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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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sehr verschlafen.
    »Hier ist Bonnie.«
    »Was ist los?« Vermutlich kämpfte sie sich gerade in eine sitzende Position und wandte sich von Amos ab, um ihn nicht aufzuwecken.
    »Ich muss mit dir reden.«
    »Moment.« Inzwischen hatte sie das Schlafzimmer wahrscheinlich schon verlassen und zog gerade die Tür hinter sich zu. »Es ist mitten in der Nacht!«
    »Vier Uhr morgens, um genau zu sein. Neal und ich müssen auf der Stelle mit dir reden.«
    »Warum denn?« Ihre Stimme nahm plötzlich einen anderen Tonfall an.
    »Wir wissen Bescheid.«
    »Ihr wollt, dass ich zu euch komme?« Sonia klang immer noch ganz ruhig. »So früh fährt noch keine U-Bahn.«
    »Wir kommen zu dir«, antwortete ich mit einem fragenden Blick zu Neal, der zustimmend nickte. »Neal ist mit dem Wagen da. Wir warten vor Amos’ Wohnung auf dich. In zehn Minuten.«
    »Gut. In zehn Minuten.«
    Nachdem ich Neal erklärt hatte, wo wir hinmussten, starrte ich aus dem Fenster. Es war neblig, aber schon bald würde
die Sonne den Nebel wegbrennen. Ich dachte an Sonia, ihre kompetente, praktische, freundliche Art. Als ich einen Moment die Augen schloss, wurde mir bewusst, wie unglaublich müde ich war. Gleichzeitig aber spürte ich in mir eine rastlose, brodelnde Energie, die mich kaum ruhig sitzen ließ.
    Sie erwartete uns bereits. In einen Regenmantel mit Gürtel gehüllt, stand sie auf dem Gehsteig. Ihr Haar hatte sie streng nach hinten gebunden.
    Nachdem sie eingestiegen war, sagte eine Weile niemand ein Wort.
    »Also?«, brach Sonia schließlich das Schweigen.
    »Lasst uns zum Kanal hinunterfahren«, schlug ich vor. »Es kommt mir ein bisschen komisch vor, wenn wir hier vor Amos’ Wohnung stehen bleiben.«
    Sonia lehnte sich zurück und faltete die Hände im Schoß, während ich Neal in lächerlich formellem Ton Anweisungen gab, wie er fahren musste. Ansonsten schwiegen wir alle drei verlegen, als wären wir nur flüchtige Bekannte, die nicht wussten, was sie miteinander reden sollten. Es war in dieser Situation einfach nicht möglich, etwas zu sagen  – abgesehen von jener großen, unaussprechlichen Sache, die den ganzen Wagen ausfüllte, so dass uns kaum noch Luft zum Atmen blieb.
    Nachdem Neal Motor und Scheinwerfer ausgeschaltet hatte, hustete er laut, und anschließend hustete ich.
    »Nun spuckt es schon aus«, sagte Sonia.
    Ich drehte mich um und zwang mich, sie anzusehen. »Neal hat die Vase gefunden.«
    »Welche Vase?«
    »Die Vase, an die du dich erinnert hast, obwohl sie gar nicht mehr da war. Mit Brüsten.«
    »Brüsten?«
    »Ja. Du hast dich an sie erinnert. Dabei war sie gar nicht mehr da.«

    »Und deswegen habt ihr mich aus dem Bett geholt?«
    »Der Punkt ist, dass du eine Vase auf deiner Liste hattest, an die ich mich nicht erinnern konnte, und später ist Neal dann klar geworden, dass das gar nicht sein konnte, weil …«
    Hilfe suchend sah ich zu Neal hinüber. Ich war gerade dabei, mich völlig zu verhaspeln.
    »Bonnie will damit sagen«, ergriff Neal das Wort, »dass du vorher schon dort warst. Wir wissen Bescheid. Du hast die Vase auf dem Boden liegen sehen, aber später habe ich sie dann mitgenommen. Du warst vor Bonnie und mir dort.«
    »Trotzdem hast du mir gegenüber die Überraschte gespielt«, sagte ich. »Du hast so getan, als wärst du noch nie dort gewesen.«
    Sie wirkte ganz ruhig, viel ruhiger als ich oder Neal.
    »Was wollt ihr jetzt von mir hören?«
    »Du hast gelogen«, fuhr ich fort. »Du warst dort und hast genau gewusst, was dich erwartet, aber mich hast du in dem Glauben gelassen, du wärst schockiert … wenn auch trotzdem bereit, mir zu helfen.«
    »Wobei das alles völlig nebensächlich ist«, meinte Neal. »Das Entscheidende ist, dass du Hayden getötet hast.«
    Sonia schloss einen Moment die Augen, als müsste sie kurz nachdenken. Dann wanderte ihr Blick von Neal zu mir. An mir blieb er etwas länger hängen. Schließlich nickte sie.
    »Ja.«
    »Und?«, fragte ich. »Du kannst doch nicht einfach nur Ja sagen. Warum hast du es getan?«
    »Ich hätte es euch schon viel früher sagen sollen«, antwortete sie mit leiser, aber immer noch ruhiger Stimme. Allerdings sprach sie sehr langsam, als müsste sie jedes Wort vorher abwägen  – sich vergewissern, dass es tatsächlich das richtige war. »Ich wusste, dass du etwas mit Hayden hattest. Es war kein sehr geheimes Geheimnis. Und ich wusste, dass er dich geschlagen hatte.«

    »Was hat denn das damit zu tun?«
    »Ich mochte Hayden von Anfang an nicht

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