned, ich werde dich nicht töten. Ich werde dir dein Auge herausreißen.« Er lachte. »Natürlich wird der Bann dann gebrochen, und ich nehme an, du wirst sterben. In dem Sinne, dass du nicht länger gebraucht wirst und verbleichen musst. Und dann werde ich das Auge, das Dunkle Auge der Irren Leere, hier einfügen.« Eine Fassung öffnete sich mitten auf seiner Stirn. »Und ich werde meinen rechtmäßigen Titel als mächtigster Dämon in diesem und jedem anderen Universum beanspruchen.«
    Rucka schleuderte Ned weg. Er fiel auf den Rücken. Im Sturz knallte sein Kopf auf den Boden und er schlug sich den Ellbogen an. Der Dämon schwebte grinsend über ihm.
    »Du darfst jetzt um dein Leben betteln. Es wird zwar nichts nützen, aber tu es ruhig.«
    »Nein, danke.«
    Neds böser Arm schoss nach oben und ergriff Rucka an der Kehle. Er quetschte jedoch ergebnislos. Rucka grub die Klauen seiner Hände und Füße in Neds Unterarm, hob ihn hoch in die Luft und drehte sich einmal, bevor er Ned durch den Raum schleuderte, wo er auf dem Schädelthron landete und ihn in Stücke schlug.
    Ned schätzte, dass er sich wohl einen oder zwei Knochen gebrochen harte. Indem er sich nicht bewegte, ging er auf Nummer sicher. Er befand sich jetzt jenseits des Schmerzes. Nicht, dass es nicht weh tun würde. Es schmerzte höllisch, und eine Scherbe der Armstütze grub sich unangenehm in sein Rückgrat. Doch er hatte akzeptiert, was kommen würde, und kümmerte sich nicht länger um solche Trivialitäten wie Höllenqualen. Er war ja letztlich nur eine Illusion. Folglich mussten es seine Schmerzen auch sein. Und seine Sorgen. Und alles andere. Das erleichterte es, sie zu ignorieren.
    Rucka stöhnte. »Das macht alles keinen Spaß. Wenn du nicht ordentlich ausweichst, können wir genauso gut weitermachen.«
    »Schätze ja«, antwortete Ned so beiläufig, als kommentiere er die Ziegel an der Decke, auf die er starrte.
    Die Türen des Thronsaals öffneten sich und sieben Dämonen traten ein. Sie trugen Umhänge mit Kapuzen, die ihre Körper bis auf ihre weiten, orangefarbenen Flügel verhüllten.
    »Ich könnte dir das Auge jetzt gleich ausreißen«, erklärte Rucka. »Obwohl ich diese Gemeinheit genießen würde, könnte dabei allerdings etwas von der Macht der Leere

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