Die Kompanie der Oger
»Wir müssen ihn so schnell wie möglich loswerden.«
Regina schnaubte den Ork an. »Das können wir nicht.«
»Wir finden einen Weg. Unsterblich oder nicht.«
»Das habe ich nicht gemeint.«
»Was hast du dann gemeint?«, fragte Gabel.
»Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob Ned sterben muss.«
Gabel bellte ein raues Lachen, das den Pub für einen Augenblick still werden ließ. Er beugte sich vor und flüsterte gedämpft: »Er plant offensichtlich etwas. Warum sonst hätte er dieses Affentheater veranstalten sollen?«
Regina beugte sich vor, was in ihrem engen Mieder nicht einfach war. Ein rein dekorativer Riemen schnalzte auf. »Vielleicht war es gar kein Theater.«
Gabel war so auf die Auseinandersetzung konzentriert, dass sein Blick nicht zu ihren Brüsten abschweifte, die noch einen weiteren Zentimeter in Richtung Freiheit glitten. »Sei nicht naiv, Amazone.« Er plumpste zurück auf seinen Stuhl. »Was denkst du, Frank?«
Frank zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht.«
»Ich weiß aber«, entgegnete Gabel. »Ich weiß, dass Ned etwas vorhat. Und ich würde jede Münze, die ich besitze, verwetten, dass er etwas ahnt.«
»Wovon?«, fragte Frank.
»Von uns, du Trottel.«
Die derben Fäuste des Ogers ballten sich. Er war ein gutmütiger Kerl, aber Gabel stellte fest, dass Frank seine Grenzen hatte. Gabel setzte ein fröhliches Grinsen auf und zahlte die nächste Runde, um Franks Stimmung abzukühlen.
»Warum sollte er uns verdächtigen?«, fragte Regina. Wir haben bisher nicht einmal versucht, ihn zu töten. Oder?«
Inzwischen hatten die Offiziere viel Erfahrung mit verstohlenen Blicken, also tauschten sie noch eine Runde davon aus.
»Natürlich nicht«, sagte Gabel. »Aber er ist schon zweimal gestorben und das muss verdächtig aussehen. Selbst wenn es diesmal Unfälle waren. Was sie waren, da sind wir uns doch alle einig.«
»Ja.« Regina verengte ihre Augen. »Unfälle.«
»Bedauerliche Unglücksfälle«, stimmte Frank zu, aber er klang nicht recht überzeugt. »Vielleicht hat Regina Recht. Vielleicht sollten wir noch ein bisschen warten, bevor wir uns entscheiden.«
»Und ihm mehr Zeit geben, um die Teile des Puzzles zusammenzusetzen?« Gabel schüttelte heftig den Kopf. »Ich sage, je früher wir ihn töten, desto besser.«
»Und ich sage, wir sollten ihn gar nicht töten«, antwortete Regina.
»Aber sicher doch, Amazone.« Das letzte Wort murmelte er höhnisch.
»Was meinst du damit, Ork?«
»Nichts. Ich hätte nur nie gedacht, einmal zu sehen, dass sich eine Amazonenkriegerin einem Mann so schamlos an den Hals werfen würde«, brummelte er in seinen Krug. »Aber was kann man von einer Frau schon erwarten?«
Regina handelte explosionsartig. Sie kickte den Tisch zur Seite und drückte einen ihrer Lederstiefel gegen Gabeis Wange. Er fiel von seinem Stuhl und kam rutschend zu einem schmerzhaften Halt.
Frank seufzte.
»Steh auf«, knurrte sie, während sie ihr Schwert zog. »Steh auf und stirb, du erbärmliches männliches Wesen!«
Gabel erhob sich und zog seinerseits das Schwert. »Ich wollte dir schon immer Respekt beibringen, du lesbische Schlampe!«
»Ich bin keine Lesbe!«
»Ach ja, stimmt ja. Wie konnte ich das vergessen?« Gabel grinste süffisant. »Lesben wedeln mit ihren Titten nicht vor Jungs herum.«
Regina gab einen Furcht erregenden Kampfschrei von sich, der abwechselnd Wellen von Furcht und Erregung durch den Pub schickte. Bevor sie sich auf ihren Gegner werfen konnte, schlug ihr Frank einen Weinkrug auf den Kopf. Stöhnend ging sie zu Boden.
»Warum hast du das getan?«, fragte Gabel. »Ich wäre mit ihr fertig geworden.«
Frank ließ seine riesige Faust auf Gabel niedersausen, der sich daraufhin zu der Amazone auf dem Boden gesellte.
»In Ordnung, Leute. Es gibt hier nichts zu sehen. Macht weiter.«
Er klemmte sich den benommenen Ork unter einen Arm, die betäubte Amazone unter den anderen und verließ den Pub, um nach einer abgeschiedenen, dunklen Ecke zu suchen. Das war nicht leicht. Die meisten der schattigen Plätze waren bereits von schlummernden Betrunkenen besetzt oder von Soldaten bei verbotenen Aktivitäten, die Frank nicht näher untersuchte. Als er den leeren Schattenfleck, den er gesucht hatte, schließlich fand, waren Gabel und Regina wieder bei Sinnen. Frank setzte sie ab.
Regina boxte ihn. Er spürte den Schlag kaum, aber dass er ihn überhaupt spürte, sprach für die Kraft der Amazone.
»Wie kannst du es wagen!« Sie holte wieder mit der Faust
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