Die Konkubine des Erzbischofs
sie für Gold halten mögen?«
»Das widerwärtige Bild hält mich ab, es zu versuchen.« Der Erzbischof begann, sich für seine Verhältnisse ungewöhnlich aufzuregen. »Gleichviel, dass die Münzen aus Gold sind, ist nichts als eine Übereinkunft, die vom Herkommen gedeckt ist. Dennoch würde nichts dagegen sprechen, irgendein beliebiges anderes Material zu benutzen, wenn dies dazu dienen würde, die Aufgaben besser zu bewältigen, die wir zu erfüllen haben.«
»Ihr irrt erneut, Ihr verdammter abergläubischer Narr. Es ist nicht die Willkür der Regenten, die das Gold zu Geld gemacht hat«, schrie El Arab unbeherrscht. Es war mir erneut, als nähme er eine Maske vom Gesichte und zeige sein wildes Inneres, das sich um das gute Benehmen, einem Gast würdig, nicht schert. »Nein, es war vielmehr der übergroße Einfallsreichtum der Kaufleute selbst, die es für nützlich ansahen, ein wertvolles Material zu haben, das unvergänglich ist, um damit den Handel zu vereinfachen. Die Münze ist nur das Zeichen, dass jeder das Vertrauen in das angegebene Gewicht haben kann. Dieses Vertrauen schenken die Bürger der Obrigkeit, um sich selbst der Anstrengung entziehen zu können, das Gewicht in jedem Einzelfalle überprüfen zu müssen. Wenn der Fürst dieses Vertrauen missbraucht, so ist dies ein schlimmer Treuebruch.«
»Wäre es nicht ein viel schlimmerer Treuebruch, Herr Averom, wenn der Regent der Stadt nicht über genügend Mittel verfügte, um die Aufgaben erledigen zu können, die er im Dienste der Gemeinschaft zu erledigen hat?« Konrad fragte dies nicht, wie es sich geziemt, ruhig, nein, er schrie die Frage heraus.
El Arab antwortete mit einer Gegenfrage, die krachte, als sei ein schwerer Fels zu Boden gegangen: »Vielleicht hat der Regent sich zu viele Aufgaben angeeignet, die die Bürger vielmehr selbst zu erledigen in der Lage wären, so dass seine Verwaltung allzu aufwendig geworden ist?«
Mit hochrotem, schweißüberströmtem Kopfe zürnte der Erzbischof zurück: »Ihr predigt Aufruhr, und wenn Ihr nicht ein so guter Freund wäret und wenn ich nicht alle meine lieben Gäste auf meiner Seite wüsste, wenn ich also nicht wüsste, dass Ihr eine völlig eitle Disputation führt, so würde ich nun einschreiten müssen als Richter, um Euch anzuklagen.«
»Eure Drohung schreckt mich nicht.« El Arab gelang es, sich zu mäßigen und ruhiger zu reden. »Und da es Euch gefällt, mir nicht mehr der Substanz nach zu antworten, befrage ich Euch dennoch weiter: Wenn es Euch möglich wäre, wie Ihr sagt, aus Fäkalien Gold zu machen durch Eure Autorität, so müsste es Euch doch ein leichtes sein, Eure Geldsorgen zu lösen. Warum gebt Ihr Euch damit ab, Goldmünzen auszuprägen, die geringer an Gewicht sind, als das Herkommen es gebietet? Ihr könntet doch so leicht Euer stinkendes Gold in Umlauf bringen, um alle Schulden der Stadt zu bezahlen!«
Nur einige der Gäste lachten. Die Formulierung vom »stinkenden Gold« reizte alle dazu, doch sie war derart unbotmäßig, dass jeder meinte, dem Erzbischofe bliebe nun nichts anderes mehr übrig, als seine Drohung gegen El Arab in die Tat umzusetzen.
Es war aber Magdalena, die jetzt schlichtend eingriff. Sie knickste vor dem Erzbischofe und sagte artig: »Ehrwürdiger Vater und Herr Erzbischof, da ich sehe, wie unbarmherzig die Disputation zwischen Euch und den Bürgern der Stadt verläuft, und da ich, wie mir wohl jeder glauben wird, möchte, dass Ihr ebenso wohlauf seid wie alle Bürger unserer schönen Stadt, so bitte ich Euch: Bedient Euch dessen, was von alters her getan wird, wenn sich Untertanen und Oberhaupt in einem Gegensatze befinden, und ruft einen Schiedsrichter an, der ebenso klug wie auch weise ist, damit jede Unbill von der Stadt abgewendet werde.«
»Ihr schlagt doch wohl nicht Herrn Averom, diesen rohen Klotz, vor, da ich Eure Vorliebe für ihn schon lange erkannt habe!«, schnaubte der Erzbischof.
»Ehrwürdiger Vater und Herr Erzbischof, nein, er wäre kein Schiedsrichter, er ist Partei. Das weiß ich sehr wohl auseinanderzuhalten. Von Freunden, die Euch, wie Ihr wissen sollt, sehr gut gesonnen sind, habe ich vernommen, dass es einen gibt in unserer Mitte, der geeignet ist, weil er weiser ist und klüger als wir alle zusammen. Es handelt sich nämlich um den Magister Albertus von der Universität.«
Nachdem der Name des allseits verehrten Magisters Albertus gefallen war, erhob sich sofort allgemein zustimmendes Gemurmel der Erleichterung. Niemand
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