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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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wichtig. Menschen hatten nur Angst wie wir. Ihre Häuser alle kaputt, Kinder weinten. Mütter kein Essen mehr für Babys. Fingen Ratten, Mäuse, wie sagt man – Kakerlaken? Manche suchten Tiere am Kopf, Läuse. Und aßen. Hunger war so schlimm. Schliefen auf Straße. Mulan und A-Ting auf der Suche nach Essen. Betteln. Doch niemand geben, alle Menschen Hunger. Reiche Chinesen fort oder bleiben in Häusern, machen ihre Türen nicht auf. Doch Mulan und A-Ting nun zusammen mit anderen Leuten. Nicht mehr immer allein. Waren an einem Tag bei einer Mauer. Hatamenstraße. Auch viele andere Leute dort. Machten Übungen. Tai Chi. Da kamen Soldaten. Später sagten sie, einer mit Namen Ketteler. Wichtiger Mann. Böser Mann. Konnte aber nicht sehen. Weiß nicht, ob stimmt. Haben einfach auf Menschen geschossen. Soldaten auch. Brüllten, wir alle Yihetuan. Doch keine Boxer, nur Leute. So furchtbar, überall Blut.»
    Mulan schluchzte auf, fasste sich aber sofort wieder.
    Konrad Gabriel konnte es kaum mit ansehen. «Sie müssen nicht weitererzählen.»
    «Doch, muss. Damit Herr Ge Kangle versteht. So viele Menschen tot. Warum? Hatten nichts getan!»
    «Mulan!»
    Sie bedeutete ihm zu schweigen.
    «War am Nachmittag. Juni wie jetzt.»
    «Moment, Sie meinen den deutschen Gesandten Baron von Ketteler?»
    «Ja, diesen. Konnte Mann nicht erkennen. Weiß nicht, ob er es war, habe nur gehört. Aber Deutsche schießen und schießen. Keine Yihetuan, wirklich. Mulan läuft fort. Schreckliches Durcheinander. Alle schreien, stöhnen. Diese Frau will nur fort. Plötzlich ist Mulan alleine. Keine A-Ting. Amah ist verschwunden. Diese Frau ist so verzweifelt, nun ganz allein, überall Blut. Kann nicht mehr laufen. Füße schmerzen, muss stehenbleiben. Da kommt Soldat. Sieht diese Frau, packt sie am Ärmel. Seine Augen – Mulan weiß, was er will. Diese Frau wehrt sich, beißt, kratzt mit ganzen Kräften. Ärmel reißt ab. Will fortlaufen, doch der Mann fängt Mulan wieder ein. Hält diese Frau fest, reißt an ihrem Kleid. Diese Frau schreit, ganz laut, doch niemand hört. Dann drängt der Mann sie in die Hausecke, greift…»
    Sie brach ab.
    Konrad konnte kaum noch atmen. Mein Gott, was hatte dieser Soldat ihr angetan?
    «Frau Mulan, was ist geschehen? Um Himmels willen. Was hat dieser Mann getan?»
    «Mulan hatte kleines Messer», sagte sie leise. «Soldat vorher tot. Habe nie gesprochen. Große Furcht vor Gefängnis. Auch A- Ting weiß nicht. Nicht Meili. Niemand. Nur Ge Kangle jetzt.»
    Er musste es fragen, auch wenn er die Antwort lieber nicht hören wollte.
    «War es einer von meinen Leuten, ein Deutscher?»
    «Ein Soldat. Weiß nicht», antwortete sie.
    Sie rang um Fassung.
    «Mulan, ich…»
    «Lass weiter erzählen. Menschen schreien noch immer, laufen davon. Da ich finde A-Ting wieder. War so froh! So sehr froh! Nicht mehr allein. Füße bluten und bluten, Schuhe auch kaputt. Kann nicht weiter. A-Ting, alte Amah, hat Mulan getragen zurück zu chinesischen Christen. Dort vielleicht mehr Schutz. Andere Frau, selbst arm, gibt Mulan Tücher für Füße und Wasser. Werde nie vergessen.»
    Wieder bat sie ihn mit einer Handbewegung zu schweigen.
    «Mulan eines Tages wieder allein, sucht Schutz in Torecke von Haus. So schwach. Meili noch immer nicht gefunden. Amah wieder unterwegs, zu fragen nach Meili. Diese Frau kann nicht so gut laufen, so warten auf Amah. Kommen zwei Sänften, wollen zum Yamen, kann ich sehen. In der einen dieser Mann. Ketteler, sagen die Leute hinterher.»
    «Wieder der deutsche Gesandte Ketteler?»
    «Ja. In der anderen Übersetzer. Cordes. Kenne Namen inzwischen. Ist Nachmittag. Zwei grüne Sänften, zwei Reitknechte. Dann kommt chinesischer Soldat. Mütze mit 6. Rangknopf, blaue Feder auf dem Kopf. Hat Befehl. Schießt in eine Sänfte. Später ich gehört, Ketteler tot. Dann geht zur Sänfte von Cordes. Übersetzer verwundet, springt aus Sänfte, läuft fort in Seitenstraße. Soldat hätte töten können, doch kehrt um, lässt Cordes laufen.»
    «Willst du damit sagen, dass ein regulärer chinesischer Soldat den deutschen Gesandten getötet hat, keiner dieser Boxer?» Ohne dass er es gewollt hatte, war Konrad zum vertraulichen Du übergegangen.
    «Ja, hatte Befehl. Deutscher Ketteler böser Mensch, sagen Leute. Da hat Soldat Befehl bekommen.»
    «Mulan, das ist unglaublich! Es hieß, die Boxer hätten Ketteler umgebracht.»
    «Keine Yihetuan, nein, glaube nicht. War Soldat, sicher. Aber bitte niemandem sagen. Großes

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