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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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er, was Elmer meinte.
    »Ich habe genug Menschen kämpfen sehen, um die Grundbegriffe zu verstehen«, sagte Frank. »Und die wären?«, fragte Elmer.
    Frank dachte einen Moment darüber nach. »Naja, es wird viel geschrien. Und zermatscht. Sie sind sehr matschig.«
    »Soweit deine Erfahrung reicht, besteht die Grundtechnik der menschlichen Kriegsführung also darin, zu schreien und zermatscht zu werden.«
    Frank runzelte die Stirn. »Die Vermeidung des Zermatschtwerdens war das Erste, was ich Ned beibringen wollte.«
    »Und was dann?«, fragte Elmer. »Die Feinheiten des Zerquetschens von Gegnern zwischen Baumstämmen? Wann hast du das letzte Mal ein Schwert auch nur in der Hand gehabt?«
    »Erst letzte Woche. Ich habe es als Zahnstocher benutzt.«
    Ace, der das ganze Gespräch über still auf der Gartenmauer gesessen hatte, mischte sich schließlich ein: »Die Vermeidung des Zermatschtwerdens ist viel schwerer, als es aussieht. Lasst euch das von einem Experten sagen.«
    So viel zu meiner privaten Trainingseinheit, dachte Ned.
    »Oh, bitte! Was kann ein Kobold schon übers Kämpfen lehren?«, fragte Elmer.
    »Kämpfen? Nicht viel«, gab Ace zu. »Aber ich bin drei Jahre alt. Ich denke, ich verstehe das eine oder andere vom Überleben.«
    Es war eine Tatsache, dass die durchschnittliche Lebenserwartung eines Kobolds in Monaten gemessen wurde, nicht in Jahren, und dass Aces hohes Alter eine hervorragende Empfehlung war.
    »Wenn es um Kriegskunst geht, kann kein Fleischi mit dem Können der Pflanzenwelt mithalten. Schaut euch diesen Garten an.« Elmer machte eine ausladende Bewegung mit den Armen. »Alles hier befindet sich in einem ständigen Kampf. Die Rosenbüsche kämpfen gegen den Efeu. Der Efeu erdrosselt die Blumenbeete. Die Natur ist ein dauernder Konflikt, und nur die gerissenste, hartnäckigste Flora gewinnt.«
    »Ned ist keine Pflanze«, sagte Frank.
    »Er ist auch kein Oger«, antwortete Elmer. »Oder ein Kobold.«
    Ace sprang von der Mauer und auf Franks Schulter. »Das bedeutet nicht, dass ihm ein Kobold nicht das eine oder andere beibringen könnte.«
    »Oder ein Oger«, sagte Frank.
    »Oder ein Baumwesen«, sagte Elmer.
    »Wir sind uns also einig«, sagte Ace. »Wir wechseln uns bei seinem Unterricht ab.«
    Sie gaben sich die Hände darauf. Ned war nicht ganz sicher, ob das eine gute Idee war, aber da ihn niemand um seine Meinung fragen wollte, beschloss er, sich zu fügen. Was war das Schlimmste, was passieren konnte?
    Nicht ganz eine Stunde später betrachteten seine drei Lehrer Neds Leiche, die auf dem Boden ausgebreitet lag. Seine zerquetschten Gliedmaßen mit ihren zerschmetterten Knochen standen in befremdlichen Winkeln ab.
    Ace zündete seine Pfeife an und blies eine faulige gelbe Wolke aus. »Ich habe euch doch gesagt, dass die Vermeidung des Zermatschtwerdens schwerer ist, als es aussieht.«
     
    ACHTZEHN
     
    Neds Lehrer beschlossen, es wäre besser, Ned im Garten zu lassen. Er hatte gewollt, dass sein Training geheim blieb, und der Versuch, seinen Leichnam zurück in sein Quartier zu schmuggeln sah nach mehr Ärger aus, als das Ganze wert war. Wenn sie geschnappt wurden (was vermutlich nicht passieren würde) und wenn es irgendwen genug interessierte, nach Details zu fragen (noch unwahrscheinlicher), musste man eine Geschichte erfinden, wie Ned schon wieder umgekommen war. Und keiner wollte sich die Mühe machen. Noch hatten sie den Wunsch, darauf zu warten, dass Ned von den Toten auferstand. Also warfen sie ihn in ein überwuchertes Blumenbeet und überließen ihn seiner neuesten Auferstehung. Und dort blieb er und genoss den angenehmen Zustand des Todes.
    Am frühen Abend flogen Vögel auf die Kupferzitadelle herab. Flamingos und Ibisse, Rotkehlchen und Weber, Pfauen und Finken, Möwen und Drongos, Pirole und Ammern, Würger und Spechte sowie ein einzelner, dürrer Strauß. Sie bedeckten die Zitadelle wie ein Nebelschleier. Nicht ein einziger Soldat konnte sich erinnern, sie kommen gesehen zu haben. Aber sie waren da. Und jeder Vogel, egal welcher Spezies, war leuchtend rot wie frisch vergossenes Blut und totenstill.
    Die Soldaten flüsterten von dunklen Mächten, die da im Spiel waren, und Totengräber Ward musste seine Nasenlöcher zustopfen, um den überwältigenden Gestank der Magie zurückzuhalten. Abgesehen davon dachte niemand weiter darüber nach. In der Kupferzitadelle war alles immer das Problem von jemand anderem, und jeder überließ es jemand anderem, sich darum zu kümmern.

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