Die Konkubine
nicht.
Schließlich erhob sich der alte Tang aus seinem Ohrensessel. Sie stand ebenfalls auf und ging auf ihn zu. Er legte ihr die Hände auf die Schultern. «Bao Wenli, sei willkommen in meinem Haus.»
Danksagung
In jeder Familie gibt es Geschichten, die von einer Generation zur nächsten weitergereicht werden. Schon als Kind hörte ich von meinem Großvater, «der beim Boxeraufstand in China war». Und schon damals fand ich das ungeheuer faszinierend. Ich habe meinen Großvater nie persönlich kennengelernt. Er starb wenige Monate, bevor ich auf die Welt kam. Doch sein Foto, das ihn als Mann von etwa sechzig Jahren und mit einem großen Mal auf dem Oberkopf zeigt, hängt seit jeher in meinem Büro.
Als mich Lukas Trabert vom Verlag Josef Knecht in der Idee bestärkte, einen Roman über die Deutschen in Qingdao zu verfassen, und als auch noch herauskam, dass mein Großvater dort gewesen sein musste, wo bis heute Bier auf der Grundlage eines deutschen Rezeptes gebraut wird, habe ich die Gelegenheit begeistert ergriffen, Adolf Konrad Gabriel, geboren am 14. Februar 1880 in Patschkau, ein wenig besser kennenzulernen.
Dass sein Aufenthalt in China «während des Boxeraufstandes» gewesen sein soll, entpuppte sich als Legende. Er wurde erst nach der Niederschlagung des Aufruhrs als Freiwilliger «an den Strand des deutschen Schutzgebietes am Gelben Meer gespült», wie er berichtete. Den Briefen nach zu urteilen, die er an seine Schwester Martha nach Berlin schrieb, muss er zwischen 1902 und 1904 dort gewesen sein. Ich habe aus diesen Briefen immer wieder zitiert. Dennoch ist dieser Roman keine Biographie meines Großvaters, sondern eine erfundene Geschichte auf der Basis der mir verfügbaren Informationen. Mein Großvater konnte, so weit ich weiß, auch gar nicht Trompete spielen.
Als ich mich in der Millionenstadt Qingdao auf Spurensuche nach dem «alten Tsingtau» begab, nachdem ich Dutzende von Büchern durchgearbeitet hatte, überkam mich manchmal die Befürchtung, in der Fülle des Materials zu versinken. Einmal bewegte ich mich in der «deutschen Welt» von damals, als mein Großvater als einer jener Soldaten und Kolonen nach China kam, die glaubten, die Welt könne am deutschen Wesen genesen. Und China? Das riesige Reich, geschwächt durch den Niedergang der Qing, stand damals an der Schwelle einer Revolution, bei der – nicht nur im übertragenen Sinn – kein Stein auf dem anderen blieb und nach der nichts mehr so war wie zuvor. Ähnlich tiefgreifende Veränderungen erlebte auch mein Großvater, als der Erste Weltkrieg begann und das Kaiserreich unterging.
Dann die beiden Welten von heute: das Deutschland, in dem ich lebe, und ein China, das boomt und durch die schiere Masse seiner Menschen sowie den unbedingten Willen zum Fortschritt vielen jener Nationen Respekt, wenn nicht sogar ein wenig Furcht einflößt, die damals dachten, sie könnten die Schwäche dieses uralten Reiches nutzen und sich eine Scheibe davon abschneiden.
Wenn es nicht Menschen gegeben hätte, die mir geholfen haben, die verschiedenen fremden Welten zu verstehen, ich weiß nicht, ob dieser Roman jemals zustande gekommen wäre. Ich bin dankbar für viele positive Begegnungen, zum Beispiel mit Bettina, der Enkelin von Richard Wilhelm.
Zuvorderst möchte ich jedoch Wilhelm Matzat nennen, von 1969 bis 1995 Professor für Geographie an der Universität Bonn. Er ist als Sohn eines Missionars in China geboren, anfangs dort in die Schule gegangen und hat zahlreiche Schriften zum ehemaligen deutschen Pachtgebiet veröffentlicht oder herausgegeben. Ich glaube, es gibt nichts, was er über das Pachtgebiet und die Menschen, die dort lebten, nicht weiß. Wann immer ich eine Frage hatte, er konnte sie beantworten. Unter der Internet-Adresse www.tsingtau.org hat Wilhelm Matzat bisher insgesamt 80 Tsingtauer Biografien zusammengetragen. Der zweite Teil der Website ist der «Tsingtau Chronik» gewidmet.
Ursula Ullmann, eine Frau mit unglaublicher Energie und einem riesigen Fundus an Geschichten, hat mich durch das Tsingtau geführt, das wie eine Insel im modernen Qingdao am Gelben Meer liegt. Ohne sie wäre ich in dieser Millionenstadt schlichtweg verloren gewesen. Sie lehrte mich, ihre Wahlheimat China mit ihren Augen zu sehen.
Dazu kamen jene Menschen in China und Deutschland, die sich noch erinnern konnten, die mich einluden in ihre Welt von damals und in ihr Leben heute. Zu ihnen zählt Dr. Zhou Huimin, über 80 Jahre alt, topfit und ein
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