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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Ned. Die meisten schrecklichen Kommandeure wissen nicht, wie schrecklich sie sind. Das haben Sie ihnen voraus.«
    Frank legte Ned die Hände auf die Schultern. Die Geste sollte tröstlich sein, aber sie erinnerte ihn daran, wie leicht Frank den empfindlichen menschlichen Schädel mit einem beiläufigen Quetschen zerdrücken konnte.
    »Das ist ja alles sehr schön«, sagte Regina, »aber wir können jetzt vermutlich jeden Augenblick mit einer Horde Dämonen rechnen.«
    Frank wedelte seinen Baumstumpf in Richtung der Soldaten, die um sie herumrannten. »Wir sind fast fertig mit den Vorbereitungen. So gut wir können. Die Zitadelle ist nicht darauf ausgelegt, einem Angriff im größeren Maßstab standzuhalten. Das Tor ist gut und stark, aber es wird mit diesen bröckelnden Außenmauern keine große Abwehr darstellen. Eine Lücke ist so breit, dass eine ganze Phalanx hindurchmarschieren könnte.«
    »Das wird nicht viel ausmachen. Die meisten, wenn nicht sogar alle Dämonen können fliegen. Wir müssen uns auf einen Durchbruch gefasst machen.«
    »Gut.« Frank, wie die meisten Oger, hatte seine Kriege gern direkt und ohne Umschweife. Eine sich hinziehende Belagerung wäre ihm viel zu stumpfsinnig gewesen.
    »Wie sieht es mit der Bewaffnung aus?«, fragte Regina.
    »Nicht annähernd gut genug«, antwortete Frank. »Wir haben keineswegs die volle Stärke. Es reicht gerade zu Trainingszwecken.«
    »Wir werden damit auskommen«, sagte Regina, »aber die Dunkelheit wird ein Nachteil für uns.«
    »Ulga sagte, sie könnte da vielleicht was machen.«
    Während Regina und Frank Strategien besprachen, stand Ned etwas entfernt. Sie hatten alles gut in der Hand und er hatte nichts Konstruktives beizutragen, weder die Erfahrung noch die Qualifikation, um auf dem Schlachtfeld von großem Nutzen zu sein. Es war besser, ganz einfach klüger, diesen Krieg anderen zu überlassen. Wenn das Zeichen eines guten Anführers die Fähigkeit war, Befugnisse zu delegieren, dann war Ned nicht nur gut. Er war ganz großartig.
    Er fühlte sich aber nicht großartig. Er fühlte sich hilflos. Er mochte vielleicht die stärkste Macht im Universum enthalten, aber das änderte nicht die Tatsache, dass er selbst praktisch nutzlos war.
    Miriam tippte Ned auf die Schulter. »Alles in Ordnung, Ned?«
    »Ich glaube, ja.«
    Sie hielt ihm den sprechenden Stab hin. »Ein paar der Soldaten haben das hier gefunden. Ich dachte, Sie könnten ihn vielleicht gebrauchen.«
    Das tat er nicht. Der Stab besaß keine Magie, und selbst wenn er es tat, wusste er nicht, wie man sie benutzte. Er nahm ihn trotzdem. Es war beruhigend, sich an etwas festhalten zu können.
    »Alles wird gut gehen, Ned«, sagte Miriam.
    »Ich weiß.«
    Das stimmte zwar nicht, aber er war der Kommandeur. Er konnte es sich nicht leisten, Furcht oder Schwäche oder Unsicherheit zu zeigen. Das war Teil des Jobs, verdammt noch mal. Er konnte, wenn es sein musste, so tun als ob.
    Miriam legte ihre Hand auf seine Schulter. Im Gegensatz zu Franks fleischiger Pfote erschien ihm ihre ein wenig beruhigend. »Machen Sie sich keine Sorgen. Wir sind Profis. Wir werden fürs Kämpfen bezahlt.«
    Ned wurde klar, dass er Zuversicht nicht so gut vortäuschen konnte, wie er gehofft hatte. Noch eine grundlegende Führungskompetenz, die ihm fehlte.
    »Wir sollten Sie wirklich in Sicherheit bringen«, sagte Frank, plötzlich neben Ned stehend.
    Ned seufzte. Der Krieg des Universums stand kurz bevor, und er würde in irgendeinem feuchten Loch festsitzen. Alles ergab Sinn. Bei allem hier ging es nur um sein Leben. Es wäre schlicht dumm, ihn bei dem Tumult mitmachen zu lassen. Fest stand, dass er innerhalb von Minuten (wenn nicht Sekunden) getötet würde. Er wusste das alles, aber es änderte nichts an seinem Widerwillen. Wenn er heute sterben sollte, wollte er der Vergessenheit von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten, nicht in irgendeinem Keller kauern und warten, dass Tod zu ihm kam. Vor allem, weil sie ihn letztlich immer fand.
    »Gefreiter Lewis und Korporal Martin haben sich als Ihre persönliche Leibwache zur Verfügung gestellt«, sagte Frank.
    Die massiven Ogerzwillinge salutierten.
    »Es ist uns eine Ehre, Sir«, sagte Lewis.
    »Und ein Privileg, Sir«, fügte Martin hinzu.
    »Richtig.« Ned schaute an den hoch aufragenden Brüdern hinauf. Sie ließen ihn sich nur noch unbedeutender fühlen. Paradox, wenn man darüber nachdachte, wie das Schicksal des Universums so untrennbar mit seinem eigenen verbunden

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