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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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er, seine Zunge herauszustrecken, sein Auge zu schließen und so zu tun, als wäre er immer noch verschieden, bis wer auch immer da hereinkam wieder gegangen war. Doch er war nicht schnell genug.
    Miriams große schwarze Augen öffneten sich noch weiter. »Oh. Sie sind zurück.«
    Er starrte an die Decke. »Ich schätze, ja.«
    »Geht es Ihnen besser, Sir?«
    Er antwortete nicht. Das war eine komplizierte Frage.
    Ein peinliches Schweigen entstand. Ned war zu sehr in seinen eigenen Gedanken versunken, um es zu bemerken, während Miriam ein wenig die Stirn runzelte, herumzappelte und mit ihrem linken Fuß kleine Kreise auf den Boden zeichnete, während sie, die Arme verschränkt, mit den schwimmhäutigen Fingern ihrer rechten Hand auf den linken Unterarm trommelte. Hätte er etwas Erfahrung im Lesen der Körpersprache von Sirenen gehabt, er hätte ebenfalls bemerkt, dass sich die Finnen auf ihrem Kopf verlegen glätteten und die kleinen, nervösen Kiemen genau unter ihren Ohren Luft schluckten. Sie versuchte, damit aufzuhören. Außerhalb des Wassers würde es ihr nur Blähungen verursachen.
    »Es ist gut, Sie wiederzuhaben, Sir. Ich … wir haben Sie vermisst.«
    Er hob den Kopf und warf ihr einen spöttischen Blick zu. »Tatsächlich?«
    »Ja, Sir.«
    Er legte sich zurück und dachte darüber nach. Momentan war er zu sehr in sich selbst versunken, um die Andeutungen zu verstehen. Was Liebesdinge betraf, war Ned eher schwer von Begriff. Er hatte nie gut mit Frauen gekonnt. Seine vielen Narben und Entstellungen waren nicht gerade hilfreich gewesen. Es war keine Frage von Selbstbewusstsein. Es war einfach eine Frage der Erfahrung, der Erwartung, dass sich die Welt auf eine bestimmte Art und Weise benahm. Dass Miriam ihn begehrenswert finden könnte, war so wahrscheinlich wie dass der Couchtisch sein bester Freund sein wollte. Es ergab einfach keinen Sinn, und wie jeder, der mit dem Unglaublichen konfrontiert wird, hatte er zwei Wahlmöglichkeiten. Er konnte den Vertrauensschritt machen und es glauben. Oder er konnte es einfach ignorieren.
    Er wählte das Letztere, obwohl »wählen« die kleinste bewusste Anstrengung seinerseits vorausgesetzt hätte.
    Miriam kam näher, blieb aber immer noch ein paar Schritte vom Bett entfernt. »Kann ich Ihnen etwas bringen, Sir?«
    »Nein, mir geht es gut.« Er blies die Wangen auf und atmete lange aus. »Trotzdem danke.«
    Miriam ihrerseits war sich sehr genau über ihre Gefühle im Klaren. Sie mochte Ned und konnte es ihm offensichtlich nicht begreiflich machen. Alles, was sie tun musste, war ein kleines Lied zu singen - und er konnte ihr gehören. Ned war ihren Reizen bereits einmal verfallen. Er würde es genauso leicht noch einmal tun. Frauen hatten Männer seit Anbeginn der Zeit verführt, indem sie ihren Witz und natürlichen Charme einsetzten. Und verzauberte Melodien zu singen war für Sirenen so natürlich wie atmen. Wäre es so falsch, jetzt einen kleinen musikalischen Zauber zu benutzen?
    Ja, entschied sie. Miriam hatte einen Mann nie gegen seinen Willen verführt und sie würde auch jetzt nicht damit anfangen. Aber wichtiger als die moralische Frage war der Gedanke, dass das Singen Betrug wäre. Wenn sie etwas wirklich Wertvolles mit Ned haben wollte, konnte es nicht mit einer List, Manipulation oder gemeinem Mesmerismus beginnen.
    Aber sie hatte keine Ahnung, wie sie es sonst anfangen sollte. Sich für den Augenblick geschlagen gebend, wenn sie auch noch nicht ganz aufgegeben hatte, salutierte sie steif und drehte sich auf dem Absatz zum Gehen.
    »Eine Sekunde.« Er drückte sich auf den Ellbogen hoch. »Ich bin etwas hungrig. Könnten Sie mir was zu essen besorgen?«
    Sie lächelte und nickte. »Natürlich, Sir.«
    »Und etwas zu trinken würde auch nicht schaden.«
    »Außerdem noch etwas?«
    Er setzte sich auf. »Könnten Sie noch niemandem sagen, dass ich am Leben bin? Das wüsste ich wirklich zu schätzen.«
    »Niemandem? Nicht einmal den Offizieren?«
    »Vor allem nicht den Offizieren.«
    »Wie Sie wünschen, Sir. Ich bin gleich zurück.« Sie verließ den Raum, aber auf der anderen Seite der Tür stellten sie einige Besucher. Mehrere Soldaten füllten den Flur. Der Korridor war kaum breit genug für zwei Oger nebeneinander, und alles, was sie sah, waren zwei von ihnen, obwohl sie dahinter noch weitere hörte. Ace schlüpfte mit seinen ganzen sechzig Zentimetern zwischen den Beinen der Oger hindurch.
    »Sie sind hier, um den Kommandeur zu sehen.«
    »Das geht

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