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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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die Zessarewitsch außerdem an Backbord zwei Unterwasserschüsse abbekommen hatte. Tonnen von Wasser strömten in den Rumpf und machten das stolze Flaggschiff der Russen fast manövrierunfähig. Der Fockmast war so stark zerschossen, dass er zu fallen drohte. Die Kohlen reichten auch nicht mehr für die Fahrt nach Wladiwostok. Die nautischen Instrumente waren zerstört, auch die meisten der Seekarten. Deshalb war der einstmals so großartige Kreuzer fast die ganze Nacht im Kreis herumgefahren. Dem ersten Offizier, der das Kommando für den verwundeten Kapitän übernommen hatte, blieb keine andere Wahl, als den nächsten neutralen Hafen anzulaufen. Und das war Tsingtau. Die Zessarewitsch ging am 11. August um 21 Uhr dort vor Anker. Am Ufer standen ganze Menschentrauben und schauten zu.
    Offiziere und Besatzung waren völlig erschöpft, acht Mann und vier Offiziere tot, es gab 50 Verwundete. Diese wurden eiligst ins Lazarett geschafft. Truppel sah nur eine Möglichkeit, die Neutralität der Deutschen zu demonstrieren: Er setzte allen russischen Schiffen eine dreitägige Frist zum Auslaufen. Doch jeder wusste, dass dies unmöglich war. Sie waren zu schwer beschädigt.
    Und da tauchte am Horizont vor der Bucht von Kiautschou plötzlich ein japanisches Geschwader auf. Die Anspannung der Beobachter am Ufer war kaum noch zu steigern. Konrad starrte für kurze Zeit mit offenem Mund auf diese Demonstration japanischer Stärke. Was würden die Japaner tun? Würden sie sich damit begnügen, den Hafen zu blockieren? Die russischen Schiffe beschießen? Von der Veranda des Gouverneurshauses aus hatte man einen halbwegs guten Blick auf die Szenerie, nur der Klaraberg verdeckte etwas die Sicht. Dort drängelten sich die Offiziere und rissen sich um die wenigen Ferngläser, die so schnell aufzutreiben gewesen waren. Jeder hatte eine andere Meinung. Aber alle wussten, die deutsche Marine war zur Tatenlosigkeit verurteilt. Es galt, die Neutralität der Kolonie zu bewahren. Am Ufer versammelten sich immer mehr Schaulustige.
    Da löste sich eines der japanischen Schiffe aus dem Blockadeverband und steuerte mit großer Fahrt auf die Tsingtau-Reede zu. Truppel hielt es nicht mehr an seinem Ausguck. Mitkommen, befahl er einigen Seesoldaten. Dann begab er sich hinunter zur Reede. Konrad beobachtete, dass der japanische Kommandant an Land kam und mit dem Gouverneur diskutierte. Anschließend salutierte er und begab sich wieder auf sein Schiff.
    Truppels Stirn zeigte tiefe Falten, als er zurückkam. «Fauth, Gabriel, zu mir», brüllte er. Jeder der Stabsoffiziere und der Damen, die sich inzwischen trotz des energischen Widerstands der Wachposten hinzugesellt hatten, hatte auf Aufklärung über die Absichten der Japaner gehofft. Und nun das. Truppel nahm die Enttäuschung nicht zur Kenntnis, sondern stapfte in sein Arbeitszimmer. Den Adjutanten, die nachfolgen wollten, wurde die Türe vor der Nase zugeschlagen.
    Der Gouverneur winkte Fauth an seinen Schreibtisch. «Der Japaner wollte wissen, was wir mit den Russen vorhaben. Wenn ich das selbst wüsste! Stecken in einem verdammten Schlamassel, was? Können die Russen doch unmöglich den Japanern ausliefern, was? Doch Togo besteht darauf. Müssen einen Ausweg finden und gleichzeitig völlig neutral bleiben. Vertrackte Situation! Wenn wir nur Genaueres darüber wüssten, was die Japaner tun, wenn wir die Russen nicht ausliefern! Fauth, baue auf Sie. Lassen Sie Ihre Beziehungen spielen. Werde so lange versuchen, die ganze Bagage hinzuhalten. Aber beeilen Sie sich. Nehmen Sie eine Pinasse, folgen Sie dem japanischen Offizier, der gerade an Land war, finden Sie auf inoffizieller Ebene heraus, wie die Befehle lauten. Offiziell sagen sie nichts. Werde die Signalstation anweisen, dem japanischen Kreuzer mitzuteilen, dass er noch nicht auslaufen soll, und Kurier mit besonderer Botschaft ankündigen.»
    Fauth salutierte. «Zu Befehl, Exzellenz.»
    «Danach umgehend Meldung bei mir. Nur bei mir, verstanden! Gabriel!»
    «Zu Befehl, Exzellenz.»
    «Laden Sie Ihre Waffe und nehmen Sie genügend Munition mit. Sie werden Fauth den Rücken freihalten und ebenfalls Augen und Ohren aufsperren, verstanden! Also los, Männer.»
    «Jawoll, Exzellenz.»
    Konrad spürte die wütenden Blicke der zurückbleibenden Offiziere wie Stiche in seinem Rücken, als er hinter Fauth her aus dem Zimmer stürmte. Er wusste, er würde die Rechnung für die Zurücksetzung der offiziell Zuständigen früher oder später serviert

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