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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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eifersüchtige Typ sei. Vermutlich werden sie ihn jetzt auch befragen. Ich weiß, dass ich etwas Schreckliches getan und deswegen Strafe verdient habe  – aber nun ist es, als würde um mich herum die ganze Welt einstürzen. Dass ich mit einem anderen Mann geschlafen habe, macht mich doch noch nicht zu einem Monster!« Sie stieß ein lautes Schniefen aus. Beschwichtigend legte ich ihr eine Hand auf die Schulter.
    »Gut, dass du es ihnen gesagt hast«, erklärte ich. »Geheimnisse sind gefährlich.«
    »Sie glauben, dass ich es war.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Oder Richard.«
    »Nein, sie gehen nur sämtlichen Spuren nach.«
    »Ach, Bonnie, ich weiß gar nicht, was ich ohne dich täte.«
    »Ohne mich hättest du Hayden nie kennengelernt, und das alles wäre gar nicht passiert.«
    »Dann wäre irgendetwas anderes passiert. Ich hätte auf keinen Fall so weitermachen können.«
    »Wie läuft es denn jetzt mit Richard?«
    »Keine Ahnung. Manchmal ist er ganz süß zu mir, und dann habe ich wieder das Gefühl, dass er mich nicht mal richtig ansehen kann. Als hätte ich irgendeine schlimme Krankheit.«
    Ich nickte nur.
    »Manchmal weint er sogar. Allerdings nicht vor mir, sondern im Bad. Er glaubt wohl, dass ich ihn dort nicht hören kann.«
    »Das wird bestimmt bald besser.«
    »Meinst du wirklich?« Schaudernd drückte sie Lola einen Kuss auf den Scheitel.
    »Ich hoffe es zumindest.«
    »Ja, ich auch.« Sie rieb sich mit dem Handrücken über die
Stirn. »Manchmal kommt mir Richard fast ein bisschen verrückt vor.«
    »Verrückt?«, wiederholte ich bestürzt.
    »Nun ja, zumindest sehr unberechenbar.« Sie blickte auf Lola hinunter. »Weißt du, was das einzig Gute an der Sache ist?«
    »Was?«
    »Mein Gefühl für Lola. Ich bin ihr gegenüber gar nicht mehr ungeduldig. Ich möchte nur noch mit ihr zusammen sein und sie nie wieder loslassen. Wie konnte ich nur so dumm sein, das alles aufs Spiel zu setzen?«
    »So etwas passiert eben manchmal«, antwortete ich lahm, »ohne dass wir darauf vorbereitet sind.«

Davor
    Wenn man sich von jemandem trennt, dauert es oft recht lange, bis der oder die Betreffende es schafft, von alten Rechten Abstand zu nehmen. Trotzdem war ich im Fall von Amos der festen Überzeugung, dass er sofort auf all diese Rechte hätte verzichten müssen  – insbesondere das Recht, unangekündigt bei mir vorbeizuschauen und in meine Wohnung zu stürmen, als würden wir immer noch zusammenleben.
    »Ist es dringend?«, fragte ich. »Ich wollte nämlich gerade gehen.«
    »Wohin?«
    »Weißt du, das sind genau die Sachen, die du mich nicht mehr fragen solltest«, antwortete ich, »weil wir nämlich nicht mehr zusammen sind.«
    Amos zog einen Zettel aus seiner Jeanstasche und faltete ihn umständlich auseinander.
    »Das ist jetzt nicht als Vorwurf gedacht«, begann er.
    »Was?«

    »Wenn zwei Menschen längere Zeit zusammengewohnt haben, ist es eine ziemlich schwierige Angelegenheit, genau auseinanderzusortieren, was wem gehört.«
    »Das ist doch schon geschehen«, entgegnete ich, »oder hast du das vergessen? Es gibt nichts mehr zu sortieren.«
    »Nur noch ein paar Kleinigkeiten«, widersprach er. »Ich habe es mir jedes Mal aufgeschrieben, wenn mir wieder etwas eingefallen ist.«
    »Willst du damit sagen, dass ich Sachen behalten habe, die mir nicht zustanden?«
    »Nein, nein«, antwortete er rasch, »es ist nur alles so schnell gegangen.«
    »Wir müssen endlich einen Schlussstrich ziehen«, erklärte ich.
    Er warf einen Blick auf seinen Zettel.
    »Der einbändige Shakespeare«, las er vor. »Ich habe ihn in der sechsten Klasse als Preis bekommen. Den hast du nicht versehentlich eingepackt, oder?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht«, gab ich zurück, »denn wie du sehr genau weißt, war in dem Buch ein riesiger Aufkleber mit deinem Namen drauf, den du mir immer wieder gezeigt hast. Und bei der Gelegenheit hast du mir jedes Mal erzählt, wie du den Band gekriegt hast.«
    »Und die Box mit meinen Steely-Dan-CDs?«
    »Die habe ich auch nicht«, erwiderte ich, »weil ich nämlich eine Frau bin.«
    Amos wirkte verletzt.
    »Gehören die Scheiben von Steely Dan zu den Dingen, die Frauen nicht mögen?«
    »Offensichtlich.«
    »Dann habe ich die Kiste wohl jemandem geliehen.« Er wandte sich wieder seiner Liste zu.
    »Außerdem vermisse ich eine kleine Radierung.«
    »Wie soll die denn aussehen?«

    »Das weiß ich nicht mehr so genau. Sie war schon ziemlich verblasst. Ich glaube, es waren unter

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