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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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sich durchaus an den Namen erinnerte.
    »Ach ja, genau.«
    »Du bringst ihn ganz durcheinander.«
    »Ich glaube eher, der bringt sich selbst durcheinander, Bonnie. Du und er, ihr wart …?«

    »Das tut nichts zur Sache.«
    »Er ist immer noch halb in dich verliebt oder will zumindest nicht, dass ein anderer dich bekommt. Deswegen gibt er sich die größte Mühe, dich zu beeindrucken und gleichzeitig auch Sonia. Das Ganze ist ein bisschen kompliziert, wie ein Drahtseilakt, so dass der Ärmste dauernd hin und her schwankt.«
    »Ich wollte eigentlich auf etwas anderes hinaus.«
    »Das ist eine von den Lektionen, die man im Leben möglichst schnell lernen sollte: Je mehr man sich um eine Person bemüht, desto weniger Eindruck macht man auf sie.«
    »Wie grausam.«
    »Grausam, aber wahr.«
    »Ich bin da anderer Meinung.«
    Er starrte mich einen Moment an. »Dir ist es doch ziemlich egal, was die Leute von dir denken. Schau dir das Ergebnis an.«
    »Ich lege durchaus Wert auf die Meinung anderer.«
    »Und dann ist da natürlich noch Neal«, fuhr er fort, ohne auf meinen Einwand zu achten.
    »Ich bin gekommen, um mit dir über die Band zu reden.«
    »Wenn wir schon nichts Gebratenes kriegen, dann lass uns wenigstens ein paar Chips essen. Ich glaube, da drüben im Schrank sind welche.«
    Ohne nachzudenken, stand ich auf und durchwühlte gehorsam das Durcheinander aus verschiedensten Packungen. Fündig geworden, warf ich ihm die Chipstüte zu.
    »Willst du denn keine?«
    »Ich bin Vegetarierin.«
    »Dass sie nach Räucherschinken schmecken, bedeutet nicht, dass da wirklich Schinken drin ist.«
    »Du säst Zwietracht.«
    »Das klingt fast biblisch.« Er riss die Tüte auf, griff aber nicht hinein.
    »Was bringt es dir, jemanden zu erniedrigen?«

    »Das ist gar nicht meine Absicht.« Einen Moment wirkte er leicht überrascht. »Aber der Sound war heute wirklich schrecklich, und Amos geht es doch überhaupt nicht um die Musik. Er will nur gut aussehen und Eindruck schinden. Plötzlich konnte ich mich einfach nicht mehr von ihm verarschen lassen. Möchtest du eine Zigarette?«
    »Ich rauche nicht.«
    »Du rauchst nicht, und du isst kein Fleisch. Hast du denn gar keine Laster?«
    »Bitte sei in Zukunft ein bisschen taktvoller.«
    »Der Junge ist in Ordnung.«
    »Joakim. Ich weiß.«
    »Dasselbe gilt natürlich auch für dich.«
    Ich empfand eine alberne Freude über das Kompliment. Einen Moment später ärgerte ich mich darüber. Aus irgendeinem Grund stand ich auf und trat vor ihn, um etwas zu sagen, kam mir dann aber richtig blöd vor, als ich sah, wie er sich genüsslich zurücklehnte und mich angrinste, als wäre ich irgendeine Komikerin, deren Auftritt er sehr genoss.
    »Ich würde gern wissen, ob du mich unterstützen wirst«, erklärte ich ziemlich förmlich. »Mir ist klar, dass es sich im Grunde um eine alberne Angelegenheit handelt, und dass wir nicht besonders gut sind, weiß ich auch. Unser Auftritt ist weder wichtig noch glamourös noch irgendwie anspruchsvoll. Es gibt also letztendlich keinen Grund, warum du dich herablassen solltest, da mitzumachen.«
    »Abgesehen davon«, antwortete er, »dass es doch einen Grund gibt.«
    »Ich wollte damit nur sagen, dass du die Band besser verlassen solltest, wenn du es nicht schaffst, mit uns an einem Strang zu ziehen. Das ist für mich kein Problem, ich könnte es sogar verstehen. Ich möchte bloß nicht, dass du nur so zum Spaß alle in Aufruhr versetzt.«
    »Ich kann die Band nicht verlassen.«

    »Wie meinst du das?« Mein Mund war plötzlich so trocken, dass ich kaum noch ein Wort herausbrachte.
    »Du weißt, wie ich es meine.«
    Er rührte sich noch immer nicht von der Stelle. Genauso wenig wie ich. Wir starrten uns nur an. Mein Herz schlug so heftig, dass mir davon die Brust wehtat. Gleichzeitig fühlte sich mein ganzer Körper seltsam schwach und heiß an. Ich war nicht in der Lage, den Blick von ihm abzuwenden, wusste aber nicht, wie lange ich es noch schaffen würde, so vor ihm zu stehen.
    »Nein«, brachte ich endlich heraus. Ich musste an Neal denken. Krampfhaft versuchte ich, vor meinem geistigen Auge sein Bild heraufzubeschwören und mir sein Lächeln zu vergegenwärtigen. »Das weiß ich keineswegs.«
    Er griff nach meiner Hand. Ich ließ ihn gewähren, ließ zu, dass er mich zu sich zog.
    »Wie kratzbürstig du sein kannst, Bonnie Graham.«
    »So ein Unsinn!«
    »Wir beide sind aus dem gleichen Holz geschnitzt.«
    Ich könnte jetzt behaupten, dass es einfach

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