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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Königlichen Hoheit Admiral Prinz Heinrich von Preußen «wenigstens auch einige Annehmlichkeiten haben». Ein Vorwand. Natürlich. Fauth bekam so Gelegenheit, sich umzuhören.
    Der Maat ging von einem Bett zum anderen und wechselte dabei immer mal wieder einige Worte mit einem der Verwundeten. Die jungen Russen waren dankbar für ein paar Aufmunterungen und die Ablenkung. Sie wirkten zutiefst niedergeschlagen. Konrad schämte sich für die Finte. Dabei tat Fauth nur, was Truppel ihm befohlen hatte: sich umhören, so viel herausfinden wie möglich. Der Gouverneur musste umfassend im Bilde sein, damit das Schutzgebiet nicht in diesen Krieg hineingezogen wurde. Dennoch, der Mann wurde ihm langsam unheimlich. Allerdings war dies nicht die letzte Demonstration Fauth’scher Schauspielkunst, die Konrad miterleben sollte.
    Viele der Verwundeten verstanden Fauths Pidgin-Englisch. Einer, ein gebürtiger Balte, sprach sogar etwas Deutsch. Die Eltern waren deutscher Abstammung. Fauth nutzte das und verwickelte den jungen Seeoffizier in ein ausgiebiges Gespräch. Dieser taute immer mehr auf, angetan von den Komplimenten für sein geliebtes Russland. Außerdem: War denn nicht die Schwester der Zarin die Frau des deutschen Prinzen? Schließlich gab er Fauth sogar ein Empfehlungsschreiben an einen seiner Kameraden an Bord der Zessarewitsch mit.
    Konrad hoffte danach auf eine Mütze Schlaf, doch auch in der Nacht zum 13. August wurde er aus seinen schwülen Sehnsuchtsträumen gerissen. Er bekam Mulan nicht aus dem Kopf.
    Ihr Bild begleitete ihn Tag und Nacht. Die Art, wie sie mit ihren kleinen, gebundenen Füßen mehr glitt als ging, wie sie lächelte, wie sie ihren Kopf mit den kunstvoll hochgesteckten Haaren hielt, wenn sie ihm zuhörte, ihre schmalen Hände. Ihre zierliche Gestalt im Gegenlicht vor der untergehenden Sonne am Strand, als sie sich damals am Tempel getroffen hatten. Ihre anfängliche Angst vor dem fremden Teufel, der Tag, an dem sie ihm endlich ihr Vertrauen geschenkt und ihr schreckliches Geheimnis erzählt hatte. Und er? Er hatte nichts Besseres gewusst, als sie zu verraten.
    Fauth machte keine großen Umstände, um den Gefreiten Gabriel in die Wirklichkeit zurückzubefördern. «Aufwachen, los! Schlafen können Sie noch lang genug», brüllte er in einer Lautstärke, die selbst die Straßenköter aus ihrer Nachtruhe aufschreckte. Sie begannen zu kläffen. So war es kein Wunder, dass der eine oder andere Nachbar die Gardine leicht zur Seite zog und beobachtete, wie sich ein energischer Fritz Fauth und ein verschlafener Gefreiter Gabriel auf den Weg zum Hafen machten. Konrad erkannte schnell, wohin es ging: zum russischen Flaggschiff. Die einst so stolze Zessarewitsch war keine angenehme Unterkunft mehr, sondern in einem beklagenswerten Zustand. Der Beschuss der Japaner hatte üble Verwüstungen angerichtet. Als Fauth das Schreiben aus der Tasche zog, das ihm der junge Russe gegeben hatte, kamen sie problemlos an Bord und sahen das ganze Ausmaß der Zerstörung.
    «So, jetzt geben Sie Acht, Gabriel, jetzt werden wir mal sehen, was wir hier erfahren können», raunte Fauth ihm zu. Der Adressat des Empfehlungsschreibens war ein junger Leutnant. Er begrüßte die beiden Besucher ebenfalls in deutscher Sprache. Wie es schien, waren nur die Wachmannschaften an Bord des russischen Schiffes geblieben. Die übrigen Männer verbrachten die Zeit an Land oder im Lazarett. Konrad war nicht wohl in seiner Haut.
    Der junge Seeoffizier war aufgrund des Schreibens seines Kameraden völlig arglos. Er führte die Gäste sogar in die ansonsten für Außenstehende geheimen Räume. In einem entdeckte Konrad einen Geheimschrank. An dem kurzen Blick, mit dem Fauth den Tresor betrachtete, erkannte er, was sein Vorgesetzter hier wollte. Er hatte es auf die geheimen Schiffsdokumente abgesehen, die russischen Seekarten und die Befehle. Ihm wurde heiß und kalt.
    Fauth hatte sein Erschrecken bemerkt und warf ihm einen warnenden Blick zu. Dann grinste er und zwinkerte Konrad hinter dem Rücken des jungen Russen kurz zu. Der Seeoffizier bemerkte nichts von alledem, er war zu sehr damit beschäftigt, die beiden Deutschen auf die schlimmen Beschädigungen hinzuweisen. Ihm standen dabei die Tränen in den Augen. Konrad konnte es ihm nachfühlen, denn auf der Zessarewitsch sah es aus, als wäre ein Tornado über das Deck hinweggefegt. Die Mannschaft hatte es bisher nur sehr unzulänglich geschafft, wenigstens die gefährlichsten Trümmer aus dem

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