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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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abgenommen, die ihr Ehemann ihr geschenkt hatte. Sein Geschenk an ihrem Hals zu spüren, während sie in Haydens Armen lag, hätte sie womöglich aus dem Konzept gebracht. Deswegen lag die Kette dort auf dem Nachttisch, wo jemand sie entdeckte, für die meine hielt und an mich zurückschickte. Aber weswegen? Als Warnung? Als eine Art Nachricht? Ich weiß, dass du da warst. Du hast etwas von dir dort liegen lassen. Du wirst nicht ungestraft davonkommen. Niemand kommt ungestraft davon.
    Währenddessen strichen Sally und ich schweigend weiter. Seite an Seite. Die Situation war so grotesk, dass ich mich schließlich zwang, das Schweigen zu brechen.
    »Wie läuft’s denn bei dir?«

    »Ich bin mir nicht sicher, ob es richtig deckt«, antwortete sie.
    »Das tut’s schon.«

Davor
    Neal erschien mit einer gekühlten Weißweinflasche, auf der sich lauter kleine Kondenswassertröpfchen gebildet hatten, und lächelte so erwartungsvoll und zuversichtlich, dass ich mich fühlte, als würde mir jemand ein Messer ins Herz rammen. Ich betrachtete ihn einen Moment, wie er da in der Tür stand: mit ungewohnt ordentlichem Haar und einem schönen Leinenhemd, das er wohl extra noch gebügelt hatte, ehe er das Haus verließ.
    »Hallo, Neal.« Ich kam mir vor wie eine Mörderin kurz vor dem tödlichen Stoß.
    »Was ist passiert?«
    Vorsichtig fasste ich an meine geschwollene Wange.
    »Ich bin gestürzt.«
    »Du machst eher den Eindruck, als hättest du einen Boxkampf hinter dir.«
    »Es sieht schlimmer aus, als es ist.« Was nicht der Wahrheit entsprach.
    »Wo bist du denn gestürzt?«
    »Spielt das eine Rolle?« Ich hatte mir keine passende Geschichte überlegt. Krampfhaft zermarterte ich mir das Gehirn nach einer plausiblen Erklärung. »Im Bad. Ich bin auf den Rand der Wanne gestiegen, um etwas aus dem obersten Regalfach zu holen. Dabei bin ich abgerutscht und mit dem Gesicht gegen die Kante geknallt.«
    »Autsch!«, meinte Neal mitfühlend. »Wann ist das passiert?«
    »Gestern Abend.«

    »Dafür sieht es noch ziemlich frisch aus. Ich habe gestern Abend versucht, dich anzurufen, aber es ist niemand rangegangen.«
    »Da lag ich wahrscheinlich gerade auf meinem Bett und hielt mir einen Eisbeutel an die Wange.« Das war nur eine halbe Lüge.
    »Ich habe mir gedacht, wir könnten ein Picknick machen«, sagte er. »Natürlich nur, wenn du dich dazu in der Lage fühlst. Es ist so ein schöner Tag.« Er küsste mich ganz vorsichtig auf die Lippen, um ja nicht meine blutunterlaufene Wange zu berühren. Ich spürte, wie er dicht neben meinem Mund leicht lächelte, und wich ein wenig zurück.
    »Lass uns erst mal hineingehen«, antwortete ich.
    In der Küche setzte ich mich ihm gegenüber. Ich brauchte den Abstand des Tisches zwischen uns.
    »Tee oder Kaffee?«, fragte ich, um Zeit zu schinden.
    »Weder noch.« Seine Miene wirkte mittlerweile eine Spur beunruhigt, als ahnte er bereits etwas.
    Während ich den Kessel füllte und dann einschaltete, wandte ich Neal den Rücken zu, um sein Gesicht nicht sehen zu müssen.
    »Ich habe nachgedacht«, erklärte ich.
    »Das klingt nicht gut.« Er bemühte sich trotzdem um einen gelassenen Ton.
    »Über dich und mich«, fuhr ich fort.
    »Ich habe mich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr so gut gefühlt«, fiel er mir ins Wort, weil er wohl schon wusste, was kommen würde. »Das ist dir doch hoffentlich klar.«
    »Ich wollte dir nicht wehtun.« Ich verzog das Gesicht, weil der Satz klang, als hätte ich ihn aus einem billigen Country-und Westernsong geklaut, aber er war genau das, was ich empfand: dass ich ihm gerade wehtat.
    »Ich hatte die Schotten dichtgemacht, um nicht verletzt zu werden.«

    »Ich bin einfach noch nicht so weit«, antwortete ich.
    »Was soll das heißen?«
    »Es ist zu schnell passiert. Ich mache selbst gerade eine seltsame Phase durch.«
    »Aber ich dränge dich doch zu nichts.«
    »Ich glaube trotzdem, dass es besser ist, wenn wir einfach nur Freunde sind.«
    Noch während ich diese heuchlerischen Worte aussprach, schämte ich mich schon dafür.
    »Was ist passiert? Ich verstehe es nicht.«
    Ich wandte mich um und zwang mich, ihm in die Augen zu sehen.
    »Nichts ist passiert, Neal. Ich habe nur noch einmal nachgedacht.«
    »Dann habe ich das wohl alles falsch verstanden.« Er rieb sich mit der Hand übers Gesicht, als wäre es voll Spinnweben. »Ich dachte, du empfindest das Gleiche wie ich.«
    »Es war wunderschön, Neal. Aber mit einer Frau wie mir kann man keine richtige

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