Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
Vom Netzwerk:
Möglichkeit. Wenn sie uns beim Umladen der Lieferungen im Hafen entdecken sollten, dann greift eben der ursprüngliche Plan, wir werden ein Ablenkungsmanöver starten. Falls unseren Schiffen eine Razzia droht, werden wir das rechtzeitig erfahren, verlasst euch darauf. Dann sorgen wir einfach für ein kleines Feuerchen an Bord eines der deutschen Schiffe, die im Hafen liegen. Und was die Brauerei anbetrifft, so habe ich eine gute Nachricht: In Qingdao wird es bald eine Germania-Brauerei geben, eine deutsch-englische Aktiengesellschaft. Die Engländer haben unserer Sache schon oft geholfen, zum Beispiel als Meister Kang Youwei fliehen musste. Außerdem fügen sie den Deutschen insgeheim gerne den einen oder anderen Schaden zu, auch wenn sie vorne herum sehr freundlich tun. Gouverneur Zhou Fu hat sich bereits eine Option auf Brauerei-Anteile gesichert. Und das Beste daran: Generalagent ist die Firma Slevogt & Co aus Shanghai. Das sind seriöse Geschäftsleute, die einen hervorragenden Deckmantel bieten. Unsere Freunde in Shanghai werden auch ohne deren Wissen eine Möglichkeit finden, damit wir die Schiffe mit den Lieferungen für die Brauerei wieder für unsere Zwecke nutzen können. Soweit ich weiß, werden die ersten Teile für die Brauanlage demnächst erwartet.»
    «Und was machen wir, werter Herr Liu, wenn uns diese beiden deutschen Sergeanten verraten?», erkundigte sich einer der anderen Männer. «Sollten wir sie nicht besser aus dem Weg schaffen?»
    «Gemach, meine Freunde. Das wird nicht notwendig sein. Jemand erinnerte mich unlängst daran, dass man die Kraft des Gegners so umlenken kann, dass sie den eigenen Zwecken dient. Dieser Braumeister ist ja glücklich außer Landes. Er lebt jetzt in Korea. Und was die beiden Sergeanten anbetrifft – nun, wir werden uns den Umstand zunutze machen, dass die Deutschen unbedingt verhindern wollen, dass in Berlin jemand von den illegalen Waffengeschäften erfährt. Ich habe da schon einen Plan.»
     
    Eine Woche später wurde Konrad wieder aus der Kaserne abgezogen – ohne jegliche Begründung. Er hatte außerdem den Eindruck, als habe sich das Benehmen Fauths ihm gegenüber geändert. Sie waren nicht mehr so oft zusammen wie früher, der Artilleristenmaat blieb distanziert.
    Konrad nahm die Sache zunächst nicht allzu tragisch. Ein Konzert reihte sich an das nächste, er hatte kaum Zeit nachzudenken. Doch dann mehrten sich die Anzeichen und in Konrad verdichtete sich das Gefühl, dass Fauth ihm nicht mehr traute. Er erhielt nur noch unwichtige Aufträge – einen Brief dorthin zu bringen, einen anderen dahin. Und wann immer er sich bei ihm nach dem Stand der Ermittlungen erkundigte, bekam er eine nichtssagende Antwort. Auch Eugen Rathfelder verhielt sich reserviert.
    Der Einzige, mit dem er noch einigermaßen offen sprechen konnte, war Tang. Aber auch dieser wusste zunächst keine Erklärung. «Meinst du, dass bei den Ermittlungen etwas zutage gefördert wurde, das dich belastet? Bist du etwa auch in diese illegalen Geschäfte verstrickt?», fragte er schließlich.
    Konrad Gabriel war perplex. Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Nur so war das völlig veränderte Verhalten der Menschen in seiner Umgebung zu erklären. «Was soll ich nur tun, Tang? Wie kann ich mich gegen Vorwürfe zur Wehr setzen, von denen ich noch nicht einmal weiß, wie sie lauten?»
    Der Freund versprach, sich unauffällig umzuhören. Außerdem bekam Konrad Hilfe von unerwarteter Seite. Chinesenpolizist Wang Zhen gab ihm den ersten Hinweis darauf, dass Tangs Vermutung richtig war. «Deutscher Polizeichef sagen in geheimer Runde, dass illegale Waffen erst im Land, nachdem Musiker aus Tientsin gekommen. Habe gehört», berichtete er.
    «Das ist nicht wahr, Wang. Ich habe nichts damit zu tun!»
    «Wang glauben. Aber nicht andere.»
    Konrad beschloss, Fauth direkt mit seinen Vermutungen zu konfrontieren. Dieser hörte seinen Unschuldsbeteuerungen mit unbewegter Miene zu.
    Am nächsten Tag wurde er zu Truppel zitiert. Zu seiner Überraschung war außer Fauth und dem Polizeichef Schöller auch Richard Wilhelm anwesend. Der Gouverneur machte keine großen Umschweife.
    «Haben Sie etwas damit zu tun, Soldat?»
    Konrad war einigermaßen ratlos. «Zu Befehl, Exzellenz. Womit, Exzellenz?»
    Truppel machte eine ungeduldige Handbewegung. «Sollten nicht versuchen, sich dumm zu stellen, was. Mit diesen illegalen Waffenschiebereien natürlich», erklärte er gereizt.
    «Nicht dass ich wüsste, Exzellenz.

Weitere Kostenlose Bücher