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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Bestimmt hatte er dafür Stunden gebraucht. Nachdem ich noch ein paar kleine Veränderungen vorgenommen hatte, legten wir los, und das Ergebnis war gar nicht so schlecht.
    Als Sonia anschließend »It Had to Be You« anstimmte, klangen wir bereits ein bisschen besser als gar nicht so schlecht. Ihre Stimme hatte an diesem Tag einen besonders melancholischen Unterton, voller Weltschmerz, als wäre sie gerade erst aus dem Bett gekrochen.

    Nach einer guten Stunde packten wir unsere Sachen wieder zusammen. Dabei bekam ich mit, wie Sonia Neal etwas zuflüsterte, worauf er in einem drängenden, viel lauteren Ton antwortete. Trotzdem konnte ich nicht verstehen, was er zu ihr sagte. Ich warf einen verstohlenen Blick zu Guy und Amos hinüber, doch zum Glück passten sie nicht auf. Rasch gesellte ich mich zu Neal und Sonia.
    »Was ist los?«, wandte ich mich an Neal. »Alles in Ordnung?«
    »Ich habe eine Idee.«
    »Ich glaube nicht, dass ich heute noch irgendwelche neuen Ideen verkrafte.«
    »Nein, es geht nicht um die Musik. Mir ist etwas Wichtiges eingefallen. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Keine Ahnung, wieso wir nicht schon längst daran gedacht haben.«
    »Findest du nicht, dass du ein bisschen laut sprichst?«
    »Ich habe mir über deine Schuldgefühle Gedanken gemacht und mich gefragt, ob wir zur Polizei gehen sollten.«
    »Hier ist wirklich nicht der richtige Ort, um das zu diskutieren. Wie kommst du nach Hause?«
    »Ich bin mit dem Wagen da.«
    »Dann fahre ich mit.«
    »Ich kann nicht«, meinte Sonia, »Amos und ich haben noch etwas vor.«
    »Lass dir eine Ausrede einfallen«, antwortete ich.
    Sonia beugte sich vor und sagte im Flüsterton: »Wir dürfen nicht als Trio gehen. Das macht sich nicht gut.«
    »Ich weiß«, stimmte ich ihr zu, »aber wir müssen uns trotzdem anhören, was Neal zu sagen hat.«
    »Also gut, wir treffen uns draußen. Ich hoffe für dich, dass es wirklich wichtig ist, Neal.«
    Neal und ich warteten in seinem Wagen, bis Sonia herauskam und hinten einstieg.
    »Was hast du zu Amos gesagt?«, fragte ich.

    »Das geht euch nichts an. Er hat aber kein Problem damit.«
    »Ich wollte nur wissen, ob er misstrauisch war.«
    »Ich habe ihm gesagt, dass es wichtig sei und er mir einfach vertrauen müsse.«
    »Worum geht es?«, wandte ich mich an Neal. »Hat es mit der Polizei zu tun?«
    »Nein, keine Sorge. Mit denen bin ich richtig gut klargekommen. Ich habe nichts gesagt, was uns schaden könnte. Allerdings auch nichts, was ihnen bei der Aufklärung des Mordes irgendwie weiterhelfen könnte. Und genau das hat mir zu denken gegeben.«
    »Inwiefern?«
    »Moment. Ich muss diese Abkürzung hier nehmen. Lasst uns warten, bis wir zu Hause sind. Wir brauchen Papier.«
    »Wie bitte?«
    »Papier und Stifte.«
    »Hast du vor, ein Spiel mit uns zu spielen?«, fragte Sonia, als schwante ihr Böses. »Ein Gesellschaftsspiel?«
    Neal parkte vor seinem Haus, und Sonia und ich folgten ihm hinein. Sonia bestand darauf, erst mal Kaffee für uns zu kochen. Nachdem sie endlich Platz genommen hatte, war es, als hätten wir uns zu einer Geschäftsbesprechung getroffen.
    »Also?«, ergriff ich das Wort.
    »Ich habe nachgedacht«, erklärte Neal.
    »Ja, das hast du schon gesagt.« Sonia starrte ihn über den Rand ihrer Tasse an. Ich konnte sie vor Ungeduld fast knistern hören.
    »Fakt ist: Wir haben alle drei etwas Falsches getan, wenn auch aus den richtigen Gründen. Oder seht ihr das anders?«
    »Weiter.«
    »Echte Schuldgefühle sind aber nur dann angebracht, wenn wir der Polizei etwas vorenthalten …«
    »Dass wir ihnen etwas vorenthalten, liegt ja wohl verdammt klar auf der Hand!«

    »Moment, ihr habt mich nicht ausreden lassen. Ich fände es schlimm, wenn wir der Polizei etwas vorenthalten würden, das ihnen bei ihren Ermittlungen weiterhelfen könnte  – mit anderen Worten, bei der Suche nach Haydens Mörder. Meint ihr nicht auch?«
    »Worauf willst du hinaus, Neal?«
    »Wir könnten etwas tun.«
    »Tun?«, wiederholte Sonia.
    »Wir haben eine Wohnung verwüstet und eine Leiche verschwinden lassen. Trotzdem sollten wir nicht vergessen, dass es ursprünglich drei verschiedene Tatorte gab, oder waren es vier? Übereinandergelagert wie archäologische Schichten. Zum einen gab es den ursprünglichen Tatort nach Haydens Ermordung. Vielleicht hatte der Täter da schon irgendetwas verändert, aber es war zumindest der Tatort, den ich vorfand. Da ich das Ganze für dein Werk hielt, Bonnie, und nicht wollte, dass

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