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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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weitergeschlafen. Aber er schaffte es irgendwie, sich anzuziehen und sich in den Haupthof zu befördern. Gabel, Regina und Frank warteten bereits auf ihn. Gabel und Frank schienen genauso außer Gefecht gesetzt zu sein wie er, aber Regina, die trotz der trüben Disziplin der Oger-Kompanie ein strenges Regiment einhielt, war eifrig und aufmerksam. Ein Koboldhornist war ebenfalls anwesend. Der kleine Kerl schlief, ausgestreckt auf den harten Pflastersteinen. Ned wollte sich am liebsten neben ihn legen.
    Er bemerkte Gabeis ernsthaft verletzten Zustand. Sein linker Unterarm war eng bandagiert, außerdem benutzte er eine lange Keule als Gehstock.
    »Was ist mit Ihnen passiert?«, fragte Ned.
    »Ich bin gestolpert«, sagte Gabel.
    »Muss ein ganz schöner Sturz gewesen sein«, sagte Ned.
    »Habe schon Schlimmeres erlebt, Sir.«
    »Sollen wir anfangen, Sir?«, fragte Regina.
    Ned nickte.
    Regina trat den schnarchenden Kobold wach. Der Hornist setzte sich auf, rieb sich die Augen, gähnte. Er blieb sitzen, setzte das Horn an die Lippen und blies den Ruf zum Morgenappell. Er spielte die Melodie innerhalb von drei Minuten zu Ende, dann legte er sich sofort wieder schlafen.
    Der Hof war leer.
    Regina stieß den schlummernden Hornisten noch einmal an. Er wandte sich ihr mit schweren Augenlidern zu. »Spiel das Signal«, befahl sie. »Noch mal?«
    Sie zog ihn an seinen langen Ohren hoch.
    »Schon gut, schon gut.« Er blies noch einmal in sein Horn. Und wieder blieb, als er das Signal beendet hatte, der Hof leer.
    Ned verfügte, er solle den Ruf zum Appell wieder und wieder spielen. Zwanzig Minuten später tauchten Soldaten auf. Keiner schien im Geringsten glücklicher, hier zu sein als Ned. Von der Ankunft des ersten Soldaten bis zum letzten dauerte es fünfundvierzig Minuten, aber schließlich stand der Hof voller schlaftrunkener, mürrischer Soldaten. Die wenigsten hatten sich ordentlich angezogen - und auch wenn es stimmte, dass Oger Furcht erregende Wesen waren, schien es doch schwierig, sie in Unterwäsche ernst zu nehmen. Die Soldaten hatten es nicht geschafft, eine korrekte Mannschaftsaufstellung zu bilden und liefen in einem wuselnden Mob umher.
    »Blasen Sie Achtung«, sagte Ned dem Hornisten.
    Der Kobold hob das Instrument an die Lippen, aber nach kurzem Zögern senkte er es wieder. »Wie geht das? Ich hab’s vergessen.«
    Ned kramte in seiner Erinnerung. Es war auch bei ihm eine Weile her, seit er es zum letzten Mal gehört hatte. »Ich glaube, es geht da-da-da-dam, da-dam, da-dam, dam-dam-da-di.«
    »Verzeihen Sie, Sir, aber das ist die Demissionsmelodie«, sagte Frank. »Achtung hat mehr Katsching. Da-di-da-di, dam-dam-di-dam, di-di, glaube ich.«
    »Ich dachte, es wäre mehr wie di-di-di-di, dam-dam-di, di-di-do«, sagte Gabel.
    »Ihr habt beide Unrecht«, widersprach Regina. »Es geht dam-dam-di-di, dam-dam-di-dam.«
    »Das ist eher der orkische Hochzeitsmarsch«, sagte Gabel. »Achtung hat mehr Rumsda.«
    »Was ist Rumsda?«, fragte Frank.
    »Es ist die Hälfte von Katsching. Und ungefähr drei Viertel mehr Badatz.«
    »Der Achtung-Ruf hat kein Badatz«, sagte Regina, »und wenn ihr mich fragt, übertreibt er es schon etwas mit dem Katsching.«
    Der beleidigte Hornist sagte störrisch: »Mein Katsching ist immer auf den Punkt, wie ich Ihnen mitteilen möchte. Mein Badatz ist nahezu perfekt. Ich gestehe Ihnen zu, dass mein Rumsda nicht immer auf Kurs ist, aber ich würde sagen, wir brauchen hier einen Hauch mehr Tschibäng und eine gute Portion Zing. Ich könnte auch noch ein bisschen Wawawa einfließen lassen. Das schadet nie.«
    »Wawawa hat in seriöser Militärmusik nichts zu suchen«, sagte Regina.
    »Ja«, stimmte Gabel zu. »Bleiben Sie einfach beim Katsching.«
    »Auch kein Tschibäng?«, fragte der Hornist.
    »Ich glaube, ein bisschen Tschibäng können Sie dazugeben«, sagte Gabel, »aber wenn ich auch nur einen Ton Wawawa höre, lasse ich Sie in den Bau werfen.«
    Obwohl sie klein war, bestand die knochige Brust des Hornisten hauptsächlich aus Lungen, und so entfesselte er eine lange Druckwelle musikalischer Improvisation. Die misstönende Melodie füllte die ganze Zitadelle. Die Orks und Kobolde nickten anerkennend im Takt, während sich alle anderen die Ohren zuhielten. Der kraftvolle Schall schwebte bis hinüber zu den Rochumzäunungen, wo die riesigen Vögel in heller Panik aufeinander einhackten. Versunken in seine Darbietung spielte der Hornist weiter, bis Ned den Befehl gab aufzuhören und

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