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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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einbildete, dort vor neugierigen Blicken sicher zu sein. Der Leiter der Schülervertretung warf mit einem Stein nach einer Katze. Die Band spielte weiter.
     
    »Hast du schon von Joakims Prüfungsergebnissen gehört?«, fragte mich Guy während der Pause. Aus seiner Miene sprach eine kaum verhohlene Selbstgefälligkeit. »Hat er es dir erzählt?«
    »Ja. Fantastisch.«
    »Er ist ein richtiger Star«, fügte Sonia hinzu.
    »Ich bin hauptsächlich erleichtert.«
    Hayden hatte sich zu einer Gruppe von Teenagern gesellt, zu denen auch Joakim gehörte. Sie standen am Ende des Gartens und ließen einen Joint herumgehen. Gelegentlich drang lautes Gelächter zu uns herüber. Ich sah, dass Guy ständig in ihre Richtung spähte.
    »Er geht nach Edinburgh, oder?«, fragte ich, um ihn abzulenken.
    »Ja. In knapp sechs Wochen. Er wird seiner Mutter sehr fehlen.«
    »Und dir?«
    »Als Vater empfindet man das anders«, antwortete Guy. Ich öffnete den Mund, um zu widersprechen, klappte ihn aber gleich wieder zu. »Außerdem haben wir uns in letzter Zeit
so viel gezankt, dass ein bisschen Abstand uns beiden guttun wird«, fügte er hinzu. »Er brennt richtig darauf, von zu Hause wegzukommen. Ich habe gerade gesagt«, erklärte er etwas lauter, damit sein Sohn und Hayden, die durch den Garten auf uns zusteuerten, es ebenfalls hören konnten, »dass du richtig darauf brennst, von zu Hause wegzukommen.«
    »So würde ich es eigentlich nicht ausdrücken.« Joakim warf Hayden einen flehenden Blick zu.
    »Ich kann es dir nicht verdenken«, fuhr Guy fort, »vielleicht war ich in letzter Zeit ein bisschen hart zu dir.«
    »Schon in Ordnung.« Joakim trat verlegen von einem Fuß auf den anderen.
    »Ich habe gerade zu Bonnie und Sonia gesagt, dass du deiner Mutter sehr fehlen wirst. Und mir natürlich auch.«
    »Ihr braucht euch ja noch nicht so schnell zu verabschieden«, meinte Hayden in fröhlichem Ton.
    »Bis dahin sind es nur noch sechs Wochen.«
    »Sechs Wochen oder sechs Monate«, antwortete Hayden, »wer weiß das schon in dieser verrückten alten Welt?«
    »Was soll das heißen?«
    »Es geht um Edinburgh, Dad.«
    »Was ist mit Edinburgh?«
    »Ich habe mir überlegt, dass ich mir vielleicht doch noch ein Jahr Zeit lasse.«
    »Wozu?«
    »Ich glaube, wir sollten jetzt weiterspielen«, mischte Amos sich ein.
    Guy ignorierte ihn. »Wann hast du das entschieden?«
    »Ich denke schon die ganze Zeit darüber nach.«
    »Aber du weißt doch genau, was du willst. An der Uni studieren.«
    »Und was ist mit der Universität des Lebens?« Der Einwand kam von Hayden.
    »Ist das auf deinem Mist gewachsen?«

    »Wir haben darüber gesprochen«, gestand Hayden mit einem leichten Grinsen, als würde er die Wirkung, die seine Worte auf Guy hatten, genießen.
    »Hast du dich erkundigt, ob du den Studienplatz in Edinburgh nächstes Jahr überhaupt noch bekommst?«, fragte Sonia Joakim.
    »Ich habe das doch gerade erst entschieden«, gab er ihr zur Antwort.
    »Entschieden?« Guys Stimme hatte plötzlich einen schrillen Unterton.
    »Ihr solltet das lieber später besprechen«, schlug ich vor, »unter vier Augen.«
    »Vielleicht schaffe ich ja als Musiker den Durchbruch und muss nirgendwohin zum Studieren«, wandte sich Joakim über meinen Kopf hinweg an seinen Vater. »Keine Ahnung. Ich fange bei null an.«
    »Den Durchbruch?« Guys Stimme war nur noch ein Krächzen. »Was meinst du mit ›Durchbruch‹?«
    »Hayden hat gesagt, dass er mir hilft.«
    Hayden hob bescheiden die Hände.
    »Ich werde tun, was ich kann. Joakim hat auf jeden Fall Potenzial.«
    »Du hältst dich da raus!«, fuhr Guy ihn an, ehe er sich erneut an seinen Sohn wandte: »Tu das nicht, Jo. Bitte. Wirf nicht einfach alles weg.«
    »Es ist mein Leben«, erwiderte Joakim.
    »Ist es das, was du möchtest? Willst du auch als Versager enden, der auf anderer Leute Boden schläft und bei Freunden von Freunden schmarotzt, während er auf den Durchbruch wartet?«
    »Jetzt reicht es aber«, mischte Sonia sich ein, »wir wollen weiterspielen.«
    »Mir ist die Lust vergangen«, murmelte Joakim.
    Ich lehnte mich zu ihm hinüber. »Du willst als Musiker
den Durchbruch schaffen, Joakim? Dann lernst du am besten gleich, dass dazu ein gewisses Maß an Professionalität nötig ist. Spiel jetzt, wir reden später.«
    »Ich bin so weit.« Hayden griff nach seiner Gitarre.
    »Dafür wirst du mir noch Rede und Antwort stehen«, wandte Guy sich an ihn.
    »Ich muss mich vor niemandem rechtfertigen.« Haydens

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