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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Messer zwischen meine Rippen. »Du wirst sehen, dass ich recht habe«, fuhr sie fort. »Du lernst jemanden kennen und verliebst dich wieder.« Leicht wehmütig fügte sie hinzu: »Die Männer vergöttern dich.«
    Ich starrte sie bestürzt an, brachte jedoch kein Wort heraus.
    »Oje. Bitte sieh mich nicht so an, Bonnie. Das war doch nur nett gemeint.«
    »Schon gut.«
    »Ich und meine große Klappe.«
    »Vergiss es.«
    »Ist es wegen Amos?«

    »Nein, nein.«
    »Komm her. Moment, gib mir erst deinen Becher, sonst verschüttest du noch den Rest.«
    Während sie ihn mir abnahm, musterte Sally mich plötzlich ganz seltsam, als wäre sie zugleich überrascht und verwirrt. Unsere Blicke trafen sich. Auf einmal wurde sie knallrot, wandte den Blick ab und verschwand fluchtartig in die Küche, wo ich eine ganze Weile das Wasser rauschen hörte. Kein Mensch brauchte so lange, um zwei Kaffeetassen zu spülen. Immerhin verschaffte sie mir dadurch ein wenig Zeit, mich zu sammeln. In einem Anfall von Professionalität breitete ich ein altes Laken unterhalb der Wand aus, die wir streichen wollten. Wobei der Teppich es kaum verdiente, geschützt zu werden. Wahrscheinlich sah er mit Farbflecken sogar besser aus. Ich zog das Laken wieder weg. Als Sally schließlich zurückkam, wirkte sie irgendwie geistesabwesend.
    »Das sind die einzigen zwei Pinsel, die ich besitze.« Ich bemühte mich um einen munteren Tonfall. »Du kannst den großen oder den kleinen haben.«
    Sally schien mich gar nicht zu hören.
    »Ich habe gesagt…«, begann ich.
    »Entschuldige«, fiel sie mir ins Wort, »ich weiß, das klingt blöd, aber ich habe vorhin zufällig auf deinen Hals geschaut…«
    Ich verzog das Gesicht. Den Bluterguss hatte ich fast schon vergessen. Er war mittlerweile zu einem schmutzigen Gelbton verblasst, und die Haut wirkte an der Stelle ein wenig schwammig. »Ach, das ist nichts weiter«, stotterte ich. Mir fiel kein einziger guter Grund ein, warum ich am Hals einen Bluterguss haben sollte. »Da bin ich irgendwo angestoßen.«
    »Nein, das meine ich gar nicht.« Sally blinzelte ein paarmal verlegen. »Ich möchte dir wirklich nicht zu nahe treten, aber könntest du mir vielleicht verraten, woher du diese Halskette hast?«

    Überrascht blickte ich an mir hinunter. Warum um alles in der Welt hatte ich sie umgelegt? Ich konnte plötzlich keinen klaren Gedanken mehr fassen.
    »Keine Ahnung«, stammelte ich. »Aus irgendeinem Laden, schätze ich.«
    »Hast du etwas dagegen, wenn ich sie mir ein bisschen genauer ansehe?«
    »Gibt es irgendein Problem?«, hörte ich mich fragen. Was lief da gerade ab? Hatte ich einen Fehler gemacht?
    »Nein, nein, ganz und gar nicht. Ich möchte sie mir nur ansehen.«
    »Tu dir keinen Zwang an.« Ich öffnete den Verschluss und hielt sie ihr hin. Sally nahm sie genau in Augenschein.
    »Meinst du, sie ist was wert?«, witzelte ich schwach.
    »Das Ganze ist mir ein bisschen peinlich«, antwortete Sally, »aber ich glaube, sie gehört mir.«
    Die Luft kam mir plötzlich ein paar Grad kälter vor. »Du glaubst ?«
    »Nein, ich bin mir sicher. Ich habe sie geschenkt bekommen, als wir in der Türkei in Urlaub waren. Von Richard.«
    Ich versuchte mein Gehirn mit Gewalt zum Denken zu bewegen. Genauso gut hätte ich versuchen können, eine eingerostete alte Maschine wieder zum Laufen zu bringen. Die Kette war in dem Päckchen mit den Sachen aus Lizas Wohnung gewesen. Wie konnte sie da Sally gehören?
    »Bist du sicher?«, fragte ich. »Da sieht doch oft eine wie die andere aus.«
    »Es ist die Kette, die ich immer trage.« Sally hielt sie hoch. »Sie hat einen neuen Verschluss, weil der alte kaputt war. Ich habe ihn austauschen lassen, deswegen passt die Farbe nicht ganz dazu.«
    Einen Augenblick starrten wir uns nur an. Was lief da gerade ab? Beschuldigte Sally mich etwa, ihre Kette geklaut zu haben? Ich musterte sie verstohlen. Nein. Sie war genauso ratlos
wie ich. Als sie schließlich das Schweigen brach, sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus.
    »So was kann leicht mal passieren«, begann sie. »Bestimmt ist es passiert, als ihr bei mir geprobt habt. Ich muss sie abgenommen haben, um sie zu reinigen. Silber läuft manchmal ein bisschen an, das weißt du ja selbst. Wahrscheinlich hast du sie gesehen und ganz automatisch umgelegt, wie man das schon mal macht, wenn man in Gedanken ist.«
    Ich zermarterte mir das Gehirn. Das war doch alles Unsinn. Kein Mensch legte während einer Bandprobe versehentlich eine

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