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Die Konkubine des Erzbischofs

Die Konkubine des Erzbischofs

Titel: Die Konkubine des Erzbischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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in Köln befreien würde.
    Ich aber schaute mich ständig verstohlen um, erschrak vor jedem Geräusch und jedem Schatten, denn ich hatte Angst, dass derjenige, der mich hatte vergiften wollen, sein Werk zu vollenden trachtete. Ich versuchte, mich eher in der Nähe von El Arab als von meiner hohen Herrin aufzuhalten, weil nur er mir das Gefühl der Sicherheit zu geben vermochte.
    Dieses Mal brauchte Magdalena nicht wie beim Feste zu Ehren des Königs acht geben, nicht zu sehr zu glänzen. Sie hatte ihren vollen Schmuck angelegt, die Edelsteine, gegen die der Teufel so viel Schrecken, Hass und Verachtung hegt, da sie ihn nämlich daran erinnern, dass sie in dem Feuer entstehen, in welchem er seine Strafpein erleidet. Über und über war sie mit Gold geschmückt. Ihr Haar hatte ich sorgsam mit einer Paste aus Eigelb, Goldasche und Indienerde zu ihrer glänzenden Krone werden lassen. Auch Herzog Chlodwig zog mit der wieder versöhnten Gattin Leutsinda ein, die sich ja zu den Magdaleninnen zählte. So sank sie, trotz ihres Alters überaus anmutig, vor Magdalena auf die Knie und bezeugte ihre Unterwerfung unter die Heilige.
    »Ja«, sagte Herzog Chlodwig wohlgelaunt, »ihre Medizin, der Kuchen der Krohn-Apothekerin mit dem Goldstaube darinnen, hat die Sonne in mein Leben zurückgebracht, wie sie gesagt hat, und die Schmerzen aus meinem Fleische getilgt.«
    Magdalena half der Herzogin auf die Füße und wandte sich an den Herzog: »Eure Versöhnung mit Eurer allerliebsten Gattin, Herzog, war es, die Euch gesund werden ließ.«
    »Hört, hört, ihr Männer«, sagte Leutsinda. »Wir Frauen sind nicht euer Verderben, sondern eure Gesundheit!«
    »Aber auch umgekehrt«, tönte der Herzog. »Ihr kennt noch nicht die Geschichte von der liebeskranken Nonne? Als sie einen stattlichen Mönch die Leiter hinaufsteigen sah, fragte sie: Ei, ei, was ist denn das für ein Geläut? Darauf der Mönch: Mit einem Klöppel, der kranke Nonnen gesund läutet. Nachdem dies geschehen, rief die Nonne: Ei, ei, diese Medizin, die brauche ich wöchentlich.«
    Der Ratsherr Andreas, der später der unaussprechlich stummen Sünde wegen peinlichst bestraft worden wäre, hätte man die Prozesse aufgrund der Vielzahl von hochrangigen Angeklagten nicht vorzeitig eingestellt, rief: »Gibt es noch kranke Weibsbilder hier?«
    Zu Ehren unseres arabischen Gastes hatte der Truchsess es sich durchaus nicht nehmen lassen, zu Beginn des Festes eisgekühltes Scherbett, hergestellt aus Kirsch- und Himbeersaft, nach morgenländischer Art zu servieren. Er sollte nämlich sehen, zu was die Kölner fähig sind und dass sie also einem Gast die nötige Ehrerbietung zukommen lassen. Nach dem Scherbette wurde Schinken, Dörrfleisch und Zunge zu Möhrengemüse gereicht. Hernach trug man Henne in Gansleiden auf, gefolgt von gepfeffertem Eberbraten und mit Zucker bestreutem Fladenbrote. Zum Schlusse gab es Beeren, gebratene Birnen, Nüsse und Käse.
    Nun ließ es sich trotz des festlichen Rahmens nicht vermeiden, dass die Angelegenheiten der Stadt diskutiert wurden. Alle waren sich darüber einig, dass die neuen Münzen des Erzbischofs der Stein des Anstoßes seien, während die weiteren Probleme nur davon abhingen. Man drängte den Erzbischof, einzulenken und zum »ehrlichen Geld«, wie man sagte, zurückzukehren um der Sicherheit und des Friedens der Stadt willen. Der Erzbischof aber verteidigte sich, und es ergab sich ein gar hitziges Streitgespräch zwischen ihm und El Arab.
    »Wenn sogar die Juden, die sich, wie ich höre und wie man allgemein für wahr hält, in Gelddingen auskennen wie niemand sonst unter uns, meine Münzen annehmen, wie sollte es da kein ehrliches Geld sein?«, fragte der Erzbischof.
    »Ihr wisst sehr wohl, dass die Juden Euren Schutz genießen und darum nicht anders können, als Euer Geld anzunehmen, da sie sonst fürchten, schutzlos ihren Feinden ausgeliefert zu werden, die reich an Zahl und mächtig in ihrem Hass sind«, gab El Arab zurück, der dies ja vom Rabbi selbst erfahren hatte.
    »Nein, das seht Ihr falsch, Herr Averom. Die Juden verstehen, dass Geld das ist, was der Herrscher als Geld erklärt. Und wenn ich Fäkalien zum Geld erheben würde, so würden alle in Fäkalien handeln. Denn es ist die Sache des Regenten, festzulegen, was die Grundlage des Handels ist.«
    »Euer Erlaucht«, begann El Arab scheinheilig seine Antwort. »Solltet Ihr denn wirklich und wahrhaftig denken wollen, dass, wenn Ihr die Stadt mit Scheiße überzieht, die Menschen

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