Die Konkubine
auszureden. Wird Berlin nicht gefallen, was? Wollen den Laden aber immerhin nennen. Frage mich, ob Slevogt wusste, was mit Neidhardt los ist, und sich die Schanghaier vielleicht hinter ihn gesteckt haben, um die Konkurrenz auszuschalten. Glauben Sie, es könnte einen Zusammenhang zwischen dem Ärger und der geplanten Brauerei geben, Fauth? Und wo könnte dieser Braumeister stecken?»
Fauth zuckte die Schultern. «Landmann glaubt nicht, dass das Konsortium etwas mit den Veruntreuungen zu tun hat oder ihn auf irgendeine Weise dazu verleitet haben könnte. Er denkt, Neidhardt ist noch in China. Das Reich ist groß, der Mann könnte überall stecken. Haben Exzellenz nicht Kontakte in Schanghai? Vielleicht sollte man sich sicherheitshalber über die Seriosität des Konsortiums erkundigen.»
Truppel nickte. «Gute Idee, werde kabeln. Prima Sache, so eine Telegrafenleitung, was?»
«Vielleicht wäre das zu auffällig. Das Telegramm könnte von Leuten abgefangen werden, die besser möglichst wenig über die ganze Angelegenheit wissen. Ich denke da an unseren chinesischen Freund Telegrafen-Sheng in Schanghai. Er hat enge Verbindungen zu Yuan Shikai und Gouverneur Zhou Fu. Ich denke, es ist vorläufig besser, wenn bis auf Weiteres so wenige Menschen wie möglich von der Sache wissen. Ich habe ein komisches Gefühl.»
«Gefühl? Sie? Erklären Sie das, Fauth.»
«Ich weiß nicht, ob ich richtig liege, aber könnte es nicht sein, dass der Fall des toten Heizers etwas mit dem des verschwundenen Braumeisters zu tun hat? Jedenfalls gibt es einen augenfälligen zeitlichen Zusammenhang.»
Truppel zwirbelte seinen Kaiser-Wilhelm-Bart. «Nun gut. Ist nicht auszuschließen, was? Aber Sie halten sich jetzt raus, Fauth. Das ist Schöllers Bier.»
«Jawoll, Exzellenz.» Fauths Haltung machte seinen inneren Widerspruch mehr als deutlich.
Truppel schmunzelte. «Und falls Sie etwas erfahren, ist das zufällig. Ich weiß von keinen Untersuchungen Ihrerseits, verstanden! Von keinen! Wäre ganz entschieden gegen meinen Befehl. Aber erstatten Sie mir Bericht.»
Fauth salutierte. «Jawoll, Exzellenz.» Dann drehte er sich in Richtung des Gefreiten Gabriel und befahl: «Abmarsch!»
«So, Sie sind auch hier, Soldat.»
«Jawoll, Exzellenz.»
«Fauth scheint Ihnen zu trauen.»
Konrad salutierte ebenfalls, der Perserteppich dämpfte das Klacken der Stiefelfersen.
«Wie macht er sich denn, Fauth? Noch immer zufrieden?»
Der kleine Mann murmelte etwas.
«Wie bitte?»
«So einigermaßen. Er ist ausbaufähig.»
Der Gouverneur lachte.
Konrad lachte nicht.
«Ach, Gefreiter, sollen sich schnellstens bei Frau Wilhelm melden. Die Dame hat einen Gast aus Deutschland und plant eine Landpartie, mehrere Tage, in den Lauschan, ins neue Mecklenburghaus. Mit Musik natürlich. Fauth, was ist, können Sie auf Gabriel verzichten?»
«Immer neue Fürze», murmelte dieser.
«Wie bitte?»
«Nichts, Exzellenz, natürlich, Exzellenz.»
«Hervorragend, das wäre also geregelt, was? Meine Gattin und die Kinder sind ebenfalls dabei. Muss auch mit, einer Besucherin aus Berlin flattieren. Könnten Hilfe bei den Vorbereitungen brauchen. Sollten für Bewacher sorgen. Hatten ja erst neulich wieder einen Überfall. So, jetzt aber an die Arbeit, was?»
«Zu Befehl, Exzellenz.»
«Wie ist es so im Lauschan? Ich habe gehört, es soll wunderschön sein», erkundigte sich Konrad kurze Zeit später bei seinem Vorgesetzten.
«Ist es auch», brummte dieser. «Aber nicht mit all den Weibsleuten und Gören. Die sind schwerer zu hüten als ein Sack Flöhe.»
«Was ist eigentlich das Mecklenburghaus?»
Fauth blickte ihn von der Seite an. «Ich vergesse immer, dass Sie erst nach der Einweihung im März hierher gekommen sind. Wenn es einmal ganz fertig ist, dann beherbergt das Haus Gäste und dient den Soldaten zur Erholung. Die Abteilung Berlin-Charlottenburg der Deutschen Kolonialgesellschaft hat uns dieses Heim beschert. Eine Schenkung der Wohlfahrtslotterie zu Zwecken der Verwendung für die deutschen Schutzgebiete hat die Finanzierung des Baus dann schließlich komplettiert. Wenn ich mich richtig erinnere, dann waren das 150.000 Mark. 2000 Mark hat das Hilfskomitee für Ostasien beigesteuert.»
Konrad hatte wieder etwas gelernt.
Es klopfte. Tang Huimin streckte den Kopf zur Tür von Konrads Stube herein. «Bist du fertig, Konrad? Wir müssen los, wenn wir zum Duanwu-Fest wollen. Musst du heute eigentlich spielen?»
«Tag, Tang, nein, ich
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