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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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spüren.
    Er wollte aber nicht sterben. Und nicht nur deshalb, weil sein Tod das Ende des Universums bedeutete. Es stand noch mehr auf dem Spiel. Eigentlich weniger. Aber zum ersten Mal, seit er sich erinnern konnte, wollte Ned leben. Er wusste nicht, warum. Sein Leben war bis jetzt eine bemerkenswert triste Angelegenheit gewesen, die letzten Tage mit Drachenzauberern und Dämonenimperatoren ausgenommen. Aber vielleicht war das seine Schuld. Oder vielleicht war er einfach dazu bestimmt, eine langweilige unendliche Existenz zu führen. Und vielleicht hatte er eines Tages mal genug davon. Aber nicht heute.
    Zum Donnerwetter, er war Never Dead Ned, und wenn es eines gab, worin Never Dead Ned gut war (und soweit er es beurteilen konnte, gab es nur eine Sache), dann war das, nicht zu sterben. Tatsächlich war er sogar ziemlich geschickt darin, aber tot zu bleiben, war eine andere Sache. Und nach all der Zeit, in der er sich nach dem eisigen Wispern der wahren und bleibenden Vergessenheit gesehnt hatte, beschloss Ned, dass er im Grunde gar nicht so scharf darauf war, seine Tage zu beenden. Er musste etwas tun. Zumindest musste er es versuchen.
    Die Stimmen der Hexer mischten sich zu einem tiefen Rumpeln, das den Thronsaal vibrieren ließ und tatsächlich auch die ganze Festung. Die Irre Leere murrte, obwohl nur Ned es spürte, und selbst er war sich dessen gar nicht mehr so sicher. Es schien durchaus die Möglichkeit zu bestehen, dass das, was er für ein erwachendes unaussprechliches Übel hielt, nichts weiter war als ein ordentlicher Fall von Verdauungsstörungen.
    Ned fragte sich, ob ein Fehler passiert sein konnte. Er fühlte sich nicht allmächtig. Noch hatte er im Grunde das Gefühl zu sterben. Er fühlte … na ja, er fühlte sich wie Ned. Aber es schien ihm nicht wahrscheinlich, dass sich die Rote Frau, die heiligen Steine und die Dämonen alle geirrt hatten.
    Der Gesang schwoll an. Die Lichter der Pendel sammelten sich zu einem wirbelnden Kubus über seinem Kopf, der sich auf seinem Körper niederließ. Und einen Moment lang dachte Ned, er müsse sich übergeben.
    Rucka stieß herab. Er zwang Ned auf den Boden und presste winzige, scharfe Klauen auf Neds Gesicht.
    Ned rülpste.
    Das Licht verblasste.
    Ruckas Lächeln verschwand. Er zog seine leere Hand zurück und blinzelte Ned an. »Was ist das? Wo ist sie?x< Er hüpfte auf Neds Brust und starrte seine Hexer an. »Wo ist die Macht?«
    Die Hexer senkten ihre Pendel, wagten es aber nicht zu sprechen. Mit einem Grunzen blies Rucka einen Feuerball aus seinem Nasenloch, der einen seiner Lakaien langsam und schmerzvoll einäscherte. Der Hexer krümmte sich in Todesqual, schrie und bettelte um Gnade.
    Rucka ergriff einen anderen bei seinem Gewand. »Bitte, sprich.«
    Die Stimme des Hexers klang gedämpft und weit entfernt - logisch -, angesichts seines fehlenden Mundes. »Vergib uns, o gefürchteter Herrscher, aber wir wissen es nicht. Es hätte funktionieren müssen.«
    Rucka löste diesen Hexer innerhalb eines Augenblicks auf, indem er das Geschenk der Todesqualen strich, das denen, die ihn enttäuschten, normalerweise gewährt wurde. Er hatte wichtigere Sorgen, als sich um infernalische Höflichkeiten zu kümmern.
    Die restlichen Hexer duckten sich, als Rucka auf Ned zustolzierte. »Ich habe es gespürt. Einen ganz kurzen Augenblick lang habe ich … etwas gefühlt. Etwas Unvorstellbares, selbst für meinen Verstand. Aber es bleibt verborgen.«
    Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und wanderte zweimal um Ned herum. »Ich sehe jetzt, dass ich diese Angelegenheit persönlich erledigen muss.« Er wandte sich an seine Hexer. »Ihr seid entlassen.«
    »Danke, o du gnädiger dunkler Herrscher«, sagte einer.
    »Keine Ursache.« Rucka wedelte mit einer Hand. Der Boden öffnete sich unter ihnen und sie stürzten in die Tiefe, buchstäblich in die Eingeweide der Eisernen Festung.
    Ruckas viele Augen erglühten in blauen Flammen. Er machte keine Bewegung auf Ned zu, starrte ihn nur an. Der Dämon hob ein Pendel auf und leitete seine dunklen Kräfte hindurch. Der Stein glühte mörderisch rot und badete Ned in einem purpurnen Lichtstrahl, während Ruckas Magie nach der Illusion von Fleisch griff und sich bemühte, es in Fetzen zu reißen, die Chimäre von sterblichen Knochen und Blut abzulösen. Ned wurde einen Moment lang an den Rändern etwas unscharf. Dass er nicht reagierte, überraschte den Imperator, aber das behielt er für sich. Ein grausames Grinsen blieb

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