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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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bestimmten Punkt zu. Sein Gesicht, das mal vom Mondlicht, mal von einer Straßenlampe beleuchtet wurde, sah glatt und beinahe heiter aus. Wir bogen von der Brücke ab und spazierten im Schatten hoch aufragender Gebäude in östlicher Richtung den Uferdamm entlang. Mittlerweile konnte man am Horizont einen hellen Lichtstreifen sehen, und in den Bäumen sangen bereits die Vögel. Auf einmal wandte Hayden den Kopf, lächelte mich an und streckte mir die Hand hin. In dem Moment durchströmte mich ein solches Glücksgefühl, dass es mir fast den Atem verschlug und ich ein schmerzhaftes Ziehen in der Brust spürte.
    Noch immer sagten wir beide kein Wort. Auf der Höhe von Blackfriars überquerten wir erneut den Fluss, blieben aber wie aufs Stichwort in der Mitte der Brücke stehen, um von dort die Stadt zu betrachten.
    »Ich glaube, ich werde bald weiterziehen«, brach Hayden das Schweigen.
    »Oh!«
    »Ja. Zeit, zu neuen Ufern aufzubrechen.«
    »Wohin soll’s denn gehen?«, fragte ich.

    Dabei sah ich ihn nicht an, sondern blickte starr auf das Wasser hinunter. Ich spürte, wie er neben mir mit den Achseln zuckte.
    »In eine andere Stadt«, antwortete er nur vage. »Da hat sich was ergeben. Vielleicht ist ein Tapetenwechsel genau das, was ich jetzt brauche.«
    »Und die Hochzeit?« Ich bemühte mich um einen ruhigen Ton.
    »Welche Hochzeit?«
    »Die, für die wir proben.«
    »Da bin ich voraussichtlich noch da.«
    »Verstehe.«
    »Was verstehst du, Bonnie?«
    »Ach, egal.«
    Er legte eine Hand unter mein Kinn und zwang mich, ihn anzusehen. »Nichts währt ewig.«
    »Nein.«
    »Komm.«
    Wir setzten uns wieder in Bewegung, hielten uns dabei aber nicht mehr an den Händen. Es wurde bereits hell, die Zeitungshändler zogen ihre Rollläden hoch, und der Verkehr nahm zu. In einem Arbeitercafé in Farrington legten wir einen kurzen Zwischenstopp ein. Hayden aß Spiegeleier auf Toast, während ich nur eine Tasse Kaffee trank. Kurz bevor wir meine Wohnung erreichten, verließ er mich mit den Worten, er habe ein paar Dinge zu erledigen.

Danach
    »Das ist doch lächerlich«, sagte ich, »völlig unmöglich.«
    »Es muss aber so gewesen sein.«
    »Sonia?« Ich starrte ihn an. »Das glaube ich einfach nicht!«
    »Es gibt nur eine Erklärung dafür, dass sie sich an das Ding
erinnert: Sie muss an dem Abend schon einmal dort gewesen sein.«
    »Vielleicht hat sie die Vase bei einer anderen Gelegenheit schon einmal gesehen?«
    »War sie denn vorher je in der Wohnung?«
    »Nein.« Ich musste daran denken, wie Sonia behauptet hatte, sie wisse nicht, wo die Wohnung sei. Ich hatte mich an der Kentish Town Road mit ihr getroffen und ihr den Weg gezeigt.
    »Siehst du.«
    »Selbst wenn du recht hast, bedeutet das nicht automatisch, dass sie ihn getötet hat.«
    »Warum hat sie gelogen?«
    »Warum hast du gelogen? Warum habe ich gelogen?«
    Mein Gehirn arbeitete langsam und schwerfällig. Ich spürte, wie es ein paarmal klick machte, als die Zahnräder schließlich einrasteten, Mosaiksteine ihren Platz fanden und frühere Interpretationen sich zu neuen Mustern formten. Ich hatte Sonia angerufen, damit sie mir half, die Spuren eines Verbrechens zu beseitigen, von dem ich dachte, Neal habe es begangen  – doch in Wirklichkeit war es ihr eigenes Verbrechen gewesen. Sie hatte mir geholfen, ihre eigenen Spuren zu verwischen. Oder ich ihr. Gemeinsam hatten wir sämtliche belastenden Indizien vernichtet, die sie hinterlassen hatte. Ich starrte Neal mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Das darf doch nicht wahr sein!«
    »Lass es uns herausfinden.« Entschlossen stand er auf. Er strahlte plötzlich eine Autorität aus, die ich an ihm gar nicht kannte.
    »Jetzt?«, fragte ich dümmlich. »Es ist mitten in der Nacht.«
    »Willst du etwa bis morgen früh warten?«
    »Nein, aber was machen wir mit Amos? Wir können doch nicht einfach… du weißt schon.« Ich stand auf und schlug die Hände vors Gesicht. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich platzen.

    »Ruf Sonia auf dem Handy an. Sag ihr, dass wir uns treffen müssen.«
    »Sie wird uns für verrückt halten.«
    »Es sei denn, ich habe recht. Du wirst schon sehen.«
    Ich griff nach meinem Handy und rief ihre Nummer auf. »Was soll ich bloß sagen?«
    »Sag ihr, dass wir Bescheid wissen und sofort mit ihr reden wollen.«
    Ich drückte auf den Knopf und wartete. Das Telefon klingelte endlos. Ich stellte mir vor, wie Sonia zusammengerollt neben Amos lag.
    Als sie schließlich ranging, klang sie

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