Die Konkubine des Erzbischofs
retten vor dem Strafgerichte, das da über uns hereinzubrechen droht.«
»Ich werde alles ertragen, meine allerliebsten Schwestern«, erwiderte Magdalena ruhig. »Ich werde alles auf mich nehmen, hochgeschätzte Schwestern. Gott hat mir die Kraft gegeben, die Ungerechtigkeit der Menschen zu ertragen. Ihr werdet nicht leiden müssen um meinetwillen. Wenn ich nur weiß, dass ihr zu mir steht in Treue, dann werde ich das Unheil abwenden von euch und es auf mich ziehen, da Gott will, dass ich es ertrage um der Liebe zu meinem Bräutigam willen, der kämpft, wie ich kämpfe um das Himmelreich. Ich aber möchte, dass ihr das von mir wisst.«
Magdalena fand das, was ihre Schwestern ihr berichtet hatten, im großen Ganzen bestätigt. Den Rabbi bemühte sie sich in den folgenden Tagen aufzusuchen, doch er gewährte ihr keine Audienz. Obgleich er wohl nicht, wie behauptet worden war, vor dem Erzbischofe gegen Magdalena ausgesagt hatte, wollte er offensichtlich nicht in Verbindung mit ihr gebracht werden, bis klar war, zu welcher Seite sich die Waagschale im schändlichen Streite unter den Christen neigen würde.
Da ich mich mehr als ihre Schwester und als Beraterin ihres Bräutigams fühlte, wie er es vor dem Heere der Befreiung bezeugt hatte, getraute ich mich, mich an Magdalena zu wenden, und sagte:
»Hohe Herrin, bitte verzeiht, wenn ich mich erdreiste, Euch anzusprechen und einen Rat zu geben. Ich tue das, weil ich um Euch besorgt bin und gleichsam stellvertretend für Euren hochgeschätzten Bräutigam: Bitte flieht mit mir und Euren Getreuen zu ihm. Er wird uns Schutz bieten mit seinem glorreichen und mächtigen Heere.«
»Nein«, antwortete sie fest. »Inzwischen habe ich bedacht, dass die Liebe ihre Kräfte, wie die Gräfin Marie de Champagne sagte, nicht in der Ehe entfalten kann. War Herr Averom in Köln mein Geliebter, dem ich alles freiwillig gab und bei dem ich unter keinem Zwange stand, so wäre ich, würde ich ihn begleiten, wenn ich es jetzt recht sehe, seine Königin, wie er gesagt hat. Würde es nicht seinem Ansehen schaden, wenn er der eigenen Ehegattin den Minnedienst erweisen müsste, als wäre sie seine Geliebte? Mein Platz ist, wie ich nunmehr weiß, hier, und wenn der Preis dafür ist, dass ich sterben muss, dann werde ich ihn mit Freude entrichten. Sollte dieser Fall eintreten, möchte ich, dass du, Hadwig, meine Stelle als das Oberhaupt der weißen Frauen übernimmst, bis er kommt, und mich dann bei ihm, soweit du möchtest und soweit er möchte, vertrittst.«
Ich warf mich vor meine Herrin und schluchzte laut: »Bitte, lasst mich nicht allein mit einer Aufgabe, für die mich Gott nicht bestimmt hat. Bleibt am Leben und genießt das Glück, das Euch beschieden ist!«
»Das Glück, das mir beschieden zu sein scheint, besteht darin, standhaft zu bleiben. Schon bald wird der Prozess gegen mich eröffnet werden, und diesmal ist es ein Prozess, den die Ketzer gegen Gott selbst führen werden.«
Magister Albertus hatte die Einigung zwischen den Bürgern und dem Erzbischof glücklich herbeigeführt. Als Mitverschwörer des feigen Anschlags auf das Leben des Erzbischofs wurde ein gewisser Georg Tauber, Kaufmann, verbannt, der aus der Familie stammte, die schon vor vielen Jahrzehnten einen Aufstand gegen den damaligen Erzbischof geführt hatte. Es verstummten aber auch nicht die Gerüchte, dass Wilbert selbst die Rotte angeführt habe, wohl weniger, um ihm zu schaden, als vielmehr um seinen Mut herauszustellen . (denn er galt nicht nur unter seinen Feinden als Feigling). Der Erzbischof seinerseits verzichtete darauf, die Bürger zu zwingen, seine Münzen anzunehmen, denen es an Gewicht mangelte.
Dennoch sollten wir noch keinen Frieden bekommen hier in Köln, denn am sechsten Tage im April wurde Magdalena in Gewahrsam genommen. Ich durfte zusammen mit Johannes, meinem Sohne, Magdalena in ihr Verließ begleiten, in welchem es ihr jedoch an nichts mangeln sollte.
Am Tage nach ihrer Ergreifung begab sich Konrad zu Magdalena ins Gefängnis. Er kam allein und trug ein Büßergewand. Trauer stand ihm im Gesichte. Es war das erste Mal seit Alberts Schlichtung und Magdalenas Umzug ins weiße Haus, dass ich ihn wiedersah. Obwohl ich ihn nicht nur wegen meiner Schande, sondern auch wegen des von ihm veranlassten hinterhältigen Angriffs auf El Arab und wegen der ungerechten Verhaftung meiner hohen Herrin hätte abgrundtief hassen müssen . (der Tod meines Bruders Rignaldo war ja leider nicht so ungerecht, wie es
Weitere Kostenlose Bücher