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Die Konkubine

Die Konkubine

Titel: Die Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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gekommen.»
    Hatte der Plan also doch funktioniert? «Wer war das?»
    «Euer niedriger Sklave weiß es nicht. Der junge Fremde trug ein Musikinstrument in einem Kasten. Er war stark und sehr groß, hatte gelbes Haar, glühende Augen und Kräfte wie ein Dämon.»
    Das war auf keinen Fall Fauth! Nicht einmal der Wohlmeinendste könnte ihn groß nennen. Erneut stieg Enttäuschung in ihm auf. «Und weiter? Rede!»
    «Dann blies der Fremde ein magisches Signal auf seinem goldenen Rohr und es kamen viele Teufel angeritten. Der Oberteufel war ein kleiner Mann mit lauter Stimme und einem fürchterlichen Bart unter der Nase. Da sind die Rebellen weggelaufen.»
    Also doch. Friedrich Fauth war aufgetaucht, ganz wie vorgesehen. Aber nicht er war der Retter Mulans, sondern der Gelbhaarige. Jetzt würde er sich bei ihm bedanken müssen. Doch wie sollte er Mulan nun mit Fauth zusammenbringen? Er musste nachdenken. «Gut, du kannst gehen.»
    «Danke, Herr, danke für Eure Güte», der Träger stand auf und schob sich rückwärts und mit vielen Verbeugungen zur Tür hinaus.
    Was nun? Liu strich sich über seinen Kinnbart. Er musste mit Truppel reden und außerdem herausfinden, wer dieser fremde Soldat war, der so plötzlich all seine Pläne durcheinandergebracht hatte. Vielleicht ließ er sich ja ebenfalls verwenden.
    Für den Besuch brauchte er noch nicht einmal einen Vorwand. Der deutsche Gouverneur war schließlich für die Sicherheit der Bewohner des gesamten Schutzgebietes verantwortlich, der Vorfall musste ihm gemeldet werden.
    Er ging nochmals hinaus und holte tief Luft. Das Mondlicht malte Schatten auf den Putz der Gebäude, die den Hof umgaben. Zur Straße hin entsprach sein Anwesen genau den Vorschriften, die der Chinesenkommissar Schrameier für Dabaodao ausgearbeitet hatte. Die Passanten sahen eine einfache, zweistöckige Fassade mit Tor, unten die Geschäfts- und oben die Wohnräume. Nur wer durch das mächtige Hoftor trat, konnte die ganze Pracht und den Reichtum erkennen, der sich hinter dem schlichten Äußeren des Gebäudes verbarg. Neben der modernen Spültoilette für die Herrschaft hatte Liu sogar einen eigenen Abtritt für die Dienstboten einbauen lassen.
    Er legte keinen Wert darauf, aufzufallen, er hatte zu viel zu verbergen. Wer auffiel, bot Angriffsfläche. Der Volksmund sagte zu Recht: «Das fetteste Schwein wird zuerst geschlachtet, der höchste Baum zuerst gefällt» Er hielt sich an die Vorschriften der Deutschen und zog aus dem Handel mit ihnen seinen Vorteil, ebenso wie sie durch ihn profitierten. Er war ein guter Komprador, und das stützte die Rolle, die er nach außen hin für Yuan spielte.
    Wer mochte der große Deutsche sein? Er sei jung, hatte der Träger gesagt. Vermutlich ein einfacher Seesoldat. Sein Leibdiener musste sich so schnell wie möglich unter Truppels Dienerschaft umhören. Maiban Liu hatte in den Dienstbotenquartieren der Häuser aller wichtigen Deutschen Augen, die für ihn sahen, und Ohren, die für ihn hörten. Truppels Koch war eine gute Quelle für Auskünfte aller Art. Die Dienstboten klatschten gern über die Vorlieben und Schwächen ihrer Herrschaften. Doch leider konnte er bei aller Schläue die Schrift der Deutschen nicht lesen.
    Ihm kam ein Gedanke. Aus Anlass der Rettung seiner Zweiten Nebenfrau würde er eine kleine Gesellschaft geben und hochrangige Europäer dazu bitten. Allen voran Gouverneur Truppel, um ihm zu danken. Den jungen Soldaten? Nein, es war unter seiner Würde, ihn förmlich einzuladen. Aber er konnte es arrangieren, dass der Mann als Truppels Leibwächter erschien. Ja, das ließ sich machen. So blieb die Etikette gewahrt.
    Soldaten! Im Allgemeinen waren es Lumpen. Sie stahlen wie die Raben, pressten den Bauern und Händlern Schutzgelder ab. «Aus gutem Eisen macht man keine Nägel, aus guten Männern keine Soldaten», das galt seit alter Zeit. Aber bei den Deutschen herrschten andere Verhältnisse. Die Mannschaften erhielten regelmäßig einen anständigen Sold. Deshalb gab es auch kaum Korruption. Es war nicht einfach, einen deutschen Soldaten zu finden, der sich bestechen ließ. Die Militärs standen bei ihren Landsleuten sogar in einigem Ansehen. Yuan Shikai war sehr klug gewesen, sein Heer nach deutschem Muster zu organisieren. Noch immer traf zu, was Meister Sunzi vor über zweitausend Jahren zur Kriegskunst geschrieben hatte: Man musste die Feinde mit ihren eigenen Mitteln schlagen und außerdem ihre internen Konflikte ausnutzen, mehr noch, sie

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