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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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brüllte Regina zurück, deren Stolz einen kleinen Stich abbekommen hatte.
    Es war lange her, seit es das letzte Mal jemand gewagt hatte, die Eiserne Festung zu belagern. Ihre langen Beine ließen es zu einem unmöglichen Unterfangen werden, über ihre Mauern zu klettern. Dieselben Beine erlaubten es ihr außerdem, jede Armee zu zerquetschen, die dumm genug war, das Unmögliche zu wagen, und sollte sich eine Streitmacht selbst gegen dieses Abwehrmittel als immun erweisen, konnte die Festung lästigeren Angreifern immer noch gemütlich davontrotten.
    Im Inneren der Burgf zwischen ihren unheilvollen Mauern, wartete ein großer Schwarm Dämonen darauf, sich auf alles zu werfen, was dumm genug war, sie herauszufordern. Sie wären mit Freuden gegen die Oger-Kompanie in den Kampf gezogen, wenn jemand Wache gestanden hätte. Aber die Eiserne Festung besaß keine Wachen, weil es sehr, sehr lange her war, seit man sie gebraucht hatte. Und die Dämonen, generell faul und pflichtvergessen, hatten aufgehört, den Betrieb aufrechtzuerhalten.
    Technisch gesehen gab es schon Wachen, aber sie waren entweder von Elfenblut betrunken, hurten herum oder waren mit einem anregenden Jonglierwettbewerb beschäftigt - mit Schädeln. Folglich waren die einzigen Insassen der Eisernen Festung, die einen Blick auf den Ärger erhaschten, der auf sie zukam, ein Paar Wasserspeier, die an eine Brüstung gekettet waren. Da sich keiner von beiden etwas aus Ketten oder Dämonen machte (und auch Brüstungen nicht sonderlich mochte), sagten sie nichts, stattdessen kicherten sie kräftig und zwinkerten sich zu. Regina wusste nichts von alledem und nahm an, dass sie in einen Hinterhalt stürmten. Es schreckte sie nicht. Wenn überhaupt, machte es sie nur noch entschlossener. Es war zu lange her, seit sie das letzte Mal den Blutdurst genossen hatte. Sie hatte vergessen, wie süß er schmeckte.
    »Was meint ihr, wo halten sie Ned fest?«, fragte Ace.
    »Dort.« Miriam deutete auf den höchsten Turm, ummantelt von knisternden übernatürlichen Energien, der einen unheimlichen roten Schein in das Zwielicht warf und die Abenddämmerung so hell wie einen neuen Morgen strahlen ließ. »Das wäre meine Vermutung.«
    Regina schüttelte den Kopf. »Zu offensichtlich. Abgesehen davon sprechen wir von Ned. Vermutlich ist er immer noch in irgendeiner Grube weggesperrt.«
    »Ich habe doch gesagt, wir hätten Owens mitnehmen sollen.«
    »Er ist aber immer so verdammt nutzlos«, sagte Regina. »Und was könnte er schon tun? Neds Standort hören?«
    Ace peitschte die Zügel und der Roch ging in einen Vollgassturzflug auf die Festung über. Die Formation tat es ihm gleich.
     
    Die vermummten Dämonen sangen monoton. In Ned regte sich erneut die Leere. Sie brodelte in seiner Kehle und schmeckte wie fauler Ahornsirup, dick und klumpig. Rucka wieselte heran und schnappte Ned am Hemd. Der Dämon warf ihn beiläufig in die Mitte des Thronsaals. Die Hexer fuhren mit ihrem Gesang fort, während sie einen Kreis um Ned bildeten. Ihre Pendel schimmerten und warfen zarte Lichtfäden, die sich gegenseitig reflektierten und sich wie Stränge aus Silber in der Luft krümmten. Immer noch leiernd nahmen die Hexer ihre Kapuzen ab und entblößten Gesichter, die sie gar nicht hatten. Keine Münder. Keine Ohren. Keine Nasen. Nur drei Augen, im Dreieck angeordnet, auf der Stirn.
    Rucka grinste spöttisch. »Es wird nicht lange dauern, Ned. Die Bande, die die Leere in dieser Hülle halten, sind zu mächtig, sie können von niemandem als der Leere selbst zerstört werden. Wir müssen sie nur ein bisschen lockern. Der Rest kommt aus dem Inneren. Und wenn sie sich erhebt, wenn sie nicht länger schlafen kann, in dem einen Moment, wenn sie auf der Höhe ihrer Macht ist, aber noch zu angeschlagen, um zu verstehen, was passiert, werde ich dir dein Auge herausnehmen.«
    Der Imperator geiferte. Speichel tropfte von seinen Lippen und bildete eine Pfütze unter seinem schwebenden Körper.
    Seltsamerweise hatte Ned, als die Magie ihre Arbeit verrichtete, nicht das Gefühl, dass sonst noch etwas nicht mit ihm stimmte. Seine Schmerzen ließen nach und die Leere rumpelte in ihm weiter. Aber trotz der hohen Magie, die entfesselt wurde (um ehrlich zu sein, war das aber nur eine Vermutung, denn Ned verstand nichts von niederer Magie und noch weniger von der hohen Sorte), fühlte er keinen Unterschied. Dafür gab es nur eine Erklärung. Ned starb, und weil er nicht real war, konnte er es nicht einmal

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