Die Konkubine
von japanischen Marinesoldaten aufgebaut. Als die Gäste erschienen, ertönten scharfe Kommandos. Die Trommel wurde gerührt und Signalhörner ertönten. Fritz Fauth stand für einen Moment wie festgenagelt und marschierte dann in militärisch zackiger Haltung durch diese Ehrenformation hindurch. Auch wenn er es nicht zeigen wollte, er war gerührt. «Ich habe es dir schon oft gesagt, mein Freund, wir würden uns geehrt fühlen, wenn du zum japanischen Heer übertrittst. Für dein Fortkommen würde ich schon sorgen», versprach Korvettenkapitän Sato.
Konrad glaubte langsam nicht mehr an eine zufällige Begegnung. «Die Japaner müssen Sie sehr schätzen, eine solche Ehre wird sonst nur höheren Offizieren zuteil. Werden Sie übertreten?» Er hatte sich die Frage einfach nicht verkneifen können.
Von Fauth kam nur ein Brummen. Es klang so ähnlich wie «Klappe».
«Fauth, Mann, wo bleiben Sie! Haben uns Sorgen gemacht. Hätten sich denken können, dass wir den Kreuzer der Japaner von der Gouverneursvilla aus nicht sehen. Wird vom Berg verdeckt. Außerdem ist es jetzt dunkel. Mann, Sie haben sich wirklich Zeit gelassen. Der Japaner ist schon ausgelaufen. Dachten schon, Sie sind an Bord geblieben.»
Truppel wirkte erschöpft und zog die Schultern hoch, als ob ihn fröstelte, trotz der Jahreszeit. Sogar der Bullerofen brannte. Es war so heiß und schwül im Zimmer, dass Konrad das Gefühl bekam, gleich ersticken zu müssen. Es war August! Dann erinnerte er sich wieder an das Gerücht, das besagte, Truppels Gesundheit sei angeschlagen. Fauth reichte ihm stumm die Zeichnung.
«Und? Was ist passiert? Was haben sie vor?»
«Nachdem das Kesseltreiben erledigt war, kam das Geschwader hierher. Der Befehl lautet, die Schiffe der Russen im Hafen unschädlich zu machen beziehungsweise ihren Ausbruch aus der Kiautschou-Bucht zu verhindern.»
Konrad schaltete ab. Das kannte er alles schon. Er war hundemüde. Das Gespräch der Männer zog sich hin, Truppel erkundigte sich nach jedem Detail. Erst im Nachhinein fiel ihm auf, dass Fauth nichts von Sato erzählt hatte. Warum? Weil er sein eigenes Süppchen kochte? Um unentbehrlich zu bleiben? Spekulierte er auf eine Beförderung? Oder weil Truppel ohnehin Bescheid wusste? Er würde wohl kaum eine Antwort bekommen. Jedenfalls war Fauth so gut über alles unterrichtet wie kein anderer.
Truppel schlug Fauth auf die Schulter. «Gute Arbeit. Endlich Handfestes. Da schauen Sie, die offiziellen Telegramme aus Tschifu. Steht kaum etwas drin. Die Russen hüllen sich auch in Schweigen. Habe Kommission auf die Schiffe geschickt. Die Technikfritzen sind immer noch an Bord. Ach Fauth, kein Wort über den Japaner! Falls die Adjutantur etwas wissen will – immer zu mir schicken. Sie auch, Gabriel.»
«Jawoll, Exzellenz.»
In diesem Moment wurden der Kommandant und der Erste Offizier der Zessarewitsch gemeldet. Truppel ließ sie hereinbitten. Damit waren auch Fauth und sein Begleiter entlassen. Konrad sah im Hinausgehen, dass die Männer Seekarten auf dem großen Tisch im privaten Arbeitszimmer des Gouverneurs ausbreiteten. Truppel stand die nächste lange Nacht bevor. Auch Konrad Gabriel konnte nicht schlafen. Ob der Gouverneur es schaffte, die junge deutsche Kolonie aus diesem Krieg zwischen Russland und Japan herauszuhalten?
Es gab viele Menschen in Tsingtau, Männer und Frauen, die sich darüber Gedanken machten und sich schlaflos in ihren Betten wälzten.
Die russischen Kriegsschiffe dümpelten derweil nebeneinander an der Mole im Großen Hafen. Die Wellen plätscherten eintönig gegen die Bordwand, während die Matrosen um die Wette an den Pumpen arbeiteten, um das Wasser, das durch die Einschusslöcher in die Schiffe drängte, wieder herauszubekommen. Zum Meer hin wurden die Flüchtlinge inzwischen durch Schiffe der deutschen Marine vor weiterem feindlichen Beschuss beschützt. Das japanische Geschwader kreuzte indes am Horizont vor der Bucht, dunkel und bedrohlich, die Kanonen auf Tsingtau gerichtet. Die Japaner warteten auf das Ende der Frist zum Auslaufen, die Truppel den Russen gesetzt hatte – hatte setzen müssen, um sein Schutzgebiet aus der Schusslinie zu halten.
Kapitel 18
KONRAD TATEN DIE FÜßE WEH. Den ganzen Tag über hatte Anna Truppel ihn mit Botschaften hin- und hergescheucht. Nun war er auf Geheiß der Gouverneursgattin im Gefolge Fauths mit Wein und Blumen aus ihrem Garten zu den verwundeten Offizieren unterwegs. Diese sollten anlässlich des Geburtstages seiner
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