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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Was hast du gedacht, als ich dich gebeten habe, mir dabei zu helfen, die Leiche loszuwerden?«
    »Ich war überrascht.«
    »Überrascht?«
    »Das ist vielleicht nicht das passende Wort«, antwortete Sonia mit zitternder Stimme. Erst jetzt begriff ich, dass sie trotz ihrer scheinbaren Ruhe zutiefst erschüttert war. »Was willst du von mir hören? Ich stand unter Schock, war völlig fassungslos. Ich weiß es doch auch nicht. Es war, als hätte sich vor meinen Füßen ein Abgrund aufgetan.«
    »Warum hast du auch später nichts gesagt, als dir klar wurde, dass Bonnie und ich beide von völlig falschen Voraussetzungen ausgingen?«, fragte Neal. »Als du begriffen hast, was wir dachten?«

    »Ich weiß es nicht. Da war es irgendwie zu spät.«
    »Aber dir muss doch klar gewesen sein, dass …«
    »Ich weiß es nicht!«, rief Sonia. »Verstehst du denn nicht? Ich habe selbst keine Ahnung. Etwas anderes kann ich dir nicht sagen. Ich weiß es einfach nicht. Tut mir leid. Ich habe es für dich getan, Bonnie, und ich weiß selber nicht, warum ich es euch nicht gesagt habe.«
    »Was sind wir doch für drei Narren!« Ich wischte mir mit dem Ärmel über die Augen. »Und drei Freunde«, fügte ich hinzu. »Was wir alles füreinander auf uns genommen haben!«
    »Wir haben es für dich getan«, sagte Neal. Schlagartig war mir kalt. Ich hatte mittlerweile wieder einen völlig klaren Kopf, fühlte mich aber unendlich müde. »Hoffen wir nur, dass die Polizei weiter all ihren falschen Fährten folgt und nie herausfindet, was wirklich passiert ist.«
    »Und dass nicht die falsche Person verhaftet wird«, fügte Neal hinzu.
    »In dem Fall sagen wir ihnen die Wahrheit. Hört ihr?« Ich musste an Sally und Richard denken und ballte die Fäuste, weil ich mich so hilflos und ohnmächtig fühlte. »Kein anderer darf wegen dieser Sache leiden  – das müssen wir uns alle versprechen … Darf ich dich etwas fragen, Sonia?«
    »Natürlich?«
    »War er gleich tot?«
    Sie zögerte. »Ich glaube schon.«
    »Verfolgt dich das denn nicht?«
    Sie starrte mich an. Mir war klar, dass sie versucht hatte, mir zu helfen, und dass das alles ein tragischer Fehler gewesen war, aber für einen Moment empfand ich blanken Hass auf sie. Sie hatte Hayden getötet. Sie war bei ihm gewesen, als er starb. Mein schöner Hayden. Mein Liebster.
    »Was glaubst du denn, Bonnie?«, erwiderte sie schließlich.
    »Schon gut.«

    »Wir sollten zusehen, dass wir nach Hause kommen«, meinte Neal.
    »Weiß Amos Bescheid?«
    »Natürlich nicht.«
    »Du hast es ihm nicht gesagt?«
    »Nein.«
    »Schaffst du das denn?«
    Sonia starrte auf die ölige Oberfläche des Kanals. »Du würdest es schaffen«, antwortete sie, »und ich schaffe es auch. Das bleibt unser Geheimnis.«
    Als ich in meiner Wohnung ankam, zitterte ich vor Aufregung und Kummer. Ich wanderte durch meine winzigen Räume, stieß gegen Pappkartons voller alter Bücher, angeschlagenem Porzellan und Klamotten, die ich wahrscheinlich nie wieder anziehen würde. Der Zustand der Wohnung ähnelte dem in meinem Inneren: Alles war hoffnungslos durcheinandergeraten. Alles war voller Altlasten, die ich loswerden wollte. Alles fiel auseinander, war plötzlich unerwünscht und fehl am Platz. Mitten in dem ganzen Chaos legte ich mich einfach auf den Boden und starrte zur Decke empor. Ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen, zog es dann aber vor, sie gleich wieder zu verdrängen. Ich wollte nicht daran denken, wie Hayden Sonia angelächelt hatte, um sie zu provozieren. Wie er sie angesehen hatte, als er die Hand nach ihr ausstreckte, und was für ein Gesicht er gemacht hatte, als ihn die Vase an der Stirn traf und er zu Boden stürzte. Ich wollte nicht an den Ausdruck in seinen Augen denken, als das Leben aus ihnen wich. Wie dumm  – und wie traurig. Wie absurd und sinnlos, auf diese Weise zu sterben  – für nichts und wieder nichts.

Davor
    Ich lag auf dem Boden meiner Wohnung und starrte zur Decke empor. Hayden lag bäuchlings neben mir, die Hand über meinem Bauch. Der Teppich war rau und rieb mir den Rücken wund. Mein Gesicht war ebenfalls wund  – von Haydens Bartstoppeln. Ich wandte den Kopf und sah ihn an. Er hatte die Beine angewinkelt und ein Knie an meinem Oberschenkel. Eine seiner Zehen war ein wenig blau. Am unteren Rücken hatte er ein Muttermal, und über seine linke Schulter zog sich eine lange, nur noch schwach zu erkennende Narbe. Sein Haar hing ihm wie ein kleiner, zerzauster Flügel ins Gesicht,

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