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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Geheimnis. Deutsche sehr böse über Tod, schickten viele Soldaten über das Meer. Chinesischer Soldat musste später sterben. Nicht gerecht, hat doch nur gehandelt auf Befehl.»
    «Mulan -»
    Wieder unterbrach sie ihn: «Danach ist alles noch viel schlimmer. Chinesische Christenmenschen und wir suchen Hilfe, klopfen an viele Türen. Doch keine offen, alle schicken uns weg. Egal, ob Missionar, egal, ob Priester. Viele von diesen Leuten schon sicher in Gesandtschaften der Fremden. Wir draußen. Und den Soldaten egal, ob Christ oder nicht. Immer wieder kommen durch die Straßen, brüllen, schießen. A-Ting und ich laufen zur großen Kirche im Süden.»
    «Zur Südkathedrale?»
    «Ja. Denken, dort vielleicht Schutz. Doch als wir dort sind, sehen wir viele, viele Tote. Große Kirche schwarz vor Ruß, Menschen darin verbrannt. Danach leben mit den anderen Chinesen-Christen am Abwasserkanal. Kanalstraße. Immer mehr Menschen, kommen dorthin, am Ende Tausende. An dieser Straße auch Häuser der Briten, Russen und Amerikaner, gegenüber von Gärten des Prinzen Sun. Ausländer sind alle im Haus der Engländer. Machen manchmal im Garten Picknick. Haben viel zu essen.»
    «Du meinst die Gesandtschaften?»
    «Ja. Und Palast des Prinzen Sun mit großen Gärten. Prinz auch fort. Alles leer, nur noch chinesische Christen darin. Aber niemand lässt uns hinein. Kein Platz für andere chinesische Christen, außer auf Straße.
    Amah und ich beschlossen, zur Kathedrale im Norden zu gehen. Vielleicht dort Dach und Essen. Konnten hinein, gab aber kein Essen. A-Ting immer wieder auf der Suche nach Meili. Und eines Tages, weiß nicht wie lange, Meili kommt mit Diener. War zurückgekehrt in ihr Haus, traf A-Ting. Meili hilft. War sehr gefährlich für sie. Doch hat uns geholt. Hatte Papier der Deutschen. Ohne sie diese Frau tot. Danach war Mulan sehr lange krank. Kennt Herr Ge Kangle Gedicht von Li Taibo, großen Dichter, schon lange tot, heißt:
    Konrad war unfähig, etwas zu antworten. Sie streichelte den Kopf ihres schlafenden Sohnes und zitierte auf Chinesisch:
    «< Dreitausend Klafter lang die weißen Haare, als mäßen sie den Gram. Weiß nicht, woher in meinem blanken Spiegel des Herbstes Raureif kam.>
    Das ist Mulan jetzt. So, nun weiß Herr Ge, dass dies eine schlechte Frau ist. Hat Fremden getötet. Wird er sie verraten? Dann kommt diese Frau ins Gefängnis und muss sterben.»
    Mein Gott, was hatte sie alles durchmachen müssen! Er dachte nicht lange nach und griff nach ihrer Hand. Es durchfuhr ihn erneut wie Feuer und Eis. Er zog seine Rechte schnell zurück. «Ich dir nicht mehr helfen? Mulan! Selbst wenn es das Letzte ist, was ich in diesem Leben tue!» «Diese Frau dankt.»
    Mulan und Konrad Gabriel saßen stumm nebeneinander. Es gab nichts mehr zu sagen. Er musste die Geschichte, die sie ihm gerade erzählt hatte, erst einmal verdauen. Und den Drang unterdrücken, sie in die Arme zu nehmen, das Leid wegzustreicheln, von ihren Lippen und aus ihren Augen zu küssen, sie alles vergessen zu machen, was sie erlebt hatte. Sie hatte nur kurz von ihren Eltern gesprochen, aber er ahnte, dass sich auch hinter diesen Worten eine schreckliche Geschichte verbarg. Sie war so jung und doch schon so alt, hatte Furchtbares erlebt. Er fragte nicht mehr, warum sie aus dem Haus von Liu Guangsan geflohen war. Nach allem, was sie ihm erzählt hatte, wusste er, sie hatte einen guten Grund gehabt.
    Sie gab ihm die Antwort schließlich selbst, zumindest teilweise. «Bin gegangen, weil ich nicht noch einmal töten wollte. Hätte das fast getan. Herr Liu hat Mulan verraten. Aber auch diese Frau hat eine Ehre, hat Stolz. Frauen auch etwas wert. Nicht nur Sache. Auch diese Frau hat eine Seele, spürt Schmerz, spürt Liebe…»
    Ja, Frauen waren etwas wert. Martha, seine Schwester, Martha, die so ganz anders war als die junge Frau, die ihm hier gegenübersaß und ihr Kind in den Armen wiegte, Martha hatte es ihm vorgelebt. Martha und Mulan – beide waren sie stark. Kämpferinnen. Martha wusste es. Mulan wusste es noch nicht. Ihre Seele stand noch immer unter Schock, war betäubt wie nach einer Narkose. Doch sie würde aufwachen, gesunden. Und dann würde sie ihren wahren Wert und ihre innere Kraft erkennen. Er wünschte, er könnte diesen Tag an ihrer Seite erleben. Wie alle anderen Tage seines restlichen Lebens.
     
    Wang Zhen kam in den Raum. Er sah sie dort sitzen, den Mann und die Frau, stumm, aber mit

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