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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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ich getan?
    Ich hatte Hayden bei Sally erlebt: Mit seiner Körpergröße und seiner Art, alles zu nutzen, was sich bot, hatte er dort ziemlich viel Platz eingenommen. Wenn es etwas zu essen gab, aß er es, und wenn ein Sofa vorhanden war, ließ er sich darauf nieder  – und zwar mit einer solchen Selbstverständlichkeit und Präsenz, dass für andere kein Raum mehr blieb. Er schien ganz und gar in der Gegenwart zu leben und alles Vergangene gleich wieder zu vergessen oder zu verdrängen. An die Zukunft dachte er wohl auch nicht, ignorierte sie einfach, so dass Konzepte wie Ursache und Wirkung für ihn keinerlei Bedeutung hatten. Was zwischen uns passiert war, existierte in jener Welt unzusammenhängender Momente ohne Kontext und Sinn. Sollte ich das Ganze auch so sehen? Im Morgengrauen, wenn die Vögel zu singen anfingen, meine Klamotten einsammeln und verschwinden? Bei unserem nächsten Treffen einfach so tun, als würden wir uns nach wie vor kaum kennen?
    Mit Amos war der Sex ein natürlicher Bestandteil unseres Lebens gewesen, verwoben mit allem anderen. Wir verbrachten Zeit miteinander, gingen zusammen ins Kino und in Konzerte oder in Pubs und Klubs, wir trafen Freunde, gingen essen oder kochten uns zu Hause etwas, unternahmen Spaziergänge, umarmten uns, hielten Händchen und hatten Sex. Bei Hayden aber wusste ich gar nicht, woran ich war. Ich kam mir vor wie eine Art Speise, ein seltener, köstlicher Leckerbissen, den Hayden entdeckt, begehrt, behutsam ausgepackt und dann mit Genuss verspeist hatte. Alles in allem eine durchaus intime, aber zugleich unpersönliche Angelegenheit.
    Ich fand ein Handtuch und ließ mich auf dem Wannenrand nieder. Während ich mich sorgfältig abtrocknete und dabei selbst die Fußsohlen nicht ausließ, versuchte ich in mich hineinzuspüren und zu analysieren, was mein Herz und mein
Verstand mir sagten. Ich war mir nicht ganz sicher, inwieweit beides auseinanderklaffte. Mit Amos war alles klar gewesen: mal gut, mal nicht so gut, mal eher zärtlich, dann wieder leidenschaftlicher. Manchmal war auch etwas schiefgelaufen, das es hinterher zu bereden galt. Aber mit Hayden? Wie war es für mich gewesen? Ich wusste es selbst nicht so genau. Wünschte ich, es wäre nie so weit gekommen, oder war ich glücklich, dass es passiert war? Nicht einmal das konnte ich sagen. Es fühlte sich an wie eine völlig neue Erfahrung  – etwas, das ich noch nie zuvor getan hatte. Irgendwie war mir mein Sicherheitsnetz abhandengekommen.
     
    In das Handtuch gehüllt, kehrte ich in den Wohn- und Schlafraum zurück. Hayden lag mit dem Gesicht zu mir, aber es war immer noch so dunkel, dass ich nicht erkennen konnte, ob er die Augen offen hatte oder nicht. Jedenfalls rührte er sich nicht und gab auch sonst keinen Laut von sich.
    Auf der Suche nach meinen Klamotten spähte ich erst unter einen Stuhl, dann unters Sofa. Es war schwierig, zwischen all den anderen Sachen etwas zu finden. Als Erstes entdeckte ich meine zusammengeknüllte Strumpfhose, in der auch mein Slip steckte. BH und Kleid lagen am Fußende des Betts, meine Schuhe in verschiedenen Ecken. Ich sammelte alles ein und begann mich dann langsam anzuziehen. Dabei hielt ich den Blick auf Hayden gerichtet, der mittlerweile die Hände hinter dem Kopf verschränkt hatte. Ich spürte, dass er mich beobachtete, und stellte mir seinen prüfenden Blick vor, seine ausdruckslose Miene. Trotz der Dunkelheit fühlte ich mich nackter und entblößter als je zuvor. Während ich mir rasch meine Sachen überstreifte, musste ich daran denken, wie vorsichtig und bedächtig er sie mir ausgezogen hatte  – als wäre ich ganz kostbar und zerbrechlich.
    Als ich fertig war, ging ich zum Sofa hinüber und setzte mich neben ihn.

    »Ich verschwinde jetzt«, sagte ich.
    »Es ist noch nicht mal hell.«
    »Es sind ja nur ein paar Minuten zu gehen.«
    »Bleib doch noch ein bisschen. So früh am Morgen sollte niemand allein sein.«
    »Ach?«
    »Ganz nackt in der Dunkelheit, kein Versteck weit und breit.« Das klang nach irgendeinem Songtext. Er rückte ein Stück zur Seite. »Bitte, leg dich noch ein wenig zu mir.«
    Am Ende tat ich wie mir geheißen und kroch voll bekleidet neben seinen nackten Körper. Nachdem ich ihn eine Weile an mich gedrückt und seinen Rücken gestreichelt hatte, fuhr ich ihm mit beiden Händen durchs Haar und ließ dann sanft die Finger über sein Gesicht gleiten. Seine Wangen waren nass.
    »Mach dir keine Gedanken«, flüsterte ich ziemlich

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