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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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dämlich, während ich ihn noch näher zu mir herzog. »Keine Angst, es wird bestimmt alles gut. Alles wird gut.«
    »Tu das nicht«, sagte er.
    »Was soll ich nicht tun?«
    »Lass dich nicht allzu sehr auf mich ein. Ich tue niemandem gut. Ich werde dich enttäuschen.«
    »Wer lässt sich da auf wen ein?«, entgegnete ich leichthin.
    »Ich warne dich, Bonnie. Besser, du beherzigst meinen Rat.«
    Wir blieben eng umschlungen liegen, bis sich zwischen den Vorhängen ein Lichtstreif abzuzeichnen begann. Irgendwann merkte ich an seinem ruhigen Atem, dass er wieder eingeschlafen war. Ich sah, wie seine Augenlider hin und wieder leicht flatterten  – offenbar träumte er  –, während seine Gesichtszüge immer weicher und schlaffer wurden. Nach einer Weile weckte ich ihn, oder versuchte ihn zumindest zu wecken. Obwohl er lächelte, ließ er die Augen geschlossen, als ich ihn zu mir herumdrehte und dann mein Shirt aufknöpfte. Langsam und wie benommen glitten wir zurück in dunkle Gewässer, versanken in leidenschaftlicher Lust. Hinterher stand ich ganz
leise auf und verließ schließlich die Wohnung, nicht ohne die Tür fest hinter mir zuzuziehen.

Danach
    Wie spät war es? Ich setzte mich auf und blinzelte zu meinem Digitalwecker hinüber, dessen Ziffern in dem Licht, das durch die dünnen Vorhänge fiel, blassgrün leuchteten. Ich wünschte, es wäre noch Nacht und der Raum kühl und schattig, doch es war bereits zwei Uhr nachmittags, und von draußen drückte die Hitze herein. Ich fühlte mich so verschwitzt, dass mir nach einer weiteren Dusche zumute war. Das Telefon klingelte schon wieder, und ich hörte Sonia irgendetwas über die Bandprobe sagen. Ein Schauder durchlief mich: In einer Stunde war es so weit. Außer ihm würden alle kommen, aber bestimmt wirkte seine Abwesenheit wie ein schwarzes Loch mitten im Raum, das jeden in sich hineinzog. Alle würden mich fragend anstarren. Ich aber musste so tun, als wüsste ich von nichts. Ohne einen Blick mit Sonia zu wechseln, musste ich Bestürzung, Resignation oder Ärger heucheln. Was für eine schreckliche Vorstellung: ein Raum voller Lügen. So viele Leute, gefangen in dieser schrecklichen Scharade. Ich musste ihren Blicken begegnen, ratlos mit den Achseln zucken, lächelnd auf meinem Banjo spielen und irgendwie die Stille an den Stellen füllen, wo eigentlich seine Musik sein sollte.
    Nachdem ich mich mühsam aus dem Bett gekämpft hatte, schlüpfte ich in eine uralte, gestreifte Baumwollhose, die so locker saß, dass sie meine Haut nicht noch wunder scheuerte, als sie ohnehin schon war, und ein langes weißes Shirt, das ein bisschen an ein Nachthemd erinnerte. Es hatte lange Ärmel und einen hohen Kragen, den ich bis obenhin zuknöpfte, um meinen Hals zu verstecken. Ich hatte das Bedürfnis, meinen Körper so weit wie möglich zu bedecken. Mit diesem Outfit,
in dem ich wie eine Kreuzung aus Kellnerin und Gefängnisinsassin aussah, gelang mir das zumindest einigermaßen. Mein Haar feuchtete ich ein wenig an und bürstete es, bis es glatt an meinem Kopf anlag. Nun sah ich ein bisschen so aus wie ein Halbwüchsiger nach einem Saufgelage.
    Die Probe fand heute in einem anderen Haus statt. Ein Freund hatte sich  – wenn auch ziemlich widerwillig  – bereit erklärt, es uns am Samstagnachmittag zur Verfügung zu stellen. Nachdem ich mich mit einem letzten Blick in den Spiegel vergewissert hatte, dass ich nicht aussah wie ein wandelndes Schuldbekenntnis, griff ich nach meinem Banjokoffer und machte mich auf den Weg.

Davor
    Während ich im Morgengrauen die zwei Kilometer nach Hause marschierte, hörte ich die Nachrichten auf meinem Handy ab. Am wolkenlosen Himmel verblassten gerade die letzten Sterne. »Wenn du nicht zu spät heimkommst, nachdem du Hayden die Leviten gelesen hast, könnten wir uns vielleicht noch treffen. Ich könnte dich zum Essen ausführen. Lass mich wissen, ob du Zeit und Lust hast.« Neals Stimme klang warm und herzlich. Wir hatten am Vorabend ein Band geknüpft.
    Zu Hause angekommen, begrüßte mich schon wieder Neals Stimme, diesmal auf dem Anrufbeantworter. »Hallo, Bonnie. Ruf mich an, sobald du das abhörst. Ich würde dich wirklich gerne sehen, ganz egal, wie spät es ist.« Nach einer kurzen Pause fügte er ein wenig stammelnd hinzu: »Ich kann sowieso nicht schlafen, weil ich die ganze Zeit an dich denken muss.«
    Neal war höflich, hilfsbereit und ein bisschen schüchtern. Die Frau, die er geliebt hatte, war bei einem Autounfall ums

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