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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Beziehung führen.«
    »Ich hätte es trotzdem gerne versucht.« So schnell würde er mich nicht aufgeben.
    »Es hat keinen Sinn.«
    »Gibt es jemand anderen?«
    »Daran liegt es nicht.«
    Irgendetwas an seiner Miene veränderte sich, während er mich eindringlich musterte.
    »Es gibt jemanden«, sagte er. »Und das mit deinem Gesicht war gar kein Unfall, stimmt’s? Jemand hat dich geschlagen.«
    »Nun reicht es aber!« Endlich hatte er mir einen Grund geliefert, wütend zu werden und ihn hinauszuwerfen, und ich nutzte die Gelegenheit. »Du solltest jetzt gehen.«
    Neal stand auf und kam zu mir herüber. Nur wenige Zentimeter von mir entfernt, blieb er stehen, hob die Hand und berührte sanft mein blutunterlaufenes Gesicht.

    »So leicht wirst du mich nicht los, Bonnie.«
    »Du musst jetzt gehen.«
    »Es ist nicht vorbei«, erklärte er.
    »Glaub bloß nicht, dass ich mich nur ziere.«
    »Es kann nicht einfach vorbei sein. Das lasse ich nicht zu. Ich werde warten, bis du es dir anders überlegst.«
    Meine Haut begann vor Unbehagen zu prickeln.
    »Du hast mir nicht richtig zugehört.«
    »Doch, ich habe dir zugehört. Ich glaube dir nur nicht.«
     
    Eine Stunde später kam Hayden. Ich öffnete die Tür und zog ihn zu mir herein. Wortlos presste er die Lippen auf meinen Bluterguss und fing dann an, mir die Bluse aufzuknöpfen. Ich kniete mich auf den Boden, um seine Schnürsenkel zu lösen. Als ich von unten zu ihm hochblickte, lag in seinen Augen eine solche Gier, dass es fast wehtat. Wir hatten im Stehen Sex, gleich neben der Tür, beide noch mehr oder weniger angezogen. Hinterher wechselten wir ins Schlafzimmer hinüber, wo er mich ganz langsam aus meinen Sachen schälte. Er starrte mich an wie ein Weltwunder und berührte mich so sanft, als wäre ich etwas höchst Kostbares, Zerbrechliches. Wir lagen stundenlang auf meinem Bett, hielten uns fest im Arm oder sahen uns einfach nur an. Es war, als könnte ich in ihn hineinblicken und dabei in Tiefen vordringen, die nur selten jemand zu sehen bekam. Als das Licht draußen immer fahler wurde und es schließlich zu dämmern begann, gingen wir duschen und dann in eine Tapasbar, die nur wenige Minuten von meiner Wohnung entfernt lag. Dort bestellten wir Kartoffelkroketten, milde grüne Peperoni, würzigen Bohnensalat, dicke Omelettstreifen und salzigen Käse und zum Hinunterspülen einen Krug billigen Rotwein. Mir war vor Hunger schon ganz flau im Magen, so dass ich gierig mit den Fingern aß und den Wein in großen Schlucken trank.
    Anschließend wanderten wir Arm in Arm zur Wohnung
zurück. Hayden drückte mich fest an sich. In dem Moment war es mir völlig egal, wie alles weitergehen würde. Nichts spielte mehr eine Rolle. Nur noch das.

Danach
    »Wo, zum Teufel, bleibt denn Hayden schon wieder?« Amos tigerte mit seiner Gitarre durch den Raum. Sein Gesicht war ganz rot  – ob vor Hitze oder Zorn, konnte ich nicht sagen. »Das ist allmählich nicht mehr lustig.«
    Es war noch immer drückend heiß, als wir uns an diesem Mittwochabend im Haus meines leidgeprüften Freundes Liam versammelten. Liam war diesmal zu Hause, hatte sich jedoch ins Schlafzimmer verzogen. Mir wäre es lieber gewesen, die Probe abzusagen, aber Joakim hatte mich entrüstet daran erinnert, dass es bis zum zwölften September  – und somit bis zur Hochzeit  – nur noch gut vierzehn Tage waren. Unsere bunt zusammengewürfelte kleine Gruppe aber war definitiv noch nicht bereit für einen Auftritt.
    »Er kommt sicher gleich«, sagte ich. »Bestimmt hat er sich nur ein bisschen verspätet.«
    Amos warf erneut einen Blick auf seine Armbanduhr. »Schon fast eine halbe Stunde.«
    »Irgendwas stimmt da nicht«, bemerkte Guy.
    »Wie meinst du das?« Sonia klang ganz ruhig. Sie tat, als würde seine Meinung sie wirklich interessieren.
    »Hast du etwas von ihm gehört, Bonnie? Hat er auf deine Nachricht reagiert?«
    »Nein.« Wenigstens das entsprach der Wahrheit.
    »So geht das aber nicht.«
    »Ihr wisst doch, wie er ist«, entgegnete ich. »Wahrscheinlich ist er mit seiner Band unterwegs.«
    »Bei denen hat er sich auch nicht blicken lassen.« Wir drehten
uns alle nach Joakim um. »Ich war vor ein paar Tagen auf einem ihrer Konzerte. Hayden war nicht da. Die anderen hatten einen ziemlich beschissenen Abend, das kann ich euch sagen«, fügte er voller Schadenfreude hinzu. »Ohne Hayden können die einpacken.«
    »Ich verstehe nicht, wie du so ruhig bleiben kannst.« Das kam ausgerechnet von Sonia.

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