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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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bekommen. Er hoffte auf sehr viel später und wünschte sich, er hätte auch jemanden, der ihm den Rücken freihielt.
    Die Sicherheitsmaßnahmen erwiesen sich als unnötig, und zwar auf eine überraschende Weise. Der japanische Kreuzer hatte an der Tsingtau-Reede gewartet. Die beiden Deutschen wurden sofort zum japanischen Kommandanten eskortiert und dort bemerkenswert freundlich empfangen. Der Offizier kam ihnen sogar entgegen.
    Freundlich hörte er sich Fauths Vortrag darüber an, was Gouverneur Truppel zu wissen wünschte. Konrad Gabriel musterte derweil intensiv einen Korvettenkapitän, der sich etwas abseits hielt. Das Gesicht kannte er doch! Er konnte sich nur nicht erinnern, woher. Der Japaner grinste ihm zu und legte den Finger an die Lippen. Da fiel der Groschen. Bei Gott, das war Sato Takashi, der japanische Freund Fauths. In der Uniform eines Offiziers der japanischen Marine! Natürlich, deshalb war er immer wieder verschwunden. Er arbeitete als Geheimagent. Ob Fauth vom Doppelleben des Mannes wusste, den er als seinen Freund bezeichnete? Hatte er ihn überhaupt bemerkt? Seltsam. Wusste Truppel, dass dieser Japaner an Bord war, und hatte Fauth deshalb geschickt? Wusste Fauth davon?
    Konrad fand keine andere Erklärung. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Gespräch zwischen dem Kommandanten und dem Maat zu. Der Japaner versicherte dem inoffiziellen Botschafter gerade mehrmals, dass derzeit kein Beschuss der russischen Schiffe geplant sei, die im Hafen von Tsingtau Zuflucht gefunden hatten. Allerdings könnten sich die Russen natürlich nicht auf ewig dort verkriechen.
    Fauth versicherte ihm seinerseits, das sei auch keinesfalls geplant. Truppel habe den Russen bereits eine Frist gesetzt. Sie müssten binnen drei Tagen auslaufen. Die Deutschen würden sich in dieser Sache strikt neutral verhalten. Allerdings müsse auch klar sein, dass die russischen Verletzten aus humanitären Gründen in die Spitäler gebracht würden. Doch bei aller Neutralität: Die deutsche Marine werde keinesfalls tatenlos zuschauen, wenn die Japaner die russischen Schiffe im Hafen enterten, abschleppten und dann womöglich in Grund bohrten – so wie es in den chinesischen Häfen Taku und Weihai unter den Augen und mit stillschweigender Duldung der Engländer geschehen war. Der japanische Kommandant verzog keine Miene und versicherte, dies sei nicht vorgesehen.
    Konrad hätte Fauth am liebsten am Ärmel gezupft und auf Sato aufmerksam gemacht.
    Eine Ordonnanz stellte eine Flasche Sekt auf den Tisch. «Sie haben übrigens einen Freund hier an Bord», erklärte der Japaner. Konrad konnte sich nicht entscheiden, ob Fauths Verblüffung echt oder gespielt war, als sich Sato zu ihnen gesellte.
    «Teufel noch eins! Das ist mal eine Überraschung!»
    «Ich freue mich, dich zu sehen, Fritz», sagte Korvettenkapitän Sato schmunzelnd. «Ich habe übrigens auch eine Havanna dabei.»
    Dann wurde es erst einmal gemütlich, zumindest, soweit die Umstände das zuließen. Selbst Konrad bekam einige Schlucke Sekt ab, während die Herren die Kabine des Kommandanten mit Zigarrenrauch vernebelten und sich über die Einzelheiten der Seeschlacht unterhielten, für die sich die Deutschen ebenfalls brennend interessierten. Schließlich kamen sie aus erster Hand. Wieder wunderte er sich über die Gesprächigkeit der Japaner.
    Soweit Konrad die Schilderungen verstand, war die Pazifikflotte der Russen schwer beschädigt. Obwohl die russischen Schiffe sogar für einige Zeit aus dem Gesichtskreis der Verfolger entkommen konnten, hatten die Japaner die meisten der Ausbrecher bei der Seeschlacht in Höhe des Schantung-Vorgebirges in den Hafen von Port Arthur zurückgeschlagen und vollends vernichtet. Sato erklärte dies völlig sachlich, konnte aber eine gewisse Genugtuung nicht verhehlen. Auf einem Zettel zeichnete Takashi in aller Eile die einzelnen Stellungen ein, die Schlachtordnung der Schiffe sowie die Gefechtstaktik der Japaner. Der Kommandant unternahm nichts, um ihn zurückzuhalten. Im Gegenteil, er ergänzte sogar einige Details und lächelte, als sein Korvettenkapitän verlauten ließ: «Da doch in einigen Tagen alles durchgesickert sein wird und alle Welt dann weiß, was sich hier abgespielt hat, sollst du wenigstens der Erste sein, der die Tatsachen kennt. Sie werden deinen Herrn und Gebieter sicher brennend interessieren.»
    Als es wieder von Bord ging, geschah etwas sehr Ungewöhnliches: Links und rechts des Fallreeps hatten sich zwei Reihen

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