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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Ausgang ihres Abenteuers fühlte, überlagerte sogar seinen Zorn. Der Plan schien misslungen zu sein, alles für nichts! Das würde Yuan Shikai nicht gefallen, er verzieh kein Versagen. Nicht umsonst war er inzwischen Generalgouverneur von Zhili und der mächtigste Militärführer in Nordchina. Er gebot über eine nach preußischem Vorbild gedrillte und modern ausgerüstete Armee.
    Liu Guangsan erinnerte sich noch an Zeiten, in denen Yuan alles versucht hatte, um zu verhindern, dass sich die Deutschen in Shandong ausbreiteten. Doch es gelang ihm nicht. Da änderte er seine Taktik. Er war schlau und setzte seine Soldaten in Marsch. Seine Männer kämpften gegen die Großen Schwerter und die Rebellen der Yihetuan und trieben sie nach Norden, wo es vor drei Jahren in Beijing zu einem regelrechten Krieg gekommen war. In der Provinz Shandong, dort wo die Aufstände begonnen hatten, blieb es von da an vergleichsweise ruhig, auch als Yuan Shikai Generalgouverneur geworden war und sein Protege Zhou Fu sein Nachfolger als Gouverneur von Shandong. Seither mochten ihn die Deutschen. Doch Yuan wollte mehr. Weit mehr als den Posten eines Generalgouverneurs. Deshalb musste er immer bis ins Detail wissen, was die Deutschen vorhatten. Und dafür brauchte er Mulan.
    Liu hatte keine Wahl gehabt, er musste gehorchen, trotz seiner aufkeimenden Eifersucht. Sie war als Jungfrau in sein Bett gekommen, mit einer gequälten Seele, aber einem unberührten Körper. Sie hatte viel erlebt, ihr Stolz war ihr jedoch geblieben. Sie durfte niemals erfahren, dass er hinter diesem Überfall steckte. Er kannte sie inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sie kämpfen konnte. Sie würde ihre Ehre verteidigen. Mulan, das Kriegermädchen. Sie trug diesen Namen nicht umsonst.
    Liu wusste, dass die Rettung des zerfallenden Reiches wichtiger war als seine Gefühle, und hatte schließlich stumm genickt, als der Generalgouverneur ihm den Plan unterbreitete. Durch Yuan Shikai war er zum größten und reichsten Maiban des deutschen Schutzgebietes geworden. Dieser hatte seinen inneren Widerstand dennoch gespürt. «Ich brachte sie in dein Haus, weil sie eine Rolle zu spielen hat. Wir brauchen jemanden in Truppels Nähe, ohne dass es auffällt. Es muss ja nicht zum Äußersten kommen, nicht wahr? Sie wird sich mit Fauth treffen, Tee trinken, kultiviert mit ihm plaudern und ihren mit ihrer Zurückhaltung um den Verstand bringen, so dass er ihr wichtige Dinge anvertraut. Dinge, die wir wissen müssen.»
    Der Plan war so perfekt gewesen! Sie wussten ja, dass Fauth an diesem Tag mit einigen Männern nach Licun reiten wollte und am Abend nach Qingdao zurückkehren würde. Liu sollte Mulan zum Tempel schicken und die Zeit ihrer Rückkehr so bestimmen, dass Fritz Fauth und seine Männer den fingierten Überfall sehen und sie retten mussten. Yuan Shikai war sicher, der Deutsche würde sich sofort in sie verlieben. Ja, daran gebe es gar keinen Zweifel. «Dieser Fauth ist ein enger Vertrauter des deutschen Gouverneurs und dazu noch ein Frauenliebhaber, wenn auch manchmal recht gewalttätig. Der kleine Mann liebt zarte junge Chinesinnen. Bei solchen Frauen fühlt er sich stark. Genau diesen Typ Mädchen besucht er immer auf den Blumenbooten. Mulan ist die Richtige, um ihn auszuhorchen.» Auch die Verkleidung der Männer war durchaus überzeugend und nicht dazu angetan gewesen, Verdacht zu erregen. Die Rebellen hatten noch immer Anhänger unter der Landbevölkerung und belästigten Fremde. Also war es auch glaubwürdig, dass sie seine Konkubine überfielen. Als Komprador deutscher Kaufleute gehörte er zu den Ausländerfreunden.
    Wie hatte es nur geschehen können, dass der Plan so sehr misslungen war? Lag es an den Bauerntölpeln? Dann würde er den Rest ihres Lohnes einbehalten. Dagegen konnten sie kaum aufmucken.
    Der Erste Sänftenträger trat ein und warf sich sofort zu Boden. Liu Guangsan schaute auf den Mann herab, der ebenso wenig eine Ahnung vom Urheber der Ereignisse hatte wie Mulan.
    «Wie konntet ihr so kläglich versagen? Ich sollte dich auspeitschen lassen!»
    «Es waren so viele, Herr, mindestens zwanzig. Wir haben gekämpft wie die Tiger», winselte der Mann unter Kotau.
    Liu hatte Mühe, ein Lächeln zu unterdrücken. Er wusste ja, es waren höchstens acht Angreifer gewesen. «Du lügst! Wenn es so viele waren, wie konntet ihr dann mit heiler Haut davonkommen?»
    «Sie hätten uns beinahe umgebracht, Herr. Doch dann ist der fremde Teufel

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