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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Natürlich wusste ich Bescheid, aber etwas zu wissen, war nicht dasselbe, wie es ausgesprochen zu hören.
    »Über Hayden.«
    »Schieß los.« Obwohl mein Gesicht sich anfühlte, als wäre es zur Parodie eines normalen Ausdrucks erstarrt, bemühte ich mich um einen ruhigen Ton.
    »Aus dem Grund habe ich mich an die Polizei gewandt. Es kann nicht sein, dass er sich einfach so aus dem Staub gemacht hat. Ich glaube das nicht. So etwas würde er nie tun. Ich bin mir ganz sicher, dass er es mir erzählt hätte.« Letzteres klang trotzdem eher wie eine Frage. Sie stieß ein kleines, trauriges Lachen aus. »Ich erzähle nicht sehr zusammenhängend, oder? Du musst entschuldigen, das ist alles so … ich bin völlig am Ende, wenn du es genau wissen willst. Hast du ein Taschentuch für mich?«
    Ich ging ins Bad und kehrte mit einer Rolle Klopapier zurück.
    »Ich wollte es dir schon die ganze Zeit sagen. Mir war
eigentlich klar, dass du mich nicht verurteilen würdest, aber ich habe mich so geschämt. Und gleichzeitig so viel Glück empfunden. Zum ersten Mal seit einer ganzen Ewigkeit habe ich mich wieder lebendig gefühlt. Er hat mich wieder zum Leben erweckt.«
    »Hayden?«
    »Ja. Tut mir leid. Wir hatten eine … eine Affäre. Vielleicht hast du es ja sowieso gewusst. Ich meine, schon während es lief. Ich hatte immer das Gefühl, dass alle es uns ansahen.«
    »Erst nach der Sache mit der Halskette.«
    »Er war so nett zu mir. Was für ein blödes Wort. ›Nett‹ passt gar nicht zu jemandem wie ihm. Gleich vom ersten Moment an hat er mir das Gefühl gegeben, etwas Besonderes zu sein. Als sähe er wirklich mich  – nicht Sally, die Hausfrau, oder Sally, die Mutter, sondern mich . Er hat gesagt, ich sei wundervoll. Hast du eine Ahnung, wie lange es her ist, dass jemand das zu mir gesagt hat? Wenn man ein Kind hat, verschwindet man einfach. Richard geht morgens zur Arbeit, und wenn er abends zurückkommt, sind wir beide so müde, dass wir uns höchstens noch darüber unterhalten, was am nächsten Tag alles zu tun ist. Ich kann mich nicht erinnern, wann wir das letzte Mal Sex hatten. Alle meine Freundinnen dagegen  – sogar du, Bonnie, was aber überhaupt kein Vorwurf sein soll  – flitzen draußen in der Welt herum, verlieben sich, haben Spaß und verdienen Geld. Nur für mich scheint das endgültig vorbei zu sein. Ich laufe die ganze Zeit völlig fertig herum, mit fettigem Haar, fleckigen Pullis und dunklen Ringen unter den Augen. Plötzlich taucht da dieser Mann auf und gibt mir das Gefühl, wieder begehrenswert zu sein. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ja.« Trotzdem wollte ich nicht darüber nachdenken  – mir nicht ausmalen, was die beiden miteinander gemacht hatten. Schon der bloße Gedanke trieb mich in den Wahnsinn.
    »Ich liebe Lola und möchte keinen Tag mehr ohne sie sein.
Richard liebe ich auch irgendwie, aber wir nehmen uns gegenseitig überhaupt nicht mehr wahr. Da kommt plötzlich Hayden daher. Du weißt ja, wie er ist.«
    Ich stieß ein undefinierbares Grunzen aus und nahm einen großen Schluck von meinem Kaffee, obwohl mir vom vielen Koffein schon ganz schwummrig war.
    »Er hat meine Kuchen gegessen, meinen Tee getrunken und mir gesagt, dass ich wunderbar bin  – und wunderbar aussehe . Er hat über meine Bemerkungen gelacht, mir Lola abgenommen und mir Fragen über meine Ansichten und Vorlieben gestellt, als würden ihn die Antworten wirklich interessieren. Da habe ich mich plötzlich wieder wie ein junges Mädchen gefühlt, du weißt schon, mit Schmetterlingen im Bauch. Bevor er auf der Bildfläche erschien, wollte ich immer nur schlafen. Ich war so erschöpft, dass ich das Gefühl hatte, mehrere Tage durchschlafen zu können und hinterher immer noch müde zu sein. Plötzlich aber platzte ich fast vor Energie.«
    »Ihr hattet also eine Affäre.« Meine Stimme klang brüchig.
    »Eigentlich ist das fast schon zu viel gesagt«, antwortete Sally zittrig. »›Affäre‹ klingt viel zu wichtig. Es ist nur zweimal passiert. Wobei es nicht mal einen klaren Endpunkt gab. Zwischen uns ist nichts vorgefallen, kein Streit oder so. Er hat mich immer noch angelächelt und meine Hand berührt und mir das Gefühl gegeben, etwas Besonderes zu sein, aber darüber hinaus hat er nichts mehr getan.«
    »Wann ist denn das alles passiert?« Ich wollte wissen, ob unsere Beziehungen sich überschnitten hatten.
    Aber Sally gab mir keine Antwort. Stattdessen erklärte sie ernst: »Ich glaube, Hayden ist ein

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