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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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einen Fluch aus, herabgerufen von den Himmeln. Nicht der leuchtende Himmel glorreicher Göttinnen, wo die großen weiblichen Gottheiten in gerechtem Ruhm weilten, sondern der niedrigere, verlassene Himmel der gefräßigen und nutzlosen Götter, wo die männlichen Gottheiten ihre Zeit damit verschwendeten, sich zu betrinken und Jungfrauen in irdischen Badehäusern verstohlen zu beobachten.
    Die Tür öffnete sich und Miriam kam mit einem Tablett voller Essen und Getränken herein. Ned brachte nicht die Energie auf, vom Bett aufzustehen und ließ sich stattdessen zurücksinken. »Stellen Sie es auf den Tisch.«
    »Ja, Sir«, sagte Miriam sehr liebenswürdig.
    Aber die Sirene und die Amazone wandten den Blick nicht voneinander ab. Regina wirbelte ihren Dolch schneller herum. Das Tablett an ihrer Hüfte abstützend, legte Miriam ihre freie Hand an das Schwert an ihrer Seite. Ned blieb unerschütterlich ahnungslos.
    Miriam wandte sich an ihn, doch ihre Augen ließen keinen Moment von Reginas Blick ab. »Ich habe genug für zwei mitgebracht, wenn Sie Gesellschaft wünschen, Sir.«
    Regina kniff die Augen zusammen. Ihre Stirn runzelte sich. »Ein ausgezeichneter Vorschlag. Sie sind entlassen, Miriam.«
    Miriams volle, fischige Lippen strafften sich zu einem gezwungenen Lächeln. »Ich denke, das ist Sache des Kommandeurs, oder, Ma’am?«
    »Das ist es wohl.« Regina hörte auf, ihren Dolch herumzuwirbeln. Sie packte ihn mit steifen Fingern, jeden Augenblick bereit, Miriams Gesicht aufzuschlitzen.
    Ned stand auf und ging zu dem Tablett hinüber. Er entkorkte eine Flasche Wein und nahm einen langen Schluck. »Danke, aber ich wäre lieber allein.«
    Miriam runzelte wegen des Tadels die Stirn. Regina runzelte wegen des Tadels ebenfalls die Stirn und blickte bei der harten Erkenntnis, dass ihr seine Zurechtweisung nicht egal war, finster drein.
    »Wie Sie wünschen, Sir«, brachte die Amazone zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Kommen Sie, Miriam.«
    »Nach Ihnen, Ma’am.«
    Die Frauen verließen den Raum und kamen sich dabei nahe genug, um sich angreifen zu können, aber Neds Anwesenheit hielt sie zurück. Auf der anderen Seite der geschlossenen Tür brachten sie schnell etwas Distanz zwischen sich. Keine sagte etwas, aber beide wurden von Zweifeln geplagt.
    Für Miriam bedeutete ihre Amazonenrivalin ein irritierendes Hindernis. Gut, Regina war in der Kunst der Verführung unerfahren, aber sie war makellos schön, groß und gut gebaut, mit glatter, weicher Haut. Und da war ihr Haar, diese schimmernde, flachsblonde Mähne. Eine kahle, geschuppte Sirene konnte es mit nichts davon aufnehmen. Nicht ohne ihre Gesänge, die sie entschlossen war nicht zu nutzen.
    Sie hatte keine Chance.
    Regina betrachtete Miriam als eine Kreatur von exotischem Unterwasserliebreiz. Ihre Schuppen schimmerten sogar im schummerigen Flurlicht und ihre natürliche Anmut war nicht zu leugnen. Schlimmer noch, sie war eine Sirene. Männer zu locken war ihre zweite Natur. Und Regina wusste als Amazone absolut nichts darüber, wie man einen Liebhaber umwarb.
    Sie hatte keine Chance.
    Jede der beiden Frauen hätte sich auf die andere werfen können, um ihre Rivalität auf die einzige Art zu beenden, die ihnen im Augenblick einfiel. Aber das Schicksal warf eine Münze und der Moment ging vorbei.
    Regina steckte ihren Dolch weg. »Wenn Sie mich entschuldigen würden, ich habe Pflichten, denen ich nachkommen muss.«
    »Ja, ich auch.« Miriam nahm die Hand von ihrem Schwert. »Vielleicht sollten wir unseren Pflichten gemeinsam nachkommen.«
    »Ich hatte denselben Gedanken«, stimmte Regina zu.
    Beide warfen einen Blick auf Neds Tür. Dann lächelten sie einander süß zu, während sie den Tod der anderen planten, und machten sich auf den Weg.
     
    ZWÖLF
     
    Ned konnte nicht für immer in seinem Quartier bleiben, aber er wagte auch nicht, es zu verlassen. Zum einen war er nie furchtbar motiviert gewesen. Es hätte ihm nichts ausgemacht, im Bett unter der Decke liegen zu bleiben, sich das Essen bringen zu lassen und nichts zu tun - außer der gelegentlichen Drehung, um sich nicht wund zu liegen. Er wusste, es war ein unausführbarer Traum. Er musste irgendwann aufstehen, um sich zu erleichtern, und ein Bad von Zeit zu Zeit schien mehr eine Notwendigkeit als ein Luxus zu sein. Aber wenn er ewig lebte, dann konnte er ebenso gut hier ewig leben wie anderswo.
    Es war nur ein Traum und ein unrealistischer dazu. Nicht einmal Ned war so faul. Ein Jahrhundert

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