Die Kompanie der Oger
Quartier.
»Was tust du da?«, fragte sie.
»Ich rauche.« Der Kobold bot ihr seine Pfeife an. »Wollen Sie einen Zug?«
»Geh zur Seite.«
»Sind Sie befugt?«
Sie sah ihn finster an. »Wovon sprichst du?«
»Ich darf niemanden reinlassen.«
»Du kleines Biest, ich bin ranghöher als du.«
»Es geht nicht um mich. Es geht um Befehle. Da ich nicht genau weiß, wessen Befehle ich befolge, kann ich Ihnen als guter Soldat nicht einfach erlauben vorbeizugehen.« Ace nahm einen langen Zug aus seiner Pfeife. Der faulig gelbe Rauch glitschte die Wand entlang und sammelte sich an der Decke. »Außer Sie kennen zufällig das Passwort.«
»Welches Passwort?«
»Ich kenne es nicht.«
»Woher willst du dann wissen, ob es richtig ist?«
Ace nahm seine Brille ab und untersuchte sie auf Flecken, hauptsächlich, um etwas zu tun zu haben. »So wie ich das sehe, würden Sie, wenn Sie befugt wären und das Passwort kennen würden, es mir offen sagen. Und wenn Sie befugt wären und es gäbe kein Passwort, würden Sie mir einfach sagen, ich solle abhauen.«
»Hau ab.«
Er lächelte. »Netter Versuch, aber Ihre erste Antwort zählt. Und die sagt mir, dass Sie nicht befugt sind.«
Sie lächelte zurück. »Sehr schlau. Dein Plan hat allerdings einen Fehler.«
»Und welchen?«
Die Amazone schnappte den winzigen Kobold an seinem Schal und schleuderte ihn den Flur hinunter. Er landete hart auf dem Boden, aber seine Rasse war von Natur aus federnd, deshalb entstand kein Schaden. Bis er wieder auf den Füßen stand, war sie schon hineingegangen. Die Magie des Sirenengesangs besaß keine Macht über eine Frau.
»Daran hatte ich nicht gedacht.« Mit einem Achselzucken sammelte Ace seine Pfeife auf und machte sich auf den Weg.
Auf der anderen Seite der Tür weiteten sich Reginas dunkle Augen. »Oh. Sie sind zurück.«
Nicht in der Stimmung, sich Gedanken über ein Dejá-vu zu machen, sagte Ned: »Ich bin zurück.«
»Geht es Ihnen besser, Sir?«
Er antwortete nicht. Das blieb eine komplizierte Frage.
Es entstand eine weitere peinliche Stille: das zweite Mal an diesem Abend, dass solch ein unbeholfenes Schweigen zwischen Ned und einer Frau entstand. Ned bemerkte es wie üblich nicht, aber für Regina waren es Qualen. Sie stritt nicht länger ab, dass sie etwas für ihn empfand. Sie wagte es nicht, dem einen Namen zu geben. Sie war noch nicht bereit dafür. Aber dieses unbenannte Gefühl, dieses lächerliche und unangebrachte Verlangen, war nichts weniger als Fäule auf ihrer stolzen Amazonenseele. Zumindest musste sie sich keine Sorgen über die Missbilligung ihrer Eltern machen. Amazonen hatten weder Väter noch Mütter. Sie kannten nur den Kodex ihrer Gesellschaft, der sie leitete, und dieser Kodex war sehr genau und ziemlich unversöhnlich.
In einer Situation wie dieser, wenn sich die Versuchung irgendwie den Weg in ihre eiserne Brust gebahnt hatte, konnte nur Blut ihren Geist reinwaschen. Neds Blut. Sie musste ihn töten, und ihr Kodex verlangte, dass sie es sofort tat. Leise zog sie ihren Dolch und schob sich in seine Richtung, als er sich mit dem Rücken zu ihr auf dem Bett aufsetzte. Ein Dutzend Enden blitzten in ihrem Kriegerinnengeist auf. Sie konnte ihm das Herz durchbohren, seine Kehle aufschlitzen, ihm das Rückenmark durchtrennen oder den Dolch vergessen und ihm mit bloßen Händen das Genick brechen. Und obwohl diese Gedanken ein grimmiges Lächeln auf ihre Lippen hätten zaubern sollen, ließen sie sie nur finster dreinblicken.
Die Göttinnen mochten sie verachten, sie konnte es nicht tun. Und selbst wenn sie gekonnt hätte, es hätte doch nicht funktioniert. Never Dead Ned war unsterblich. Ihr Dilemma würde sich nicht so leicht lösen lassen, aber sie würde einen Weg finden müssen.
Ned drehte langsam den Kopf, als hätte er ihre Anwesenheit vergessen und erinnerte sich gerade daran. Den Dolch in der Hand sah sie sich im Raum um und versuchte, nicht mörderisch auszusehen. Nicht mörderischer als sonst.
»Es tut gut, Sie wiederzuhaben, Sir.«
Er neigte den Kopf zur Seite, wie eine Ziege, die ihr Bestes tut, um zu verstehen, wie ein Katapult funktioniert, aber daran scheitert. »Tatsächlich?«
»Ja, Sir.« Sie versuchte mit ihrem gezogenen Dolch lässig auszusehen und wirbelte ihn herum, als würde sie lediglich ihre Hände beschäftigen wollen. »Kann ich Ihnen etwas bringen?«
»Danke, aber Miriam kümmert sich schon darum.«
Reginas dunkle Augen wurden rot. »Miriam.« Sie sprach den Namen wie
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